Die Steinzeit-Diaet
zu sich genommen haben, das viele Kohlenhydrate enthält (also alles außer Wasser), müssen Sie erst mal die Glukose verbrennen. In Abhängigkeit von Ihrem Training wird es Ihnen möglicherweise nie gelingen, Fett zu verbrennen. Exakt dieselben Übungen, sehr unterschiedliche Ergebnisse − und all das nur aufgrund Ihrer Entscheidung, vor dem Training ein bestimmtes Getränk zu sich zu nehmen.
Ein weiterer wissenschaftlicher Begriff, das Potenzgesetz, kommt in meinen Diskussionen über Gesundheit und Fitness ebenfalls häufig zur Sprache. Es basiert auf dem Pareto-Prinzip, das nach dem italienischen Wirtschaftswissenschaftler Vilfredo Pareto benannt ist. Im Grunde beschreibt es die Beziehung zwischen der Häufigkeit eines Faktors und seinem Einfluss. Es besagt, dass die ungewöhnlichsten Ereignisse die größte Auswirkung haben. Pareto stellte in seiner Studie, die er vor einem Jahrhundert durchführte, fest, dass 80 Prozent des Landes in Privatbesitz in Italien 20 Prozent der Bevölkerung gehörten. (Dieses Prinzip wird auch als 80-zu-20-Regel bezeichnet.) Ähnliche Gesetze gibt es überall in unserer Umgebung.
Als ich mich beispielsweise mit dem Filmgeschäft auseinandersetzte, lernte ich, dass 90 Prozent der Gewinne aus 10 Prozent der Filme stammen. Und die Regisseure verdanken 40 Prozent der Gesamteinkünfte ihres Lebens einem einzigen Film. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 40 Prozent der Schäden, die innerhalb eines Jahrzehnts durch Überflutungen ausgelöst werden, von einem einzigen solchen Ereignis herrühren. Richters Erdbebengesetz erklärt, dass die häufigsten Erdbeben klein sind und die wenigen großen fast den gesamten Schaden verursachen. Diese Beziehung zwischen niedriger Frequenz und großer Wirkung taucht immer wieder auf, in verschiedenen Zusammenhängen, unterschiedlichen Wissenschaften, im Geschäftsleben und anderswo. 1
Selbst in unserem Alltag erkennen wir solche Gesetze. Ein Mann trifft beispielsweise viele Frauen, doch nur sehr wenige − seine Ehefrau (oder gegebenenfalls Ehefrauen) − werden ihn nachhaltig beeinflussen. Sie arbeiten möglicherweise mit vielen Kollegen zusammen, doch nur eine Handvoll von ihnen wird bedeutend auf Ihre Karriere einwirken. Die wenigen unvergesslichen Augenblicke zählen mehr als die alltäglichen kleinen Ereignisse.
Auch beim Training gibt es ein Potenzgesetz: Die Anstrengungen, die Sie am seltensten durchführen und die am intensivsten sind, werden den größten Einfluss auf Ihre Fitness haben. Die Höhepunkte eines Trainings sind deutlich wichtiger als die Gesamtzeit, die Sie mit den Übungen verbringen. Deshalb profitieren Sie mehr von einigen 40-Meter-Sprints im Höchsttempo als von einer Stunde Joggen. Aus demselben Grund ist es auch sinnvoller, ein Gewicht zu stemmen, das schwer genug ist, um Ihr Herz und Ihre Muskeln heftig anzuregen, als viele Stunden gemütlich im Fitnessstudio zu verbringen, ohne den Körper jemals richtig herauszufordern. Wenn das Training eine monotone Routine wird, verliert es an Effektivität.
Potenzgesetze lehren uns, dass der Durchschnitt bedeutungslos und sogar irreführend sein kann. Im Filmgeschäft fahren viele Filme Verluste ein, und nur wenige werden zu Kassenschlagern. Doch wenn man die durchschnittlichen Einnahmen an der Kinokasse berechnet, könnte man glauben, dass alle Filme Geld einspielen − was bei weitem nicht der Fall ist. Im Gegenteil: Es ist sogar wahrscheinlich, dass kein einziger Film den Durchschnittswert eingespielt hat.
In ähnlicher Weise mag auch mein durchschnittlicher Energieverbrauch pro Woche recht bescheiden wirken. Doch die Phasen des Nichtstuns werden ausgeglichen durch zwei oder drei Einheiten äußerst intensiver Aktivität, die ganz entscheidend zu meinem Wohlbefinden beitragen. Die Jäger und Sammler verbrachten damals einen Großteil ihrer Zeit damit, wenig oder nichts zu tun. Und dann wurden sie gelegentlich so aktiv, dass wir Schreibtischtäter des 21. Jahrhunderts ziemlich aus der Puste gerate würden. Löwen schlafen die meiste Zeit, doch das gleichen sie wieder aus, indem sie eine ausgewachsene Gazelle jagen, töten und abtransportieren. Der Löwe versucht nicht, stetig gemäßigt Energie zu verbrauchen − warum sollte er auch?
Einige wenige Trainer in meinem Fitnessstudio lachen über die „Kardioqueens“ − Frauen und Männer, die Stunden auf dem Laufband und Stepper verbringen, vor sich hin stapfen, sich aber nie richtig auspowern. Doch weit mehr Trainer
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