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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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dann bekommst du ein sauberes Kleid.«
    Mary genoß diesen Abend aus tiefstem Herzen. Ihre Mutter und Bess kümmerten sich die ganze Zeit um sie, putzten sie heraus, begutachteten sie von allen Seiten, lachten und alberten herum. Bess
sagte sogar, Mary habe wirklich schöne rötliche Locken und sähe sehr niedlich aus in dem sauberen braunen Kleid mit dem weißen Kopftuch. Mary war ganz unglücklich, als sie die neue Pracht wieder ausziehen und hinauf in ihr Bett gehen mußte. Natürlich tat sie die ganze Nacht kein Auge zu und erschien am Morgen lange vor ihrer gewohnten Zeit in der Küche. Lettice nahm dort gerade einen Topf mit einem eigenartig stinkenden Brei darin vom Herd.
    »Für das Drecksgesindel«, erklärte sie, womit sie zweifellos die Armen meinte, die sich bereits im Gang versammelt hatten und mit dünnen, zittrigen Stimmen Unverständliches wisperten, »setz dich hin und frühstücke, Mary. Und gib bloß acht, daß du dein Kleid nicht schmutzig machst!«
    Es war noch früh am Morgen, als die beiden Mädchen loszogen. Der Junitag dämmerte warm und sonnig am östlichen Horizont herauf, über den Wiesen lag noch Tau, und ein feiner Nebel hing in der Luft. Mary lauschte begeistert dem Zwitschern der Vögel und dem Summen der Bienen, die auf der Suche nach ersten Blüten über die Felder schwirrten. Es tat so gut, aus den engen Straßen herauszukommen, die im Schatten der Häuser lagen und deren Pflastersteine sich feucht und kalt unter den nackten Füßen anfühlten. Es war schön, auf einmal klare Sommerluft zu riechen, statt den fauligen Abfallgestank in den Gassen. Sie mußten am Dorfbrunnen vorüber, an dem schon einige Mädchen standen, Wasser schöpften und tratschten, an der Kirche entlang, auf deren Gartenmauer eine Katze saß und sich putzte, dann am Haus des Priesters vorbei, der wohl noch schlief, denn alle Fensterläden waren geschlossen. Bess lachte verächtlich.
    »Die Kirche bereichert sich und schläft«, sagte sie bissig, »und wir arbeiten und beschaffen das Geld, mit dem sie ihre seidenen Meßgewänder und goldenen Kelche bezahlt!«
    Da auch Ambrose stets die gleichen Reden führte, meinte Mary, es müsse vielleicht stimmen und die Kirche sei wirklich schlecht, aber gleichzeitig wußte sie, daß Pater Joshua, der Priester, immer sehr freundlich zu ihr gewesen war, und sie konnte auch die Worte nicht vergessen, die er einmal zu ihr gesagt hatte.
    »Es gibt einen Gott, Mary, und daran solltest du immer denken.
Nach dem Tod wird er die Guten belohnen und mit den Bösen abrechnen, und die Welt wäre weniger schlecht, wenn die Menschen das nicht immer vergäßen.«
    Mary hatte ihrer Mutter davon erzählt, aber Lettice hatte nur hohnlachend erwidert, der Priester solle lieber selber daran denken, wenn das nächste Mal irgendein armer Bauer in den Kerker geworfen wurde, weil er die Abgaben an die Kirche nicht bezahlen konnte. Mary beschloß, wegen dieser widerstreitenden Meinungen so vorsichtig wie möglich zu sein. Auch jetzt bekreuzigte sie sich rasch, nachdem Bess ihre lästerliche Rede geführt hatte.
    Der Park von Fernhill begann am Ende des Friedhofes. Er wurde von einer hohen Mauer umgrenzt, hinter der Eichen und Linden standen, und erstreckte sich viele Meilen über das Land. Eine breite Allee führte zu dem schmiedeeisernen Gittertor, durch das man den Park betreten konnte, aber das Schloß selber sah man von hier nicht. Ein paar Mal hatte Mary dort schon gestanden, in der Hoffnung, einen Blick auf eine vorüberfahrende Kutsche oder gar vorüberreitende Menschen werfen zu können, aber nie hatte sich etwas vor oder hinter dem Tor geregt. Heute endlich sollte sie in jene fremde Welt vordringen. Natürlich durfte sie nicht durch das Hauptportal gehen, sondern mußte hinter Bess her an der Mauer entlang laufen und durch eine winzige, von Büschen überwucherte Seitenpforte in den Park treten. Über einen schmalen Pfad hinweg bahnten sie sich ihren Weg durch grünschillernde, blütenduftende Wildnis, an einem sumpfigen Teich vorbei, auf dem einige Enten herumschwammen, und an jahrhundertealten Bäumen mit ausladenden Kronen, über taufeuchtes Moos, und dann plötzlich öffnete sich der Wald, und vor ihnen lagen die weiten, hellgrünen Rasenflächen, in deren Mitte das Herrenhaus stand, ein großes, rechteckiges Gemäuer aus grauem Stein. Das Grau wurde an allen Seiten von langen Fensterreihen unterbrochen, in deren Glas sich die aufgehende Sonne spiegelte, und das Dach war mit blaßroten

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