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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ziemlich gebrechlichen Hauses, das noch die einstmals so eleganten Chromstahlplatten aufwies, die Kennzeichen der Architektur aus dem frühen 27. Jahrhundert. Jetzt waren diese Platten braun und schrundig vor Alter und Rost. »Nun, was meint ihr beide zu unserem Paradies hier?« fragte Quantrell. »Da müssen sich doch die Terranerstädte schämen, was?«
    Er deutete über den Fluß hinüber, wo die riesigen, glänzenden Häuser der Nachbarstadt im Licht der Morgensonne funkelten.
    »Warst du schon einmal dort drüben?« erkundigte sich Alan.
    »Nein«, antwortete Quantrell kurz. »Aber wenn das noch länger so weitergeht…« Er ballte ungeduldig die Fäuste.
    »Was ist denn los? Irgendwelche Schwierigkeiten?«
    »Mein Schiff, die Encounter. Wir waren seit mehr als einem Jahrhundert im Raum, und als wir zurückkamen, hat die Inspektionsbehörde so viele Schäden am Schiff entdeckt, daß es fast vollständig überholt werden muß. Jetzt arbeiten sie schon seit zwei Wochen wie die Irren, und so, wie es jetzt aussieht, liegen wir noch etliche Wochen hier. Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich es noch ertrage, in dieser Enklave festgenagelt zu sein.«
    »Das ist genau das, was dein Bruder…«, begann Roger, schwieg aber dann wieder. »Tut mir leid, Alan.«
    »Ist schon in Ordnung«, beruhigte ihn Alan.
    Quantrell sah Alan aufmerksam an. »Was ist denn los?«
    »Ah, mein Bruder. Mein Zwillingsbruder. Er wurde zu rastlos und verließ das Schiff, als wir das letztemal hier waren.«
    Quantrell nickte verständnisvoll. »Schlimm, so etwas. Aber ich weiß, wie das ist. Ich beneide die, die es wagen. Ich wollte, ich hätte den Mut, einfach so abzuhauen. Jeden Tag, den ich hier verbringen muß, sage ich mir, am nächsten Tag gehe ich über den Hügel. Aber dann tu ich’s doch nicht. Ich sitze hier und warte.«
    Alan sah die Straße entlang. Da und dort saßen ein paar alte Raumfahrer beisammen, die Geschichten aus ihrer Jugend austauschten, einer Jugend, die vor tausend und mehr Jahren stattgefunden hatte. Die Enklave, dachte Alan, ist ein Ort für alte Männer.
    Sie gingen ein Stück weiter, bis die Neonzeichen einer dreidimensionalen Schau vor ihnen aufblitzten. »Ich gehe hinein«, sagte Roger. »Die Enklave fällt mir allmählich auf den Kopf. Geht ihr mit?«
    Alan warf Quantrell einen raschen Blick zu, schüttelte den Kopf und zog eine Grimasse. »Ich schenke mir die Schau«, meinte Alan. »Ich mag jetzt nicht.«
    Roger sah mißmutig von einem zum anderen und zuckte die Achseln, »ich gehe trotzdem. Eine gute Show wird mich ein bißchen aufmuntern. Bis später dann, Alan.«
    Alan schlenderte mit Quantrell weiter durch die Enklave. Er überlegte, ob es nicht doch besser gewesen wäre, bei Roger zu bleiben. Die Enklave bedrückte ihn allmählich, und eine solche Show wäre wenigstens eine Ablenkung gewesen.
    Aber Kevin Quantrell interessierte ihn. Er hatte selten einmal die Möglichkeit, mit einem Jungen seines Alters von einem anderen Raumschiff zu sprechen. »Du weißt ja selbst«, sagte er, »daß wir Raumfahrer ein ziemlich ereignisloses Leben führen. Man wird sich erst dann richtig klar darüber, wenn man in eine solche Enklave kommt.«
    »Das weiß ich schon ziemlich lange«, erwiderte Quantrell.
    Alan breitete seine Hände aus. »Und was tun wir? Wir flitzen durch den Raum und quetschen uns dann hier in der Enklave zusammen. Das eine paßt uns ebensowenig wie das andere, aber wir reden uns selbst ein, daß uns beides gefällt. Wenn wir im Raum sind, können wir es kaum erwarten, wieder in der Enklave zu sein, und sind wir hier, dann würden wir am liebsten sofort wieder aufbrechen. Und das nennt man Leben!«
    »Hast du bestimmte Vorstellungen, wie man das ändern könnte? So, daß man sich mit dem interstellaren Handel nicht querlegt?«
    »Natürlich«, rief Alan. »Klar, ich habe Vorschläge. Den Hyperdrive!«
    Quantrell lachte bitter. »Von allen überspannten…«
    »Siehst du, daran liegt es doch!« fuhr Alan auf. »Du kannst nur lachen darüber. Ein Hyperdrive, der den Raum zusammendrängt, ist für dich nur eine Utopie. Aber hast du dir je überlegt, daß die Wissenschaftler der Erde sich nicht die Mühe machen, einen solchen Antrieb zu entwickeln, wenn uns selbst nichts daran liegt? Die sind doch mit der Situation zufrieden. Sie brauchen sich ja auch über die Fitzgerald-Kontraktion keine grauen Haare wachsen zu lassen.«
    »Aber man forscht doch ständig in dieser Richtung? Ich denke, seit Cavour tut sich

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