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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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tanzen?«
    »Nein.«
    Rat kletterte auf die Armstütze des Pneumostuhles und hob sein Köpfchen, bis seine glitzernden Knopfaugen die Alans festhielten. »Du hast doch nicht die Absicht, so wie Steve über den Hügel zu gehen, Alan? Ich kenne die Symptome, mein Freund. Du siehst ebenso unruhig aus wie damals dein Bruder.«
    Alan schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er nach einem Moment des Schweigens. »Nein, das könnte ich nicht tun, Rat. Steve war wild und ungebärdig. Ich könnte nicht einfach so weglaufen, wie er es getan hat. Ich weiß, wie ihm zumute war. Er sagte, die Wände des Schiffes erdrückten ihn.«
    Mit einer ungeduldigen Bewegung riß er den Magnetverschluß seines Uniformhemdes auf und schlüpfte heraus. Er fühlte, wie sich etwas in ihm veränderte. Wie etwas in ihm geschah. Vielleicht war es dasselbe, was Steve damals erlebte.
    »Geh zum Captain und sage ihm, daß ich nicht zum Tanz komme«, befahl er Rat. »Sonst macht er sich Gedanken darüber, wo ich sein könnte. Sag ihm, ich sei zu müde, oder sonst etwas. Aber verrate ihm nur ja nicht, wie mir zumute ist.«
4
    Am nächsten Morgen erzählte ihm Roger Bond alles über den Tanz.
    »Es war die trübsinnigste Angelegenheit, die du dir vorstellen kannst. Dieselben Leute, dieselben uralten Tänze. Ein paar fragten nach dir, aber ich sagte ihnen nichts.«
    Sie schlenderten durch die Gassen der alten, häßlichen Raumfahrer-Enklave. Die Gebäude waren schäbig und vernachlässigt. »Sie sollen ruhig denken, ich sei krank«, meinte Alan. »Ich war es auch. Vor Langeweile nämlich.«
    Er setzte sich mit Roger auf die Kante einer halbzerfallenen Steinbank. Sie schwiegen und sahen sich nur um. Es dauerte ziemlich lange, bis Alan die ungemütliche Stille durchbrach.
    »Weißt du, was das hier ist? Ein Getto, in das wir uns freiwillig begeben. Die Raumfahrer sind viel zu ängstlich, als daß sie in die Terranerstädte hinausgingen. Und vor lauter Angst verkriechen sie sich hier in diesen schäbigen Hütten und wagen keinen Schritt über die Enklave hinaus.«
    »Dieses Viertel ist wirklich alt. Ich möchte nur wissen, wie lange diese verwahrlosten Häuser schon stehen.«
    »Die? Tausend Jahre, wenn nicht länger. Niemand macht sich die Mühe, hier etwas zu reparieren oder gar neue Häuser zu bauen. Wofür auch? Die Raumfahrer meutern ja nicht, wenn sie in diesem alten Gerumpel wohnen müssen.«
    »Ich wollte, wir wären nicht so schnell aus der Quarantäne entlassen worden«, sagte Roger bedrückt.
    »Und warum das?«
    »Dann könnten wir uns noch nicht frei bewegen. Wir könnten uns hier nicht umsehen und feststellen, wie es hier wirklich aussieht.«
    »Ich weiß auch nicht, was schlimmer ist – in Quarantäne liegen oder in diesem widerlichen Loch von Enklave herumlaufen.« Alan stand auf, streckte sich und holte tief Atem. »Pfui! Nimm dir eine tüchtige Lunge voll von dieser Luft Terras! Ich ziehe die abgestandene Schiffsatmosphäre dieser nebeligen, giftigen Suppe bei weitem vor!«
    »Da muß Ich dir wirklich recht geben. Aber schau mal, ein fremdes Gesicht!«
    Alan drehte sich um und sah einen jungen Raumfahrer etwa seines Alters herankommen. Er trug eine rote Uniform mit grauen Besätzen; die Farben der Walhalla waren orange und blau.
    »Willkommen hier, ihr Neuankömmlinge«, sagte der Fremde. »Ihr seid wohl von dem Schiff, das eben erst gekommen ist? Von der Walhalla ?«
    »Ja, ich heiße Alan Donnel, und das hier ist Roger Bond.«
    »Und ich bin Kevin Quantrell.« Er war klein und stämmig, sehr tief gebräunt, hatte ein ausgesprochen energisches Kinn und Augen, die Vertrauen einflößten. »Ich bin von der Encounter. Wir sind erst aus dem Aldebaran-System zurückgekehrt. Wir sind seit zwei Wochen in der Enklave und werden noch viel länger hier bleiben.«
    Alan pfiff leise durch die Zähne. »Aldebaran! Das sind doch… Moment mal… 109 Jahre hin und zurück. Du mußt aber schon hübsch lange dabei sein, Quantrell!«
    »Ich bin 3403 geboren, also 473 Erdjahre alt. Tatsächlich bin ich erst siebzehneinhalb. Vor der Aldebaran-Reise machten wir einen Hüpfer zu Kapella, und damit waren 85 Jahre im Nu vergangen.«
    »Dann bist du also 170 Jahre älter als ich«, sagte Alan. »Ich bin nämlich erst siebzehn.«
    Quantrell grinste. »War eine gute Idee von dem Burschen, der dieses Tallysystem erfand, mit dem man jeden gelebten Tag aufrechnet. Wir würden uns ja sonst überhaupt nicht auskennen.«
    Er lehnte sich gelangweilt an die Mauer eines

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