Die Sterne rücken näher
Schätzung mehr als eine halbe Million Kredits wert.
Als Alan gelesen hatte, war er sehr blaß. Verwirrt sah er den Inspektor an. »Das soll alles mir gehören?« fragte er ungläubig.
»Ja, Sie sind ein ziemlich reicher junger Mann«, bestätigte Gainer. »Natürlich gibt es noch einige Formalitäten; das Testament muß geprüft und bestätigt werden, und Sie müssen damit rechnen, daß es angefochten wird. Aber wenn das Gericht mit der Prozedur fertig ist, sind Sie recht gut dran.«
Alan schüttelte den Kopf. Er konnte es noch immer nicht begreifen. »Als hätte er es gewußt«, murmelte er.
»Max Hawkes wußte immer alles«, antwortete Gainer freundlich. »Einen Menschen mit so sicheren Ahnungen gab es nur einmal. Es war, als sehe er immer ein paar Tage in die Zukunft. O ja, er wußte es ganz bestimmt. Und er wußte auch, daß dieses Dokument bei mir sicher aufgehoben war, daß er sich darauf verlassen konnte, daß ich es nicht vorzeitig öffnete. Stellen Sie sich vor – eine Woche vor einem Bankraub diesen anzukündigen und die Ankündigung versiegelt einem Polizeibeamten zu übergeben!«
Die Polizei hatte aber vorher schon von dem Raubplan erfahren; deshalb hatten ja Max und der traumpulversüchtige Byng ihr Leben lassen müssen. War Gainer derjenige gewesen, der sie verraten hatte? Hatte er den versiegelten Umschlag vorzeitig geöffnet und Max in den Tod geschickt?
Nein. Es war undenkbar, daß dieser seriöse Mann so etwas tun konnte. Diesen Gedanken schob Alan entschlossen von sich.
»Max wußte, daß er dabei umkommen würde«, sagte er. »Trotzdem hat er damit weitergemacht. Warum hat er das getan?«
»Vielleicht wollte er sterben«, vermutete Gainer. »Vielleicht hat ihn das Leben gelangweilt; es hat ihn gelangweilt, immerzu gewinnen; einen Max Hawkes hat noch niemand durchschaut. Das müssen Sie selbst ja auch herausgefunden haben.«
Gainer stand auf. »Ich muß jetzt gehen. Aber erst möchte ich Ihnen noch einen Vorschlag machen.«
»Ja, Sir?«
»Gehen Sie in die Stadt, junger Mann, und lassen Sie sich im Freien Status registrieren. Lassen Sie sich eine Televektornummer geben. Wenn Sie erst all das Geld haben, sind Sie ein wichtiger Mann. Und seien Sie in der Wahl ihrer Freunde äußerst vorsichtig. Max konnte auf sich selbst aufpassen. Sie, mein Sohn, könnten vielleicht nicht soviel Glück haben.«
»Gibt es irgendwelche Vernehmungen wegen des Raubes?« erkundigte sich Alan.
»Die sind schon eingeleitet. Es ist möglich, daß Sie auch zur Vernehmung gebeten werden, aber machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Ich habe eine Kopie des Testaments an die Untersuchungsbehörde weitergeleitet. Sie unterliegen damit keinem Verdacht.«
In jener Nacht kam ihm die Wohnung merkwürdig leer vor. Alan wünschte, Gainer wäre länger geblieben. Er lief durch die dunklen Zimmer und wartete darauf, ob Max nicht doch noch käme. Aber Max kam nicht mehr nach Hause. Niemals mehr.
Erst jetzt wußte Alan, wie gern er Hawkes gehabt hatte. Er hatte es ihm nur nie gezeigt. Niemals hatte er dem Spieler Herzenswärme entgegengebracht, besonders nicht in jenen letzten Tagen, als sie beide unter dem Druck des geplanten Bankraubes standen. Aber Alan wußte genau, was er Max Hawkes zu verdanken hatte, und war dieser noch so gerissen und gewissenlos gewesen. Im Grund war er ein gutherziger Mensch gewesen und begabt – viel zu begabt –, und seine Triebe und Leidenschaften hatten ihn dann auf die andere Seite des Rechts geführt. Und jetzt war er tot. Fünfunddreißig Jahre. Und er hatte im voraus gewußt, daß sein letzter Tag nahe war.
Die nächsten Tage waren bis zur letzten Minute ausgefüllt. Alan wurde zur Vernehmung zur Sicherheitsbehörde gerufen, aber er bestand darauf, von diesem Raubüberfall nichts gewußt zu haben; das wurde vom Testament bestätigt. Es bestand kein Verdacht, er könne an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein.
Dann ging er zum Einwohnermeldeamt und ließ sich im Freien Status registrieren. Er bekam einen Televektortransmitter, der chirurgisch in einen Muskel des Oberschenkels eingebettet wurde, und nahm von dem fetten, alten Hines Macintosh einen Drink an, der dem Andenken von Max Hawkes gewidmet war.
Mit Macintosh unterhielt er sich auch kurz über sein Erbe und über die Formalitäten von dessen Antritt. Macintosh erklärte ihm, daß der Prozeß ziemlich kompliziert sei, aber zu fürchten habe er nichts. Das Testament durchlaufe jetzt die verschiedenen Ämter, um bestätigt zu
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