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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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überhaupt keine Million einer bestimmten Art, sondern, soweit ich sah, als ich zum Schiff ging, einen ziemlich repräsentativen Durchschnitt durch die Bevölkerung (obwohl einer von ihnen eine Vorliebe für Rothaarige gehabt hatte). Taugenichtse, Junkies und Schwerbehinderte hatten sie nicht akzeptiert – ich sagte Euch ja, jeder versuchte sein Glück, bevor es vorbei war! – und außerdem eine ganze Reihe Menschen nicht, die ich persönlich auch nicht gemocht hätte.
    Den Ausgewählten wurde ein Stempel auf die Stirn gedrückt, der aber keinen sichtbaren Abdruck hinterließ, und ihnen wurde gesagt, daß sie die Stirn ruhig waschen und berühren dürften (dies wurde auch auf Handzettel veröffentlicht, weil die Angli es leid waren, immer die gleichen Fragen zu beantworten). Beim Betreten des Schiffes mußten die Angli nur noch auf die Stirn des Betreffenden schauen.
    Ich fragte Waefyel, ob es sich um eine Art Gedankenvermerk handele. Er lachte. »Braucht man nicht.« Ich gab mir selbst innerlich eine Ohrfeige. Wo lag das Problem für einen Telepathen, wenn er auf eine Stirn schaute, gestempelt oder nicht?
    Oh – noch etwas. Auf dem Schiff wurden die ausgewählten Männer kurz betäubt und bekamen eine Spritze verpaßt.
    »Wozu das?«
    Waefyel kicherte.
    »Wegen der Fruchtbarkeit. Ihr macht viel zu viele Junge, die ihr dann gar nicht erziehen könnt.«
    »Willst du damit sagen, die Männer werden alle sterilisiert? Sterben die Menschen, die ihr mitnehmt, dadurch nicht aus?«
    »Dauert nur zwanzig Jahre. Dann wieder zwanzig Jahre. Dann noch mal zwanzig Jahre.« Er hatte die Vorstellung von einem Zyklus im Kopf. »Ja – das schadet nicht, aber Ihr begreift besser.«
    Und auf diese Weise erfuhr ich von der geheimen Forschungsarbeit der Angli. Wie es aussah, hatte einer von ihnen, der sich für Naturwissenschaften interessierte, einen Weg gefunden, ein geeignetes Bakterium zu splitten und es in das männliche Immunsystem einzuschleusen, wo es die Samenfäden zerstören oder, besser gesagt, inaktivieren konnte. Die Wirkung ließ nach zwanzig Jahren nach und erlaubte dem Mann einige fruchtbare Ejakulationen. Das System erneuerte sich selbst. Die Wirkung setzte wieder ein und verhinderte die Fortpflanzungsfähigkeit abermals für zwei Jahrzehnte. Und so weiter. Das Bakterium war außerdem in direkter Linie vererbbar.
    Reizend, was?
    Über den Wirkungszeitraum hatte es allem Anschein nach Diskussionen gegeben. Einige Angli hatten für fünfzig Jahre plädiert, aber sie wurden überzeugt, daß sie aus lauter Abscheu vor dem Zustand, in dem sich die Erde befand, überreagierten.
    Wie es weitergeht, wißt Ihr.
    Ich bemerkte Waefyel gegenüber, daß es schade sei, daß man dieses Verfahren nicht auf der Erde anwenden könne. Die Männer würden bestimmt Sturm dagegen laufen. Er kicherte wieder.
    »Du hast die Sonnenuntergänge gesehen? Schönes grünes Licht, nicht wahr?«
    »Jaja, man hat gesagt, daß ...«
    »Schon passiert«, sagte er. »Welche Probleme! Puh! So viele Junge! Zum Glück vermehren sich eure Bakterien rasch.«
    »Waaas?«
    Wie gesagt, Ihr kennt ja die Geschichte. Ich habe nur zufällig ein bißchen früher davon erfahren als Ihr. Himmel, ich erinnere mich noch genau an das ganze Theater, den Ansturm auf die Kliniken, die auf Fortpflanzungsmedizin spezialisiert waren. Natürlich wurde zuerst den Frauen die Schuld in die Schuhe geschoben. Aber schließlich kam die Wahrheit ans Tageslicht, vor allem, nachdem einige verwandte Primaten ähnliche Symptome zeigten. Und an den Männer ging es auch nicht spurlos vorüber. Jedesmal, wenn eine große Anzahl aktiver Spermien abgetötet wurde, reagierten sie mit Aufgedunsenheit und waren über die Maßen reizbar.
    Doch das wißt Ihr alles. Wie wir zunächst eine alte Generation gemischter Jahrgänge wurden, zu der ich und andere noch ältere gehören, und wie danach die nächste Generation nur aus Fünfzigjährigen bestand und die nächste nur aus Zwanzigjährigen. Und wie danach niemand mehr kam. Inzwischen sind wieder einige Frauen schwanger geworden. (>WIEDER MUTTERSCHAFT! < – >NEUE GEBURTEN! < – >IST ES DIESMAL VON DAUER? < Nein, ist es nicht. Das kann ich Euch versichern.)
    Das war das Abschiedsgeschenk der Angli. Wie Waefyel so treffend bemerkte: »Wir tun euch nur Gutes. In Zukunft werdet ihr keine so großen Schwierigkeiten mehr haben. Es wird leichter für euch werden.«
    Und das stimmte. Eben hatten wir noch an der Schwelle des verheerendsten Krieges

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