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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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bevorstehenden Verderbens nahezu geschwunden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Glaubt Ihr wirklich, wir könnten entkommen? Die Augen Hunderter von Soldaten verfolgen uns, bis wir durch das Portal des Museums getreten sind.
    Sollten wir versuchen, uns der uns auferlegten Pflicht zu entziehen, würde man uns an Pfähle binden, uns Zoll für Zoll die Haut vom Leibe reißen und uns schließlich in Säcke mit Tausenden von Skorpionen stecken. Das ist die traditionelle Strafe. Sie wurde im Lauf der Geschichte bisher zwölfmal angewandt.«
    Guyal straffte die Schultern und murmelte resigniert. »Nun ja, das Museum der Menschheit ist schon seit Jahren mein Ziel.
    Es zu erreichen, zog ich von Sfere aus. Also werde ich jetzt den Kurator aufsuchen, um mir die Leere im Gehirn füllen zu lassen.«
    »Ihr seid vom Glück gesegnet«, flüsterte Shierl, »denn Euer Herzenswunsch wird Euch erfüllt werden.«
    Guyal wußte nichts darauf zu antworten, deshalb schritten sie eine Weile wortlos dahin. Schließlich frage er: »Shierl?«
    »Ja, Guyal von Sfere?«
    »Werden sie uns trennen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Shierl!«
    »Ja?«
    »Hätten wir uns unter einem glücklicheren Stern getroffen…« Er hielt inne.
    Shierl wanderte schweigend weiter.
    Er blickte sie enttäuscht an. »Ihr sagt nichts.«
    »Aber Ihr habt ja gar nichts gefragt«, erwiderte sie erstaunt.
    Guyal blickte geradeaus, auf das Museum der Menschheit.
    Sie zupfte ihn am Arm. »Guyal, ich fürchte mich so.«
    Guyal starrte auf den Boden unter seinen Füßen, und plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Seht Ihr die Spuren unter den Flechten?«
    »Ja, aber was nutzen sie uns?«
    »Ist es ein Weg?«
    Oberlegend antwortete sie: »Es ist ein Pfad, den im Laufe der Zeit viele Füße getreten haben. Also ist es wohl ein Weg.«
    Guyal seufzte erleichtert und sagte fast jubelnd: »So ist hier Sicherheit für mich, sofern ich keinen Schritt von diesem Pfad abweiche. Aber Ihr – ah, ich muß Euch beschützen. Ihr dürft nicht von meiner Seite weichen, Ihr müßt Euch dem Segen anvertrauen, der mich behütet. Vielleicht überleben wir dann.«
    »Wir wollen uns keinen falschen Hoffnungen hingeben, Guyal von Sfere«, sagte Shierl bedrückt.
    Aber der Weg wurde breiter, und Guyals Zuversicht wuchs.
    Doch immer näher kamen die Ruinen, die das Museum der Menscheit sein sollten, bis sie schließlich direkt vor ihnen lagen.
    Wenn sich dort je ein Schatz an Wissen befunden hatte, jetzt deutete kaum noch etwas darauf hin. Ein ebener Boden aus weißen Marmorplatten war zu erkennen, die jedoch teilweise gespalten und zerbröckelt waren und zwischen denen Unkraut wucherte. Rings um diesen Boden erhoben sich zerfressene Monolithen, die in verschiedener Höhe zerborsten waren. Sie hatten früher einmal ein breites Dach getragen, doch von ihm war nichts geblieben, und die Wände waren nur noch Träume einer fernen Vergangenheit.
    Hier also war der ebene Boden, umgeben von Säulenresten, den Winden der Zeit ausgesetzt und den Strahlen der kühlen roten Sonne. Regen hatte den Marmor gewaschen, der Staub der Berge sich darübergebreitet, bis der Wind ihn verweht und er sich erneut darauf gesammelt hatte, immer und immer wieder. Und jene, die das Museum erbaut hatten, waren weniger als ein Körnchen dieses Staubs, so lange waren sie schon tot und vergessen.
    »Denkt«, sagte Guyal, »denkt doch nur an das ungeheure Wissen, das einst hier zusammengetragen wurde und das nun eins ist mit dem Staub – außer der Kurator konnte es retten und erhalten.«
    Shierl blickte sich verängstigt um. »Ich kann nur an das Portal denken, durch das wir treten müssen… Guyal«, wisperte sie. »Ich habe solche Angst… Angenommen, sie trennen uns?
    Angenommen, Folter und Tod harren unser? Das Grauen steckt mir im Leib…«
    Guyal schluckte und bemühte sich, die Furcht zu überwinden. Er blickte sich herausfordernd um.
    »Solange ich atme und Kraft in meinen Armen steckt, um zu kämpfen, wird niemand uns etwas anhaben können.«
    Shierl stöhnte unterdrückt.
    »Guyal, Guyal, Guyal von Sfere – weshalb habt Ihr mich erwählt?«
    »Weil«, sagte Guyal, »meine Augen von Euch angezogen wurden wie die Biene vom Nektar. Weil Ihr die Schönste und Liebreizendste seid und ich glaubte, Euch durch meine Wahl Gutes zu tun.«
    Zitternd murmelte Shierl: »Ich muß tapfer sein. Denn hättet Ihr nicht mich auserkoren, stünde jetzt eine andere, gewiß nicht weniger angstvoll, an Eurer Seite… Ah, hier ist das

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