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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Festmahl gegessen hatten, inzwischen konnte sie es schon nicht mehr sehen, so oft hatten sie es auf dem Tisch. Es war das Billigste, was es gab. Jane würde maulen, wenn sie damit ankam. Resigniert machte sie sich auf den Heimweg.
     
    Jane saß auf einem Stuhl unten in der Wirtsstube des Sherwood Inn und schlug wütend und monoton mit der Hand auf die Tischplatte. Will kniete vor dem Kamin neben seinem alten Hund und flößte ihm mühsam etwas Wasser ein. Bei jedem Schlag von Jane zuckte er zusammen, aber als er leise sagte:
    »Bitte, sei doch still!« bekam Jane einen Schreikrampf und schlug noch fester zu. Als sie ihre Mutter erblickte, die zur Tür hereinkam, fing sie an zu weinen.
    »Ach, Jane, was ist denn?« fragte Mary erschöpft. »Warum weinst du?«
    Jane gab keine Antwort.
    Will richtete sich schwerfällig auf.
    »Sie hat schlechte Laune heute«, knurrte er, »warum, weiß sie selber nicht.«
    »Doch, weiß ich!« schrie Jane. »Mutter soll nicht mehr weggehen! Sie soll hier bleiben!«
    »Du weißt, daß das nicht geht. Wovon sollen wir leben, verrate
mir das! Oh, Himmel, jetzt fang nicht schon wieder an zu weinen. Wirklich, Will, dieses Kind muß man nur schief ansehen und es verliert völlig den Verstand!«
    Will nickte. Er war sehr alt geworden, litt unter Gicht und Rheuma und hatte so zittrige Finger, daß er weder Gifte noch Heilmedizinen länger mischen konnte. Auch als Hehler brauchte man ihn nicht mehr. Es gab inzwischen jüngere und geschicktere in der Stadt. Niemand kam ins Sherwood Inn, und sicher hätte Will ins Armenhaus gehen müssen, wäre Mary nicht gewesen. Die beiden waren inzwischen vertraut miteinander. Sie ernährte ihn von ihrem Geld mit, sorgte auch sonst für ihn und hatte ihm das Versprechen gegeben, ihn auch dann nicht im Stich zu lassen, wenn er einmal ganz hinfällig geworden wäre; dafür durften sie und Jane umsonst in seinem Haus wohnen. Aber gerade an diesem Tag fiel es Mary auf, wie belastend das alles war. Ein alter Mann, ein alter Hund und ein vierjähriges Kind hingen an ihr, vertrauten darauf, daß sie immer alles in Ordnung bringen würde und daß ihr schon etwas einfiele, damit sie alle weiterleben könnten. Auch jetzt verfolgten sie sie mit großen Augen, während sie zwei Teller auf den Tisch stellte und den Seetang hervorholte. Jane schrie auf.
    »Schon wieder! Ich will nicht schon wieder Tang!«
    »Du ißt, was ich dir gebe«, verwies Mary sie scharf, »der Seetang ist sehr gesund, also iß ihn. Und du auch, Will..«
    »Und was hast du, Mary?«
    »Ach, ich habe schon bei Bartholomew gegessen. Ich habe keinen Hunger mehr.«
    »Das ist nicht wahr. Du hast ganz hohle Augen. Nimm die Hälfte von meinem. «
    »Rede keinen Unsinn. Dann bleibt ja gar nichts für dich übrig. Jetzt iß endlich. Und du, Jane, wenn ich von dir noch einen Ton höre, dann gehst du auf der Stelle ins Bett und bleibst bis übermorgen früh liegen!«
    Jane schluckte, aber sie wagte nichts mehr zu sagen. Eine Zeitlang war nur gleichmäßiges Kauen zu vernehmen. Mary holte aus dem Schrank das letzte alte Stück Fleisch und gab es dem Hund. Dann setzte sie sich an den Tisch und stützte den Kopf in die Hände.
    »Will«, sagte sie, »mir ist heute ein Gedanke gekommen.« Kurz schilderte sie, woran sie gedacht hatte, als sie an den Gemüseständen in der Stadt vorbeigegangen war.
    Will sah sie nachdenklich an. »Du hast kein Land, Mary.«
    »Ich weiß. Aber vielleicht kann ich welches bekommen.«
    »Wenn, dann bestimmt nicht auf ehrenwerte Weise.«
    »Ach«, Mary machte eine ungeduldige Handbewegung, »ist man zu ehrenwert, bleibt man auf der Strecke. Ich finde es ungerecht, daß manche von Geburt an alles haben und andere nichts. Ich will endlich auch meinen Teil bekommen!«
    »Ja ja«, meinte Will bedächtig, »aber auf irgendeine Weise mußt du für alles bezahlen. Wenn du auf enteigneten Klosterbesitz spekulierst, auch den gibt es nicht umsonst. Da ist sowieso nicht mehr viel zu holen. Die letzten Klöster wurden vor zwei Jahren enteignet.«
    »Ich weiß. Aber es muß einen Weg geben... Oh, wenn ich nur...« Grübelnd starrte sie vor sich hin.
    Will sah sie scharf an. »Du brütest etwas aus, Mary. Dir kommen rabenschwarze Einfälle. Mary, Mary, wenn du dich nur nicht...«
    »Was?«
    »Wenn du dich nur nicht übernimmst! Du bist nicht die geborene Intrigantin und ich fürchte, rücksichtslos genug auch nicht. Wenn du dich, wie auch immer, in den Kampf um die Kirchengüter stürzen willst, dann

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