Die Sterne rücken näher
roch. Ein noch größerer Irrtum wäre wohl nicht möglich gewesen. Glatte, glänzende Türme aus Plastik und Mauerwerk begrüßten ihn; die Hochbahnraketen röhrten über die Dächer der Türme; ein Netz von Brücken verband sie. Alles summte vor Geschäftigkeit.
Er ging nach Bayswater, um Cavours altes Heim zu besuchen. Er stellte sich vor, daß er im Fachwerk des uralten Hauses geheime Notizen finden würde. Aber ein örtlicher Polizist schüttelte den Kopf, als Alan ihn nach der Straße fragte.
»Tut mir leid, junger Mann. Von einer Straße dieses Namens habe ich noch nie etwas gehört. Versuchen Sie’s doch einmal bei der Robotinformation, ja?«
Der Informationsroboter war ein grünwandiger, plumper Automat in einem Kiosk, der in der Mitte einer gut gepflasterten Straße stand. Alan näherte sich ihm und gab dem Roboter die dreizehnhundert Jahre alte Anschrift von Cavour.
»Eine solche Adresse ist in den gegenwärtigen Unterlagen nicht zu finden«, antwortete die stählerne Stimme.
»Das ist eine alte Adresse. Sie geht bis ins Jahr 2570 zurück. Damals lebte ein Mann namens Cavour dort.«
Der Roboter verdaute die neuen Angaben; Relais summten, als er seine Gedächtnisspeicher durchforschte. Dann knarrte der Roboter: »Daten zur gegebenen Adresse gefunden.«
»Fein! Und wo ist das Haus?«
»Der ganze Bezirk wurde im Zuge des Neuaufbaues von London in den Jahren 2982-2997 niedergerissen. Reste sind nicht mehr vorhanden.«
»Oh!« stöhnte Alan.
Da und dort fand er eine winzige Spur. Im Ehrenbuch der Stadt aus dem Jahr 2529 tauchte Cavours Name auf; das Technologische Institut von London hatte ein paar Unterlagen, und in dessen Bibliothek fand er eines von Cavours Büchern. Das war aber auch alles. Nach einem Aufenthalt von einem Monat verließ er London und reiste quer durch Europa.
Was er fand, kannte er fast alles schon aus der Bibliothek der Walhalla. Der Jammer war nur gewesen, daß das Schiff immer mindestens eine Dekade hinter der Erde drein hinkte, oft sogar viel mehr. Viele Bücher waren an Bord gekommen, als das Schiff in Dienst gestellt wurde, und das war im Jahre 2731 gewesen. Seitdem hatte sich das Gesicht Europas total verändert.
Die alten Häuser, die oft schon tausend Jahre und länger gestanden hatten, waren von neuen, riesigen Gebäuden ersetzt worden. Zwischen Dover und Calais schwang sich eine schimmernde Brücke. Sämtliche Flüsse Europas wurden von zahlreichen Brücken überspannt, die eine mühelose Verbindung zwischen den einzelnen Staaten der Föderation von Europa herstellten. Da und dort gab es noch ein paar Überbleibsel aus der Vergangenheit; der Eiffelturm stand noch und nahm sich inmitten der neuen Wolkenkratzer zwergenhaft klein aus. Auch Notre Dame stand noch; der Rest von Paris, die alte Stadt, von der Alan so viel gelesen hatte, war den Jahrhunderten zum Opfer gefallen.
In Zürich besuchte er das Lexman-lnstitut für Raumfahrt; das war eine großartige Gruppe von Gebäuden, die aus den Erlösen und Lizenzgebühren des Lexman-Antriebes finanziert wurden. Eine zwanzig Meter hohe Leuchtstatue stellte Alexander Lexman dar, der im Jahre 2337 als erster Mensch die Sterne in Reichweite der Erde brachte.
Alan gelang es sogar, mit dem Leiter des Instituts zu sprechen; das Ergebnis dieser Besprechung war aber wenig befriedigend. Sie fand statt in einem Büro, das eher eine Gedenkstätte für die epochemachenden Testflüge des Jahres 2338 war.
»Ich interessiere mich besonders für die Arbeit von James H. Cavour«, begann Alan ohne Umschweife, und aus der Miene des Wissenschaftlers zu schließen, war er damit in ein Fettnäpfchen getreten. »Ich glaube ja, das klingt ein wenig seltsam, wenn ich zum Lexman-lnstitut komme, um Informationen über Cavour…«
»Cavour ist von Lexman unendlich weit entfernt, mein Freund. Cavour war ein Träumer, Lexman ein Mann der Tat.«
»Lexman hatte Erfolg. Aber woher wollen Sie wissen, daß Cavour keinen Erfolg hatte?«
»Weil, mein junger Freund, eine Reisegeschwindigkeit, welche die des Lichtes übersteigt, ganz einfach unmöglich ist. Sie ist ein Traum. Eine Utopie.«
»Wollen Sie damit sagen, daß in diesem Institut keine Forschungen durchgeführt werden, die sich mit höheren als Lichtgeschwindigkeiten befassen?«
»Die Statuten unserer Institution, die von Alexander Lexman persönlich stammen, schreiben vor, daß wir uns mit der Verbesserung der Raumfahrttechniken befassen. Von Phantasien und Tagträumen ist darinnen nichts
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