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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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werden.
    Einige Tage später traf er auf der Straße mit Hollis zusammen. Der Geldverleiher sah blaß und verstört drein. Er hatte ziemlich viel Gewicht verloren, und die Haut hing ihm nun schlaff um die Knochen. Alan mochte den Geldverleiher nicht; trotzdem lud er ihn zum Mittagessen in ein Restaurant ein.
    »Wie kommt es, daß du noch immer in York City herumhängst?« fragte er. »Ich dachte, sämtliche alte Kumpels von Max seien in Gefahr.«
    »Sind sie auch«, bestätigte Hollis und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich bin soweit außer Verdacht. Sehr viele Vernehmungen wird es kaum geben. Zwei sind tot, zwei sind gefangen. Damit sind sie glücklich. Schließlich mißlang der Raub ja.«
    »Hast du eine Ahnung, weshalb er mißlang?«
    Hollis nickte. »Klar! Kovak war es, der ihnen den Tip gab.«
    »Mike? Aber der sah mir eigentlich recht zuverlässig aus.«
    »Den anderen auch. Aber er war Bryson eine ganze Menge Geld schuldig, und Bryson wollte gerne Max loshaben. Also verriet Kovak die Pläne des Raubüberfalls an Brysons Leute und bekam dafür seine Schulden bei Bryson gestrichen. Nun, und Bryson meldete natürlich alles sofort der Polizei. Sie warteten schon auf uns, als wir aufkreuzten.«
    Damit war also der letzte Verdacht gegen Gainer hinfällig. Alan stellte das mit besonderer Erleichterung fest. »Und wie hast du alles herausgekriegt?«
    »Bryson hat es mir selbst erzählt.«
    »Was? Wie?«
    »Ich glaube, er wußte nicht genau, wer außer Max daran noch beteiligt war. Jedenfalls wußte er nichts von mir. Bryson machte mit mir eine Wette, und dabei ließ er ein Wort darüber fallen, wie er es der Polizei gesteckt hatte. Und dann erzählte er mir die ganze Geschichte.«
    »Und Kovak?«
    »Der ist tot«, berichtete Hollis ungerührt. »Bryson muß sich überlegt haben, wenn er Max loskriegen konnte, dann konnte er sich andere Leute ebenso vom Hals schaffen. Also sorgte er dafür, daß Kovak entsprechend behandelt wurde. Gestern hat man ihn gefunden. Herzversagen, wie es heißt. Bryson hat recht gute Drogen. Sag mal, Junge, hast du eine Ahnung, was mit dem vielen Kleingeld von Max geschieht?«
    Alan zögerte. »Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich schiebt die Regierung alles ein«, antwortete er schließlich.
    »Das ist jammerschade«, überlegte Hollis laut. »Max hat viel Geld gehabt. Ich hätte gern einmal so richtig drinnen gewühlt. Bryson und seine Leute wohl auch.«
    Darauf sagte Alan nichts. Als sie gegessen hatten, bezahlte er, und Hollis wandte sich nach Norden, Alan nach Süden. In drei Tagen sollte die Verhandlung wegen des Testaments stattfinden. Bryson schien der Spitzenmann der Verbrechersyndikate von York City zu sein und Alan rechnete bestimmt damit, daß er versuchen würde, sich einen Teil von Hawkes’ Vermögen zu angeln.
    Zur Verhandlung erschien auch tatsächlich einer von Brysons Männern, ein schlitzohriger Bursche namens Berwin. Er machte geltend, Hawkes habe sich vor einigen Jahren an Bryson angeschlossen, so daß also nach einem wenig bekannten Gesetz aus dem vorigen Jahrhundert über den Besitz berufsmäßiger Spieler, die bei kriminellen Handlungen getötet wurden, Hawkes’ gesamte Hinterlassenschaft an Bryson zu gehen habe.
    Der Robotcomputer, der die Ergebnisse der Verhandlung aufnahm und auswertete, überlegte eine Sekunde; dann klickten Relais, und der linke Schirm an der Vorderseite des Computers leuchtete auf. APPLIKATION ABGEWIESEN erschien in großen, roten Buchstaben.
    Berwin redete drei Minuten lang und schloß mit dem Antrag, der Computer solle sich selbst disqualifizieren, um von einem menschlichen Richter ersetzt zu werden.
    Diesmal kam der Entscheid noch schneller. APPLIKATION ABGEWIESEN.
    Berwin warf Alan einen haßsprühenden Blick zu und verließ den Saal. Alan hatte einen ihm von Hawkes empfohlenen Anwalt namens Jesperson mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt. Kurz und präzis belegte er Alans Anspruch auf das Geld, verlas das Testament und trat zurück.
    Der Computer überlegte Jespersons Antrag ein paar Augenblicke und las den Brief durch, den Alans Anwalt auf Band gegeben und dem Computer gefüttert hatte. Dann leuchtete der grüne Schirm auf mit den Worten: ANTRAG STATTGEGEBEN.
    Alan lächelte. Bryson war geschlagen. Das Geld von Max Hawkes gehörte ihm.
    »Nun, mein Sohn?« fragte Jesperson. »Wie fühlt man sich als Millionär?«
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    Er war viel zu aufgeregt gewesen, um diese Frage beantworten zu können; genau gesagt, jede Frage.

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