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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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kaum noch zu erkennen. Über den schwarzen Himmel zogen sturmgetriebene schwere Wolken; angstvoll fragte sich Mary, ob sie am Ende Schnee brachten.
    Courday wendete sein Pferd.
    »Sie sind noch sehr jung, Mrs. de Maurois«, sagte er, »und vielleicht haben Sie eines noch nicht gelernt: Auf die Dauer gelingt es keinem Menschen, sein Leben allein und selbstgenügsam zu verbringen.
Jeder braucht einmal einen anderen, und wir alle brauchen Nachbarn. Sie könnten einmal in einer Lage sein, in der Sie sich wünschen, uns etwas entgegenkommender behandelt zu haben.« Er nickte ihr zu, was sie nur schwach sah, dann winkte er den anderen, und sie ritten davon, gekränkt und wütend, fast nicht einmal so sehr wegen Marys Starrsinn, sondern weil sie die abweisende Gleichgültigkeit gespürt hatten, die sie ihnen entgegenbrachte. Nur zu deutlich hatten sie gemerkt, daß ihre Gedanken in andere Richtungen schweiften, und nichts hätte sie vernichtender treffen können.
    »Was glaubt ihr«, fragte Fennimere die anderen, während sie durch den düsteren Wald trabten und sich nach einem warmen Kaminfeuer sehnten, »was glaubt ihr, wo sie herkommt?«
    »Aus einer guten Familie nicht«, erwiderte Courday, der eine sichere Menschenkenntnis besaß, »wie sie spricht und sich hält, das hat sie sich selbst anerzogen. Darunter...«
    »Darunter, Courday, ist sie eine verdammt schöne Frau.«
    Courday lachte.
    »Zu schön, um sittsam zu sein.«
    »Zu ehrgeizig, um leichtsinnig zu sein«, meinte Hadleigh, »machen wir uns nichts vor. Sie tut, was sie will und nur, was ihr einen Vorteil bringt. Und ich verwette meinen Kopf, daß sie dieses verteufelte Rosewood oder Marmalon oder wie sie es nennt, zu höchst ärgerlichem Ansehen bringen wird.«
    Fennimere grunzte mißmutig.
    »Und was sagen wir denen, die uns nach ihr fragen?«
    Alle schwiegen, dann meinte Courday:
    »Wir sagen die Wahrheit. Sie ist eine zarte Rose mit äußerst stacheligen Dornen, aber sie hat keine tiefen Wurzeln. Sie ist leicht zu pflücken. «
    »Und was macht man mit Rosen, wenn man sie gepflückt hat?«
    »Weißt du das nicht? Sie werden gepreßt, meist unter den Seiten eines schweren Buches. Aber man kann alles mögliche auf sie legen, das bleibt sich gleich.«
    Fennimere lachte lauthals.
    »Alle Teufel, Courday, noch hast du sie nicht in deinem Bett!«

    »Aber alle Frauen, von denen ich es will, landen früher oder später dort.«
    Jubelnd stimmten die anderen zu.
    Nur Hadleigh schüttelte den Kopf.
    »Die bekommt ihr nicht«, murmelte er, »diesmal beißt ihr euch die Zähne aus. Mary de Maurois mag aussehen wie eine Rose, aber im Inneren ist sie zählebig wie Unkraut.«
     
    Der Winter verging. Es gab manchen sehr kalten Tag, aber kaum Schnee. Marmalon konnte alles Holz liefern, das es versprochen hatte, und obwohl es nicht billig war, die Baumstämme nach London zu bringen, blieb genügend Geld, Menschen und Tiere durch den Winter zu füttern und Saatgut für den Frühling zu kaufen. Sie brachten außerdem Milch, Butter und Käse auf den Markt und hatten sogar einen Überschuß an Hafer, den sie nun, da er bei den anderen knapp geworden war, zu Wucherpreisen verkaufen konnten. Auf den Wiesen sproß frisches, grünes Gras, und Mary kaufte dreißig Schafe, die sie auf einem großen, eingezäunten Gelände weiden ließ. Sie wußte, daß Wolle in Flandern gut verkauft wurde und blanke Goldmünzen einbringen konnte. Es gab Händler, die ein beachtliches Vermögen nur durch Wolle erworben hatten, etwas, was Mary natürlich nicht ungerührt ließ.
    »Ich werde mir von allem etwas holen«, erklärte sie Mackenzie und Tallentire, »ich beteilige mich an der Schafzucht, aber ich nutze es gleichzeitig aus, daß gerade durch die Schafzucht ein solcher Mangel an Getreide herrscht. Diese Lücke fülle ich ebenfalls.«
    » Wir werden eine gute Ernte haben in diesem Jahr«, prophezeite Tallentire, »ich kann es jetzt schon sehen. Das Wetter wird gut.«
    »Das erkennen Sie bereits im Februar?«
    »Ich bin auf dem Land aufgewachsen, Madam, und ich habe immer in Essex gelebt. Wie ein Jahr sein wird, sehe ich in den Knospen, den Gräsern, in der Farbe des Himmels, die er zur Zeit der großen Frühjahrsstürme hat. Und ich sehe es in den unterirdischen Quellen, die hier und dort auf den Waldwegen aus dem Boden sickern. Es gibt hundert untrügliche Zeichen, man muß sie nur zu deuten wissen. «

    Mary lächelte ihm zu. Tallentire war das Wertvollste, was sie auf Marmalon hatte. Nicht in

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