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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sie noch nicht ein.«
    Nachdenklich und schweigend kehrten sie nach York City zurück. Entweder war Hawkes zu taktvoll, um nach Alans Gründen zu forschen, oder der Spieler hatte bereits seine verzwickten Überlegungen angestellt – das erschien Alan wahrscheinlicher – und wartete nun auf die richtige Zeit, um mit ihnen herauszurücken. Es war eindeutig klar, daß Hawkes lange vor Alan gewußt hatte, daß Alan nicht zur Walhalla zurückkehren würde, um mit ihr abzureisen.
    Der Cavour-Hyperdrive war das Ende des Regenbogens, das Alan nun zu greifen versuchen würde. Er würde Hawkes’ Angebot annehmen, des Spielers Protege zu werden, und einiges von ihm lernen, was ihm im Leben von Nutzen sein konnte. Das tat ihm bestimmt nicht weh. Und immer würde er dabei sein letztes, wichtigstes Ziel vor Augen behalten – einen Raumantrieb zu finden, der ein Schiff mit einer Geschwindigkeit fortbewegen konnte, welche die des Lichtes bei weitem überstieg.
    In der Wohnung in Hasbrouck bot Hawkes seinem jungen Freund einen Drink an. »Um unsere Partnerschaft zu feiern«, erklärte er.
    Alan nahm ihn und schüttete das Getränk hinunter. Es brannte und nahm ihm den Atem. Er wußte jetzt schon, daß er am Trinken nie viel Gefallen finden würde. Er nahm etwas aus der Tasche. Hawkes runzelte die Brauen.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Mein Tally. Jeder Raumfahrer hat einen. Es ist unser Kalender und die einzige Möglichkeit, unser chronologisches Alter festzuhalten, wenn wir an Bord eines Schiffes im Raum sind.« Er zeigte Ihn Hawkes. Jahr 17, Tag 3 zeigte er an. »Alle vierundzwanzig Stunden subjektiver Zeit, die wir erleben, drehen wir einen Tag weiter, alle dreihundertfünfundsechzig Tage ein ganzes Jahr. Aber ich glaube, das Ding brauche ich jetzt nicht mehr.« Er warf den Tally in den Abfallschacht. »Jetzt bin ich ein Erdmensch, jeder Tag, der vergeht, ist ein Tag. Objektive und subjektive Zeit decken sich.«
    Hawkes grinste vergnügt. »Ein kleiner Plastikrechner, der dir sagte, wie alt du bist, eh? Nun, das liegt jetzt hinter dir.« Er deutete auf einen Knopf an der Wand. »Dort ist der Mechanismus für dein Bett. Ich schlafe am anderen Ende der Wohnung, wo ich gestern geschlafen habe. Morgen kaufen wir dir dann anständige Kleider, damit dir die Leute auf der Straße nicht immer ›Raumfahrer‹ und ›Sternstreicher‹ nachrufen. Anschließend werde ich dich lehren, die Töpfe der Klasse C zu plündern.«
    Die ersten paar Tage des Zusammenlebens mit Max Hawkes waren aufregend. Der Spieler brachte Alan neue Kleider, modernes Zeug mit automatischen Verschlüssen und sonstigen Spielereien, aber sie waren tatsächlich viel bequemer als die Walhalla-Uniform, denn sie bestanden aus einem unglaublich leichten, dünnen Material. Mit jeder Stunde erschien ihm die Stadt weniger fremd. Er studierte die U-Bahnlinien und die Hochbahnfahrpläne, bis er ziemlich genau wußte, wie er von einem Stadtende zum anderen gelangen konnte.
    Gegen 18 Uhr aßen sie und anschließend gingen sie an die Arbeit. Hawkes’ Routine brachte ihn zu drei verschiedenen Spiellokalen der Klasse A, je zweimal wöchentlich. Am siebenten Tag wurde regelmäßig ausgeruht. Während der ersten Woche stand Alan immer hinter Hawkes und beobachtete ihn und seine Technik. Zu Beginn der zweiten Woche war Alan sich selbst überlassen. Er begann die Lokale der Klasse C zu besuchen, die in der Nähe der A-Lokale lagen, in denen Hawkes spielte.
    Als er aber Hawkes fragte, ob er eine Karte des Freien Status beantragen solle, riet ihm der Spieler fast mürrisch ab. »Nein, noch nicht«, beschied er ihn.
    »Aber warum? Ich bin doch ein Spieler von Beruf. Seit vergangener Woche. Warum sollte ich mich nicht registrieren lassen?«
    »Weil es nicht nötig ist. Es wird nicht verlangt.«
    »Aber ich möchte doch gerne. Herrjeh, Max, ich will doch meinen Namen auf irgendeinem Schriftstück sehen. Nur deshalb, weil ich mir selbst beweisen will, daß ich zur Erde gehöre. Ich will mich registrieren lassen.«
    Hawkes sah ihn seltsam an, und es schien Alan, als lese er in den Augen seines Freundes eine versteckte Bosheit. »Ich will nicht«, sagte er dann ein wenig geheimnisvoll, »daß du deinen Namen irgendwo registrieren läßt, Alan, auch nicht im Freien Status. Hast du begriffen?«
    »Ja, aber…«
    »Kein Aber! Hast du begriffen?«
    Alan unterdrückte seinen Zorn und nickte. Er war daran gewöhnt, von seinen Schiffsvorgesetzten Befehle entgegenzunehmen und ihnen zu gehorchen.

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