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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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war daher von Hof und Regierung für zu gefährlich erachtet worden. Der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, mußte die Ehe des Königs mit Anna von Kleve für ungültig erklären und Henry heiratete zum fünften Mal, die Nichte des Duke Norfolk, Lady Catherine Howard. Von alldem registrierte Mary eigentlich nur voller Erleichterung, daß durch die Trennung Henrys von Anna die Gefahr eines Krieges mit dem Kaiser gebannt war. Im Augenblick brauchte sie nichts als Frieden und Ruhe und Zeit.
    Sie brachten eine gute Ernte ein. Den Hafer behielten sie ganz für sich, aber vom Weizen ließ Mary Mehl mahlen und Brot backen, das dann auf dem Markt von Burnham verkauft wurde. Auch ein wenig Gemüse, Eier und Butter bot Mary zum Verkauf an. Sie wußte, der beste Umschlagplatz wäre London gewesen, Burnham war zu sehr Provinz und der Mangel an Lebensmitteln nicht groß genug. Aber was sie verkaufte, war zu wenig, als daß es sich gelohnt hätte, deswegen nach London zu reisen. So fand sie heraus, zu welchen Preisen die anderen Güter ihre Waren in Burnham verkauften
und unterbot sie gerade um so viel, wie es ihr noch Gewinn brachte, die Käufer aber reizte, ihre Sachen zu bevorzugen. Tatsächlich riß man sich um die Waren von Marmalon, tagtäglich kehrte Mackenzie mit einem Beutel vollgefüllt mit Goldstücken heim.
    Mary triumphierte. Sie kaufte sofort noch mehr Kühe und Hühner und Saat für den Winterweizen. Noch immer waren nicht alle Felder von Marmalon zu gebrauchen, aber recht große Teile waren doch wieder fruchtbar gemacht und wurden im Spätherbst erneut bebaut. Mary verfolgte die Arbeit genau. Frühmorgens schon stand sie auf und ritt mit Mackenzie und Tallentire über die Wiesen, dann kehrte sie zurück, kümmerte sich um die Waren, die an diesem Tag zum Markt gebracht werden sollten, besichtigte die Ställe, half Eier einzusammeln und Kühe zu melken. Sie erntete Äpfel und Birnen und befreite gemeinsam mit Brenda Mackenzie den Gemüsegarten von Unkraut und wuchernden Dornenhecken. Marys Hände wurden rot und rissig und bekamen dicke Schwielen, aber sie kümmerte sich nicht darum. Sie stapfte in ihrem alten Wollkleid, eine Decke um die Schultern, die Haare wirr aufgesteckt, von Sonnenaufgang bis in den Abend hinein über ihr herbstliches Land, durch raschelndes Laub und über Wiesen, aus denen dichter Nebel stieg. Ihr Atem blieb sichtbar in der klaren, kalten Luft, aber sie fror nicht, denn obwohl sie immer dünner wurde, war sie so viel in Bewegung, daß sie sich stets warm fühlte. Hunger und Erschöpfung ignorierte sie, sie nahm alle Kraft ihrer dreiundzwanzig Jahre zusammen und das trug sie durch Anstrengung und Entbehrung. Sie schien weder zu essen noch zu schlafen, was Will zunehmend beunruhigte.
    »Eines Tages brichst du zusammen«, brummte er ärgerlich, als sie wieder einmal grau und übernächtigt zum Frühstück kam, »und was haben wir dann davon? Und was soll ich Nicolas sagen?«
    »Aber Will, ich breche nicht zusammen. Ich brauche die Nächte zum Denken, da kommen mir die besten Einfälle. Weißt du, was ich jetzt vorhabe?«
    »Nein.«
    »Unser Holz, Will. Wir haben so viel Wald hier. Es müßte eine Menge Geld damit zu machen sein.«
    »Du willst es als Feuerholz verkaufen?«

    Mary machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Dafür ist es viel zu schade. Nein, ich habe an etwas gedacht. Es ist doch wichtig, daß man immer die Politik ein wenig im Auge behält. Jetzt, da sich der König von Anna von Kleve getrennt hat, könnte er seinen alten Plan, Krieg mit Schottland zu führen, wieder hervorholen. Und Krieg, Will, bedeutet auch immer Seefahrt. Es würde mich nicht wundern, wenn die großen Schiffswerften des Landes bereits darauf spekulieren und anfangen, eine Flotte zu bauen. Und dazu brauchen sie – Holz!«
    Wills Gesicht drückte Zweifel aus.
    »Noch weiß niemand, ob es Krieg geben wird. Warum sollten sie jetzt Schiffe bauen?«
    »Wenn der Krieg erst begonnen hat, ist es zu spät. Ich habe immer sehr viel gelesen, und ich habe dabei erfahren, daß der kluge Geschäftsmann eine Ahnung, eine Witterung haben muß für die Dinge, die noch kommen werden, auch wenn noch niemand sie sehen kann. Ich wittere Krieg. Und ich verwette meinen Kopf, daß es den Schiffsbauern genauso geht. Wenn sie Holz brauchen, dann möchte ich, daß die Aufträge an mich gehen.«
    »Wir werden dann aber mehr Leute brauchen.«
    »Es ist nicht schwierig, welche zu bekommen.«
    »Ja, aber sie müssen ernährt

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