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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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zurück. An dem Platz, wo er gesessen hatte, schwebten ein paar unidentifizierbare Teilchen in der Luft.
    Aber dies alles habt Ihr im Fernsehen miterlebt, ebenso die Vorbereitungen der Angli zu ihrer sofortigen Abreise, nachdem sie ihre erfrischten Götter am nächsten Morgen wieder zum Mond zurückgebracht hatten.
    Diese Vorbereitungen waren höchst einfach und bestanden eigentlich nur daraus, sich in die Blasen zu setzen und das Schiff mitsamt den gesammelten Souvenirs wieder in Gang zu bringen (bei denen es sich vor allem um Postkarten von Kathedralen und Stränden sowie getrocknete Blumen handelte).
    Bestürzt über dieses Tempo, bereitete sich die Erde darauf vor, den Abschied der wundervollen Besucher zu betrauern. Dann kam die große Neuigkeit, die Euch ja sicher auf jeden Fall im Gedächtnis geblieben ist. Ein älterer Angli fragte ganz einfach: »Will jemand mit? Wir suchen ein schönes Plätzchen.«
    Sie meinten es ernst. Hätte die Menschheit Lust, mit ihnen auf Wanderschaft zu gehen? Nicht zurückgelassen zu werden, sondern statt dessen mit ihren teuren neugewonnenen Freunden eine jungfräuliche Erde zu suchen, mit unverdorbener Luft und sauberem blauem Wasser? Einen ganz neuen Anfang zu wagen, mit Schutzengeln an ihrer Seite?
    Wollten sie das?
    WOLLTEN SIE?
    Sie wollten – in solch großer Zahl, daß die Angli bekanntgeben mußten, daß sie nicht mehr als eine Million Menschen schlafend in ihren leeren Blasenschiffen mitnehmen könnten. Sie würden übrigens während des Kälteschlafs nicht altern oder sterben.
    Ihr Auswahlverfahren gestaltete sich, wie alles, was sie taten, unkompliziert und zwanglos. In den USA zum Beispiel baten die Angli darum, Parkplätze benutzen zu dürfen (jedes Einkaufszentrum im Land stellte ihnen seinen Parkplatz zur Verfügung). Dort postierten sie sich bequem, mit einer Kapsel von der Größe eines Fußballs, die an einer Seite offen war. Die Bewerber mußten ungefähr eine Minute lang ihre Hand in die Kapsel stecken, während die Angli darauf starrten. Die Kapsel war innen hohl. Die Bewerber durften die Hand bewegen, stillhalten oder die Innenwände betasten. Es machte keinen Unterschied, und die Kapsel veränderte sich dadurch nicht. Nach einem Augenblick sagten die Angli einfach Ja oder Nein, und damit war der Fall erledigt. Den Ausgewählten wurde gesagt, sie sollten mit drei Kilogramm Gepäck – was immer sie mitnehmen wollten – zum Schiff kommen. Empfohlen wurde – und auch durch einen Handzettel mitgeteilt – ein bequemer Traininigsanzug, Arbeitshandschuhe, Kappe mit Schirm als Sonnenschutz und leichte Segeltuchschuhe.
    Nach welchen Kriterien waren sie für diese bedeutende Reise ausgewählt worden?
    »Nehmen, wer ihnen gefällt«, sagte Waefyel zu mir.
    »Was erfüllt die Kapsel für einen Zweck?«
    »Auf diese Art gibt es keine Diskussion.« Ich dachte daran, daß diese Wesen Telepathen waren. Natürlich konnte ein Angli seelenruhig im Geist eines anderes Wesens herumstöbern, während dieses die Hand in eine Kapsel hielt.
    Doch wer ist Waefyel?
    Tja, ich vergaß ganz, Euch von meinem eigenen Angli zu erzählen, dem, mit dem ich Freundschaft geschlossen hatte. Ich lernte ihn, wie so vieles andere auch, durch Kevin kennen. Waefyel fungierte als eine Art Laufbursche für eines der älteren Ratsmitglieder, die mit der Zeit eine Vorliebe für große Veranstaltungen entwickelten. Dabei ging ihnen öfter das Wasser und der Schiffszwieback aus, den sie immer aßen, und Waefyel besorgte Nachschub. Dabei traf er Kevin, der Kaffee für einen Menschen holte.
    Waefyel war ein junger erwachsener Angli, männlich – obwohl ich mir darüber nie ganz klar wurde. Auch Gespräche mit ihm über dieses Thema brachten uns nicht weiter. Er war so freundlich wie ein Angli nur sein konnte, also außerordentlich nett. Aber so nett er auch war, er konnte mir nicht helfen, nachdem ich beim Kapseltest durchgefallen war. Ich versuchte es zum zweiten Mal, wogegen sie nichts einzuwenden hatten, und dann noch einmal und noch einmal. Aber immer wieder kam ein NEIN, und dann war die Million überschritten. »Was stimmt denn nicht mit mir, Waefyel?« Er zuckte die Achseln, eine imponierende Geste bei einem Kraken. »Vielleicht wissen Sie zu viel.“
    »Ich? Ich dachte, ihr mögt kluge Leute.“
    »Ja, wir. Aber manche Art kluger Menschen werden getötet. Von anderen Menschen.“
    »Oh ...« Ich wußte, was er meinte. Trotzdem wählten die Angli nicht eine Million Dummköpfe aus. Sie nahmen

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