Die Steinzeit-Diaet
überinterpretieren und die Rolle des Zufalls in unserem Leben missverstehen. Einige Monate nach der Publikation erhielt ich einen Brief von Art. Er schrieb mir folgende magische Worte: „Ich verwende Ihr Buch in meinem Kurs über die Ökonomie extremer Ereignisse, da ich Lehrbücher verachte.“
Seine Zeilen waren für mich etwas ganz Besonderes, da auch ich Lehrbücher (und die meisten Lehrbuchautoren) hasse und in der Regel versuche, mich dem zu entziehen, was ich als „ernstzunehmende Mittelmäßigkeit“ bezeichne. Mein Buch sollte offensiv verspielt sein, doch das bemerkten vor Art nur wenige Menschen, trotz der Verkaufszahlen. Ich wusste, dass ich noch mehr von Art hören würde, hätte aber nie gedacht, dass mir das den Anstoß geben würde, der schließlich mein Leben verändern sollte.
In einer E-Mail fragte Art mich: „Führst du deine Übungen mit Kurtosis durch?“ Doch ich verstand nicht, warum das wichtig sein sollte. Was ist Kurtosis? Ich glaubte, dass seltene Ereignisse im Wirtschaftsleben eine entscheidende Rolle spielten − Kurtosis ist die statistische Bezeichnung für das Ausmaß, in dem diese Ereignisse mit großen Auswirkungen eine bestimmte Verteilung von Ergebnissen beeinflussen −, also hieß die Einbeziehung von Kurtosis in mein Training : „Gibt es bei dir Augenblicke der Vollbelastung?“ Ich trainierte nicht auf diese Weise und erkannte die Bedeutung lange Zeit nicht.
Im Folgenden wird anhand einiger Fakten erläutert, dass ich durchaus manche der Bestandteile dessen aufwies, was ich einen „ökologischen“, nicht spielerischen Lebensstil nenne (das vermeidend, was Art De Vany als das Fitnessstudio-Äquivalent einer Laborratte bezeichnet, zugunsten eines „evolutionären“ Lebensstils). Doch ich stellte keine eindeutige Verbindung her.
Arbeitsverständnis
Ich glaubte, dass nur Bürokraten und andere Narren einen Unterschied zwischen Arbeit und Spiel machten. Die Griechen verachteten, was sie „banausai“ (Künstler) nannten, das moderne Äquivalent der Angestellten, da sie glaubten, dass solche Arbeit zu körperlicher (und moralischer) Degradierung führe. Für fast alle klassischen Kulturen führten solche Routinen zu Muskelschwund, und das Meiden der Hinwendung zu einem Leben in der Stadt brachte einen moralischen Verfall mit sich.
Entsprechend bemühte ich mich, selbstständig zu werden, ohne Chef, dem ich etwas beweisen müsste, und ich verbrachte viel Zeit mit Nichtstun, faulem Herumhängen und möglichst intensiver Arbeit, wenn das sehr wenige Stunden pro Woche erforderlich war. Unangenehme Aufgaben − wie ein Treffen mit Kunden, Gespräche in Anzug und Krawatte, Diskussionen mit Finanzberatern, langweiligen Professoren zuhören − mussten so schnell wie möglich erledigt werden. Deshalb verkürzte ich ihre Dauer und erhöhte die Intensität, so weit ich es konnte. Das Handelsleben passt zu einem solch verspielten Modell, da es der Ökologie der Natur und dem Leben eines Jägers ähnelt: Langen Phasen meditativer Inaktivität, mit Faulenzen und Lesen verbracht, folgten Perioden hektischer, intensiver Schufterei. „Nichtstun“ ist nicht ganz der richtige Ausdruck, denn ich bin sicher, dass Menschen, die in der Lage sind, ihre Intuition vor dem Wirrwarr des Leidens zu schützen, das als „regelmäßige Aktivität“ bezeichnet wird, Ideen entwickeln.
Ich ahnte nicht, dass ich vergaß, die Zusammenhänge herzustellen, und kurz vor der Umsetzung dieser Vorstellungen in mein Fitnessprogramm aufhörte.
Fitness
Ich hatte damals den Eindruck, ich sei fit, da ich regelmäßig mit dem Fahrrad vom New Yorker Stadtrand zu meinem Büro in Greenwich, Connecticut Hills, fuhr − insgesamt 54 Kilometer pro Strecke. Beachten Sie, dass ich „regelmäßig“ sagte, was ein Fehler war, wie wir noch sehen werden − doch das wusste ich damals nicht. Ich aß auch regelmäßig, drei Mahlzeiten täglich, was ein noch größerer Fehler war, wie sich herausstellte. Und der schlimmste Fehler: Ich suchte ein Fitnessstudio auf, wo ich regelmäßig ein vorhersehbares Routineprogramm beim Krafttraining absolvierte.
Kohlenhydrate meiden
Darüber hinaus war ich dank meines Vaters − einem promovierten Onkologen mit umfassender Allgemeinbildung und Veröffentlichungen in verschiedenen Disziplinen einschließlich Anthropologie − von der Notwendigkeit überzeugt, alle Kohlenhydrate außer Obst zu meiden. Für ihn schloss eine Ernährungsweise im Stile unserer Vorfahren keinerlei
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