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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sanfter, zarter und durchsichtiger aus in ihrem bezaubernd schönen Kleid aus hellgelber Seide, viel zu kühl für diesen Tag und nur für einen warmen Salon geeignet. Um ihren Hals lag eine Kette aus Perlen und Topasen, ihre Haare verbarg sie unter einer goldfarbenen Samthaube. Sie wirkte wie eine schöne, kostbare Puppe, von Anne mit aller Liebe und Sorgfalt ausgestattet, zurechtgemacht und hingebungsvoll gepflegt.
    Mary war sich sehr deutlich ihrer eigenen ungünstigen Erscheinung bewußt. Ihr schönstes Kleid mußte in all der Pracht des Salons wie ein Putzlumpen wirken. Aber sie ließ sich nichts anmerken. Mit klarer Stimme sagte sie:
    »Ich komme, weil ich eine Bitte an Sie beide habe.«
    »Oh!« Anne zog die Augenbrauen hoch. »Eine Bitte? Woher wußten Sie, daß wir in London sind?«
    »Ich wußte es nicht. Ich kam her und versuchte es einfach.«
    »Ah, und das mit Erfolg. Was können wir für Sie tun?«
    Mary leckte sich über die trockenen Lippen.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Bitte!«
    Sie nahm Platz und versuchte die beiden gelassen anzusehen.
    »Vor beinahe fünf Jahren, da...«, begann sie stockend, »da machten Sie mir ein Angebot, Miss Brisbane. Wissen Sie noch? Sie kamen zu Bartholomew Bloom, bei dem ich damals arbeitete...«
    »Ich erinnere mich, ja.«
    »Nun, um es kurz zu sagen, ich...«
    »Sie lehnten damals mit sehr deutlichen Worten ab. Soviel ich weiß, waren Sie der Ansicht, ich hätte Ihre Moral und Ihre Ehrenhaftigkeit weit unterschätzt.«
    Mary lächelte leicht.
    »Moral steht und fällt mit dem Wohlstand, in dem ein Mensch lebt. Mit knurrendem Magen ist es schwerer, ehrenhaft zu bleiben. «
    Cathleen sah sie verwirrt an.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich denke, das ist nicht schwer zu erraten«, sagte Anne höhnisch,
»was Mrs. de Maurois uns in wohllautenden Umschreibungen mitteilen möchte, ist, daß sie entgegen ihrer entrüsteten Ablehnung von damals heute durchaus bereit ist, die ihr gebotene Summe anzunehmen. Ist es nicht so?«
    »Nicht ganz. Ich...«
    »Zweihundert Pfund in Gold, nicht wahr?«
    »Gib sie ihr, Anne«, bat Cathleen, »sie hat es sowieso verdient. Sie hat uns damals sehr geholfen.«
    Anne nickte.
    »Wenn sie die Erklärung unterschreibt, ewigwährendes Stillschweigen zu wahren!«
    »Ich unterschreibe«, entgegnete Mary, »aber... nicht für zweihundert Pfund in Gold.«
    »Ah... Sie wollen noch ein bißchen spielen. Den Preis in die Höhe treiben.« Annes Stimme war voll höhnischer Verachtung.
    Mary mußte all ihre Kraft zusammennehmen, um ihr gerade in die Augen sehen zu können.
    »Ja, Miss Brisbane. Ich bin nicht so billig, wie Sie sich das dachten. Ich möchte von Ihnen und Mylady eines der vielen großen Landgüter, die aus dem Erbe von Lord Cavendor geblieben sind.«
    »Was?« fragte Cathleen schrill, und im gleichen Moment antwortete Anne scharf:
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    Da Mary keine Anstalten machte, ihre ungeheuerliche Forderung zurückzunehmen, herrschte eine ganze Weile Schweigen im Raum. Die Flammen im Kamin prasselten, knisternd krümmten sich die Holzscheite. Von der Straße herauf klang grobes Lachen. Cathleen war verstört, Anne rang um Fassung. In Marys Kopf beruhigte sich die wirbelnde Gedankenflut, in die ihre eigenen Worte sie gestürzt hatten. Was nun auch kommen mochte – sie hatte den entscheidenden Schritt getan. Ihr hatte es so davor gegraut, daß sie geglaubt hatte, sie werde die Worte nicht herausbekommen. Nun fühlte sie sich zwar ein wenig bösartig, aber auch befreit. Zurück konnte sie nicht mehr und damit war das quälende Grübeln über die Frage, ob sie es tun sollte oder nicht, vorbei. Natürlich erholte sich Anne als erste von ihrem Schrecken. Sie sah Mary kühl an.

    »Sie glauben doch selber nicht, daß wir ihre Forderungen erfüllen«, sagte sie, »ein Landgut – das ist vollkommen ausgeschlossen? «
    »Weshalb?«
    »Erscheint Ihnen Ihre Forderung nicht selber zu hoch?«
    »Nein.«
    Anne schnappte nach Luft.
    »Das... darauf werden wir nicht eingehen!«
    »Das können wir nicht«, sagte auch Cathleen, »ein ganzes Gut... das... «
    »Sie würden es überhaupt nicht merken«, erwiderte Mary, »Cavendor hatte unermeßlichen Landbesitz. Ich glaube, Sie sind wahrscheinlich gar nicht in der Lage, das alles zu verwalten.«
    »Nun ja, ich...« begann Cathleen, aber Anne fiel ihr sofort ins Wort:
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Mrs. de Maurois. Die Forderung ist dermaßen übertrieben, daß ich mich weigere, darüber

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