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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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unterdrückte seinen Zorn, nickte dem Polizisten kurz zu und trat vom Gehweg herunter. Hier war er ein Außenseiter, und da konnte er natürlich nicht jene selbstverständliche Kameradschaft erwarten, wie sie auf dem Schiff üblich war.
    Das hier war eine Stadt. Eine Terranerstadt. Das hier waren die Menschen, die niemals die Sterne in ihrer ganzen Pracht sahen. Besonders viel Höflichkeit war von ihnen nicht zu erwarten.
    Alan kam zu einer Straßenkreuzung und überlegte sich, was er nun tun sollte. Er hatte sich vorgestellt, er könne Steve hier ebenso leicht finden wie an Bord des Raumschiffes – zuerst das A-Deck absuchen, dann das B-Deck, und wenn er dort nicht war, dann würde er ihn auf dem F- oder G-Deck finden. Aber hier? Städte sind nicht so tadellos übersichtlich organisiert wie Raumschiffe. Das wußte Alan nun.
    Eine lange, breite Straße folgte parallel dem Fluß. Hohe Geschäftshäuser standen dort und langgestreckte Lagerhäuser. Sehr vertrauenerweckend sah es hier nicht aus. Aber rechts von ihm erstreckte sich eine breite, bunte, menschengefüllte Avenue, die eine der Hauptstraßen der Stadt sein mußte. Er sah nach links und rechts und wartete, bis eine Lücke im ständigen Fluß der kleinen, tropfenförmigen Fahrzeuge erschien; sie schossen aus der Uferstraße heraus und reihten sich in den Verkehr der Avenue ein. Erleichtert atmete er auf, als er die Straße glücklich überquert hatte.
    Im Rathaus der Stadt müßte es doch eigentlich ein Einwohnerverzeichnis geben, überlegte Alan. Wenn Steve noch in der Stadt wohnte, konnte er ihn auf diese Art vielleicht finden. Wenn nicht…
    Links und rechts an der Straße standen riesige Gebäude. Jedes dritte Haus war mit der anderen Straßenseite durch eine Laufbrücke verbunden, die filigranhaft hoch über der Straße hing. Alan sah hinauf. Schwarze Pünktchen rannten dort oben herum wie aufgescheuchte Ameisen. Aber es waren Menschen, die in schwindelnder Höhe die Straße überquerten.
    In den Straßen drängten sich die Menschen. Mit ernsten, fast wütenden Gesichtern rannten sie von einem Fleck zum anderen. Alan war an das friedliche, geordnete Leben auf dem Raumschiff gewöhnt, und hier wurde er ständig von den Menschen, die an ihm vorbeiliefen, angerempelt.
    Und Hausierer und Händler gab es in Mengen! Kleine, müde aussehende Männer trotteten hinter ihren motorisierten Karren drein, die hoch mit Gemüsen und anderen Waren beladen waren. Immer wieder blieb einer von ihnen stehen und rief seine Waren aus. Plötzlich stellte sich Alan ein magerer, kleiner, schlecht gekleideter Mann mit schmutzigem Gesicht und einer roten Narbe quer über der linken Wange in den Weg.
    »He, Junge«, sagte der Mann leise und ein wenig nuschelnd. »Hab’ hier was Hübsches für dich.«
    Alan sah ihn verwirrt an. Der kleine Mann griff in seinen Wagen und zog eine lange, gelbe Frucht mit einem kurzen, dicken, grünen Stengel heraus. »Komm schon, Junge. Laß sie dir schmecken. Frisch und reif, ein Gildeerzeugnis und das Beste, was du finden kannst. Einen halben Kredit für diese hier.« Er hielt Alan die Frucht unter die Nase. »Na, nimm schon«, drängte er.
    Alan fischte aus seiner Tasche eine Münze im Wert von einem halben Kredit; er hatte in der Wechselstube der Enklave einiges Geld bekommen, und er wußte auch, daß es in dieser Stadt Sitte war, das erste Stück zu kaufen, das einem angeboten wurde, wenn man als Neuling hierher kam. Außerdem war er hungrig, und vielleicht war ein Kauf auch die beste Möglichkeit, den aufdringlichen kleinen Kerl loszuwerden. Er reichte ihm die Münze. »Hier, ich kaufe die Frucht.« Der Händler gab Alan die Frucht; sie hatte eine dicke, zähe Rinde, die nicht besonders appetitlich aussah. Was mochte das nur sein?
    Der Händler lachte. »Was ist denn los, Junge? Hast du noch nie eine Banane gesehen? Oder hast du keinen Hunger?« Der kleine Kerl rückte ihm immer näher auf den Leib.
    Alan zog sich ein paar Schritte zurück. »Eine Banane? Aber natürlich!« Er steckte das eine Ende in den Mund und wollte schon ein Stück abbeißen, aber nun lachte der Händler schallend los.
    »Schaut euch den an!« schrie der kleine Kerl. »Er weiß nicht einmal, wie er eine Banane essen muß! Schaut ihn euch nur an!«
    Alan nahm die Banane aus dem Mund und sah sie verständnislos an. Er fühlte sich unbehaglich und verlegen. Nichts in seiner Vergangenheit hatte ihn auf eine so absichtliche Bosheit eines anderen Menschen vorbereitet. Auf einem

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