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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Himmel starrten, der nun für immer leer sein würde ...
    Wenigstens ich wußte aber – obwohl ich mir nicht im klaren darüber bin, ob es gut für mich ist –, welcher Art dieses Wesen war, das mich im Arm gehalten hatte. Waefyel hatte genug verraten, es mußte einfach wahr sein. Habt Ihr es begriffen? Oder muß ich es Euch erklären?
    Kurz vor dem Abschied konfrontierte ich Waefyel damit.
    »Du bist kein fleischliches Wesen wie ich, stimmt's? Du bist aus Energie geschaffen, durch das Bewußtsein dieser ausgestorbenen Rasse. Ihr Angli tut nur so, als wärt Ihr Lebewesen.«
    »Kleiner Schlaukopf.«
    »Wie Parasiten. Oh, Waefyel!«
    »Nein. Symbioten – ich kenne dieses Wort. Ihr seid gut für uns, wir sind gut für euch.«
    »Aber ihr habt eine Million Menschen in eine Falle gelockt, um Euch selbst am Leben zu erhalten!«
    »Sie brauchen uns. Sind glücklich.«
    Jetzt versteht Ihr bestimmt. Da waren sie nun dagestanden, nachdem diese Rasse ausgestorben war, die sie erschaffen hatte, ein ganzer vollständiger riesiger Götterhimmel, vom ältesten Gott bis zum jüngsten, vom höchsten Geschöpf bis zu den geringsten, den >Arbeitspferden<. Selbst so gut wie tot, verdammt für immer allein auf einem leeren Planeten zu sein, wo kein lebendiges Wesen sie brauchte oder verehrte.
    Was taten sie also? Ich meine, die Höheren, die das Sagen hatten, die Bosse? Diese ganze Schöpfung aus jetzt verwaisten, arbeitslosen, verdammten Gottheiten ohne Anhänger?
    Sie befahlen ihren treuen Arbeitspferden, den untersten ihrer Beamten, ihren Angeli (der Klang dieses Namens war übrigens nur ein kosmischer Zufall, der nichts zu sagen hatte), sie befahlen ihren Angeli, Raumschiffe zu bauen und sie woanders hinzubringen. Eine Rasse zu finden, die Götter brauchte.
    Und schließlich kamen sie hierher und fanden eine Rasse, die keine eigenen Götter besaß ...
    Nun werden einige von uns wieder Götter haben. Und die Götter werden wieder Anhänger besitzen. Von mir aus, ich bin nicht neidisch. Alles, was ich mir wünsche, ist, daß einer ihrer Laufburschen zu mir zurückkommt.
    Mein Laufbursche der Götter.
     
     
    Originaltitel: >Second Going<
Copyright © 1987 by the Estate of Alice B. Sheldon
Erstmals veröffentlicht in: >Universe # 17<,
hrsg. von Terry Carr (Nelson Doubleday & Co. 1987)
Copyright © der deutschen Übersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen von Christian Lautenschlag

Der residierende Teufel
(Our Resident Djinn)
     
     
    Als Gott starb, überlebte ihn der Teufel noch eine Weile.
    Die Trauerfeierlichkeiten waren beeindruckend und nicht ungebührlich lang. Aus Respekt vor seinem alten Widersacher ließ Satan die loderndsten Höllenfeuer eindämmen und sorgte dafür, daß die lautesten Sünder gedämpfter schrien. Er gewährte den älteren Mitarbeitern einen halben Tag Urlaub – eine rein theoretische Reminiszenz an alte Zeiten, denn in der Hölle existiert weder Tag noch Nacht.
    Als im Gottesreich die letzten Klagegesänge der Cherubim leise verhallten, so rein, daß man es selbst in der Hölle noch hören konnte, verspürte Luzifer eine eigenartige Unruhe in seinem abgebrühten Herzen. Es war beinahe, als ob eine neue, unerklärbare Verantwortung auf ihn übergegangen wäre. Ganz ohne Zweifel: dies hier war der Beginn einer neuen ungewöhnlichen Epoche.
    Ob es da nicht angebracht war, höchstpersönlich zu kondolieren? Jetzt, wo einem solchen Unterfangen nichts mehr im Wege stand?
    Doch der Flug nach oben würde sehr lange dauern. Satan war damals im Eiltempo herabgekommen, aber trotzdem hatte sich, während er unterwegs gewesen war, der Morgen in Mittag und der Mittag in einen betauten Abend verwandelt. Er schauderte, was einen kleinen Donnerschlag verursachte, als er sich daran erinnerte, wie sich während des Fallens seine vorher schneeweißen Schwingen in ebenholzschwarze Fledermausflügel verwandelt hatten, seine Füße in gekrümmte Hufe und wie sein Engelsgesicht jene grimmigen, aber, wie er immer fand, auch distinguierten Züge angenommen hatte, die er seither trug. Eine lange Reise – und er war damals eine ganze Ecke jünger gewesen.
    Deshalb war es bestimmt nur vernünftig, sich vorher gründlich ärztlich untersuchen zu lassen.
    Satan pfiff eine Schar Arbeitskobolde herbei, hieß sie die Höllenpfuhle nach ein paar noch einsatzfähigen Ärzten abzusuchen und lehnte sich gegen die Zinnen seiner Schreckensburg, um dort zu warten.
    Die Aussicht von hoch oben über die Ebene des

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