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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Im Laufe der folgenden zwölf Monate stellte er jedoch fest, daß es angenehm war, Millionär zu sein.
    Manches verursachte ihm natürlich auch Kopfschmerzen. Zuerst mußte er einige hundertmal seinen Namen schreiben, als Hawkes’ Reichtum auf ihn übertragen wurde. Die Steuereinnehmer kamen, und Alan wurde ein Sümmchen an sie los, das ihn schwindeln machte.
    Aber selbst nach Abzug aller Erbschafts- und sonstiger Steuern und aller Gebühren blieb ihm noch fast eine Million, und etliche gute Beteiligungen ließen das Vermögen tagtäglich größer werden. Jesperson wurde ihm vom Gericht als Vermögensverwalter zugewiesen, bis Alan das biologische Alter von einundzwanzig erreichte. Diese Entscheidung hätte natürlich angefochten werden können, da Alan zweifelsfrei im Jahre 3576 geboren und damit dreihundert Jahre alt war, aber der Robotrichter, der diese Sitzung leitete, zitierte einen siebenhundert Jahre alten Vorentscheid, nach dem für einen Raumfahrer das biologische und nicht das chronologische Alter maßgebend sei.
    Die Vermögensverwaltung brachte für Alan keine Nachteile mit sich. Als er sich mit Jesperson traf, um über seine Pläne zu sprechen, da sagte der Anwalt: »Alan, du kannst für dich selbst sorgen. Ich gebe dir die Freiheit, mit deinem Besitz zu tun, was du für gut hältst – unter der Bedingung, daß ich bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag ein Vetorecht habe.«
    Das klang vernünftig, und Alan hatte keinen Grund, dem Anwalt zu mißtrauen. Schließlich hatte Hawkes ihn empfohlen. »Das ist mir recht«, antwortete Alan. »Wir könnten damit sofort anfangen. Ich würde gerne ein Jahr lang kreuz und quer über die Erde reisen. Als mein Vermögensverwalter werden Sie alle Hände voll zu tun haben, meinen Besitz zu verwalten und zu mehren.«
    Jesperson lachte schallend. »Mein lieber Junge, du wirst doppelt so reich sein, wenn du zurückkommst! Nichts verdient schneller Geld als Geld.«
    In der ersten Dezemberwoche reiste Alan ab, nachdem er drei Wochen lang buchstäblich nichts anderes getan hatte, als seinen Fahrplan zu skizzieren. Er beabsichtigte viele Orte zu besuchen.
    So mußte er zum Beispiel nach London, wo James Hudson Cavour gelebt und wo er seine Hyperdrive-Forschung betrieben hatte. In Zürich war das Lexman-lnstitut für Raumfahrt, das eine umfangreiche Bibliothek einschlägiger Literatur besaß. Vielleicht war dort irgendwo eines von Cavours Notizbüchern zu entdecken oder sonst etwas, das Alan einen Fingerzeig geben konnte. Ferner wollte er jenes Gebiet Sibiriens besuchen, das Cavour als Testgrund benützt hatte und von dem aus der Wissenschaftler zu seinem letzten Flug gestartet war, auf dem er dann auf ungeklärte Weise verschwand.
    Es war aber nicht nur eine Geschäftsreise. Alan hatte nun fast ein halbes Jahr lang im schäbigen Hasbrouck gewohnt und konnte trotz seines Reichtums als Angehöriger des Freien Status nie in einen besseren Distrikt ziehen. Deshalb wollte er sich die Erde ansehen, reisen um des Reisens willen.
    Vor seiner Abreise suchte er einen Buchhändler auf, dessen Spezialität seltene Ausgaben waren. Für den ungeheuren Preis von fünfzig Kredits kaufte er ein Exemplar der fünften Auflage des Buches von James H. Cavour Erforschung der Möglichkeiten einer Raumfahrt mit höheren als Lichtgeschwindigkeiten. Sein Exemplar war ja noch an Bord der Walhalla, ebenso wie seine übrigen kleinen Besitztümer, die er im Laufe seines Lebens als Raumfahrer erworben hatte.

»Die Cavour-Theorie?« hatte der Buchhändler gefragt, als Alan ihm den Titel nannte, unter dem ihm das Buch bekannt war. »Ah, warten Sie! Vielleicht…« Er verschwand und kehrte nach wenigen Minuten mit einem alten, dünnblättrigen, schon sehr zerlesenen Buch zurück. Alan schlug die erste Seite auf. Dort standen die Worte, die er so oft gelesen hatte: »Das gegenwärtige System der interstellaren Reisen ist so mangelhaft, daß es auf einer absoluten Grundlage nicht anwendbar erscheint.«
    »Ja, das ist es. Ich nehme es.«
    Die erste Station auf seiner Reise um die Erde war London, wo Cavour geboren und aufgewachsen war. Das war schon dreizehnhundert Jahre her. Die Stratoliner legten die Atlantikstrecke in weniger als zwei Stunden zurück. Vom Raumhafen bis zum Stadtzentrum von London brauchte er eine weitere halbe Stunde.
    Aus Cavours autobiographischen Notizen hatte Alan entnommen, London müsse eine uralte, malerische, verträumte Stadt sein, die an allen Ecken und Enden nach Geschichte

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