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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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gestanden, den die Erde je erlebt hätte, im nächsten Augenblick war die ganze Welt plötzlich so damit beschäftigt, Kinder zu bekommen, daß außer diesem Ziel alles unwichtig wurde. Natürlich ging die Wirtschaft, die auf der Idee des endlosem Wachstums aufgebaut war, den Bach hinunter, doch das war das kleinere Übel, wenn man bedachte, daß sich die Menschheit fast selbst ausgerottet hätte. Diejenigen, die einen Planeten ins Auge gefaßt hatten, auf dem fünfzig Milliarden Menschen übereinanderstanden, reagierten enttäuscht. Doch das ganze Problem der Umweltverschmutzung, der Müll, die Erosion und die giftigen Abwässer, wurde lösbar, nachdem das donnernde Geräusch neugeborener Menschen, die einem Katarakt gleich aus immer fruchtbaren Bäuchen schossen, zu einem leisen Plätschern geworden war, das nur noch alle zwanzig Jahre hörbar wurde.
    Die Menschen hätten sich früher oder später sowieso mit der Idee einer statischen Wirtschaft anfreunden müssen. Das Geschenk der Angli bestand darin, daß sie es nun tun konnten, solange noch etwas Leben in unseren Meeren übriggeblieben war.
    Doch ich komme vom Thema ab.
    Als ich den Schock, nicht ausgewählt worden zu sein, überwunden hatte (nein, es hört sich bloß so an, als würde ich weinen), schwirrte mir immer noch die dumme, alte Frage im Kopf herum: Weshalb um alles in der Welt, hatten die Angli diesen paradiesischen Planeten verlassen, von dem sie kamen? Weshalb?
    »Wollten mal 'ne andere Gegend sehen«, sagte Waefyel. »Hatten Langeweile.«
    Doch das hörte sich irgendwie komisch an. Vielleicht senden Telepathen doch immer, ob sie wollen oder nicht.
    »Waefyel, was geschah mit der Rasse, die früher auf eurem Planeten lebte?“
    »Fortgegangen. Oder gestorben. Ich glaube, gestorben.«
    Das klang ehrlich.
    »Ihr habt sie doch nicht umgebracht, oder?«
    »Oh, nein! NEIN!«
    Ich glaube, dieses Entsetzen konnte man nicht vortäuschen.
    »Ihr seid also einfach weggegangen, habt eure Götter mitgenommen. Was ist mit den Angli, die zurückgeblieben sind? Was machen sie jetzt ohne Götter?«
    »Es sind keine zurückgeblieben. Sie sind alle hier. Hinterm Mond.«
    »Mhm. Ihr seid also nicht gerade viele, stimmt's?«
    »Drei oder vier Millionen. Reicht.«
    »Und eure Götter ... die sind wirklich lebendig, was?«
    Wir lagen an einem kleinen Strand auf einer der Jungfraueninseln, zu dem Waefyel uns geflogen hatte. Wäre ich imstande gewesen, von diesem Zwieback zu leben, mein Gott, welche Reisen hätten wir beide unternehmen können! Ich habe einmal davon probiert und nie wieder. Er schmeckte wie gedörrte Galoschen.
    »Natürlich sind sie lebendig«, erwiderte Waefyel. »Sie kümmern sich um ihre Anhänger. Wie alle Götter.«
    »Naja. Also unsere tun das nicht«, sagte ich und räkelte mich. »Sag mal, haben andere Völker auch lebendige Götter?«
    »Ja.« Sein großes Auge blickte traurig. »Außer euch. Ihr seid die ersten ohne lebende Götter.«
    »Du meinst das ernst, was? Ich dachte, Götter wären bloß so eine Idee.“
    »O nein. Es gibt sie wirklich. Paß auf! Du wirst schon ganz heiß.«
    »Danke ... Warum haben eure Götter euren lieblichen Planeten verlassen?«
    »Sie wollten mit uns gehen.«
    »Du meinst, ein Gott muß dorthin gehen, wohin auch seine Anhänger gehen? Mhm ... was ist dann aus den Göttern dieser Rasse geworden, die ausgestorben ist? Was passiert mit Göttern, wenn ihre Anhänger sterben?«
    »Normalerweise – hast du gemerkt? Neues Wort! Normalerweise sterben diese Götter dann auch. Verschwinden in Luft. Aus. Manchmal aber ...« Sein großes Auge blickte wieder düster. Nicht bekümmert, aber sehr ernst. »Wir wissen nicht, warum.«
    »Die Götter ausgestorbener Völker verschwinden also einfach. Traurig. Aber nicht immer, oder? Was geschieht mit einem Haufen Götter, die ohne Anhänger weiterleben?«
    »Weiß ich nicht.« Waefyel setzte sich auf. »Es wird zu heiß für dich. Ich höre Deine Haut knistern.«
    »Tut mir leid. Ich hatte nicht vor, mich so laut zu rösten.« Ich hatte verstanden. Was? Naja, manchmal entschied Waefyel, daß es an der Zeit war, das Thema zu wechseln. Vielleicht fand er das Gespräch langweilig. Aber ich glaube, es war etwas anderes. Mein innerstes Gefühl sagte mir, daß ich in irgend etwas herumstocherte. In etwas, das die Angli geheimhalten wollten.
    »Hoffentlich gefällt euren Göttern der Planet, den ihr aussucht. Ihr werdet doch bei den Menschen bleiben, oder?«
    »O ja!« Er lächelte. »Wir

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