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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Mann und Frau, auf das Lettice anspielte, nicht verborgen geblieben. Sie wußte nicht mit letzter Sicherheit, worum es ging, aber nach allem, was sie mitbekam, lief es auf etwas schrecklich Abstoßendes und Erniedrigendes hinaus. Im Innersten hoffte sie, daß Frederic über derartige Scheußlichkeiten erhaben wäre. Er konnte nichts mit Ambrose und Lettice gemeinsam haben, schon gar nicht solche Begierden.
    Im Jahre 1529, Mary war gerade zwölf geworden, erhöhte der engste Vertraute des Königs, der Kardinal und Lordkanzler Wolsey, den viele als den heimlichen Regenten des Landes bezeichneten,
wieder einmal die Steuern und Abgaben. Besonders die Bauern stöhnten und jammerten darüber. Kuriere des Kanzlers ritten überall in den Städten und Dörfern umher, um das Geld einzutreiben, wobei sie eher bereit waren, hin und wieder einen Hof in Flammen aufgehen zu lassen, oder einem widerspenstigen Bauern die Kehle durchzuschneiden, als ohne den geforderten Betrag abzuziehen. Den Städtern ging es weniger schlecht, aber sie murrten auch über den pompösen Glanz, mit dem sich die Kirche unter Verwendung ihrer Gelder umgab und über den Prunk, mit dem König Henry hofhielt. Auch Ambrose, der noch weniger Mittel als sonst erhielt, fluchte und tobte.
    »Wie, zum Teufel, soll ich das verdammte Gesindel hier satt kriegen? « schrie er und schlug mit der Faust auf den Tisch. Bess, seine ältere Tochter, lachte. Sie war alt genug, um ihren Vater nicht mehr zu fürchten, und behandelte ihn mit steigender Verachtung.
    »Darüber hast du dir doch sonst auch keine Gedanken gemacht«, meinte sie, »schau dir deine Opfer doch mal an, den meisten gebe ich kein halbes Jahr mehr!«
    »Halt’s Maul, du Hure! Ich kann dich hier jederzeit rauswerfen! «
    »Tust du aber nicht«, erklärte Bess kühl, »dafür liebst du das Geld viel zu sehr, das ich mitbringe.« Bess arbeitete als unterstes Küchenmädchen im Herrenhaus bei den Fairchilds und schmiedete ehrgeizige Pläne. Irgendwann, so versicherte sie Mary in vertrauten Stunden, werde sie Shadow’s Eyes verlassen und in London leben. Mary war überzeugt, daß die Schwester sich damit durchsetzen werde. Sie bewunderte Bess, die sechs Jahre älter als sie war, und das reizvolle Äußere der jungen Lettice geerbt hatte. Sie besaß eine blitzschnelle Auffassungsgabe und das wertvolle Talent, sich vollkommen verstellen zu können. Jeder wußte, daß sie die Tochter von Ambrose Askew war, aber wenn sie es darauf anlegte, dann konnte sie sich so benehmen, daß die Menschen diesen Makel vergaßen. Mary begriff Jahre später, daß es genau das war, was die Frauen der Askews den Männern überlegen sein ließ. Ambrose und Edward konnten weder Herkunft noch Charakter, noch den Grad ihrer Verkommenheit jemals leugnen: Lettice, Bess und Mary aber waren
in der Lage, ihren Mitmenschen das jeweils von ihnen gewünschte Bild vorzugaukeln.
    »Bess hat recht, wir können ihr Geld wirklich gut brauchen«, warf Lettice nun ein, »sie ist nicht wie Mary, die nur schläft und ißt und nichts nützt. Wo steckt Mary überhaupt?«
    »Hier«, ertönte eine dünne Stimme, und eine von Kopf bis Fuß mit Asche beschmierte Mary kroch hinter dem steinernen Herd hervor, wo sich in einer Wandnische ihr liebster Aufenthaltsort befand.
    »Jetzt seht nur das Kind an!« rief Lettice. »Herrgott, Mary, woher hast du nur den Hang, dich immerzu im Dreck zu wälzen?«
    »Von ihrer Mutter vermutlich«, sagte Ambrose und brüllte vor Lachen. Lettice überhörte die Bemerkung, weil sie Ambrose so minderwertig fand, daß seine Bosheiten sie nicht treffen konnten.
    »Mary, stell dich einmal dort vor das Fenster«, befahl sie, »und zieh den Kopf nicht so ein! Ich will sehen, wie groß du bist!«
    Mary stellte sich aufrecht hin, und da sie den Eindruck hatte, ihre Mutter würde sie gern groß und stattlich erleben, hob sie sich unauffällig auf die Zehenspitzen und reckte den Hals. Das Ergebnis überwältigte dennoch niemanden.
    »Sie hat die Größe eines neunjährigen Kindes«, meinte Lettice unzufrieden, »allerdings, ihr Gesicht...« Sie trat näher an ihre Tochter heran und betrachtete sie prüfend.
    »Ein merkwürdiges Gesicht«, sagte sie, »sehr wissend, findest du nicht, Ambrose?«
    Ambrose machte sich über solche Dinge keine Gedanken, und er verstand auch nicht, was Lettice meinte. Für sein Verständnis sah Mary genauso aus, wie alle zwölfjährigen Mädchen aussahen, nämlich völlig nichtssagend und unbedeutend.
    Mary sah

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