Die Sternenkrone
seinem Schreibtisch. Seine Eltern geben eine Riesenparty für die zweit und drittreichste Familie des Landes und ihre charmanten Töchter. Duftende Briefe, die Miniaturporträts junger Weibspersonen enthalten, fliegen von weitentfernten Königshöfen herbei. Und Adolesco beginnt es zu dämmern, daß seine Eltern ihn, wenn er die Sache nicht bald selbst in die Hand nimmt, an weiß Gott wen binden könnten, ohne ihn groß zu fragen ... Aber sollte es Zufall sein, daß unter den vielen Bildern sich keines einer jungfräulichen Königin eines Spielzeugkönigreiches befindet, von der es heißt, sie sei allerliebst anzusehen?
Er fragt. Und entdeckt, daß man Ecologia-Bella nicht nur nicht ernst nimmt, sondern es geradezu verabscheut.
»Von dort aus werden unseren Leuten diese ganzen kommunistischen Ideen in den Kopf gesetzt«, grollt sein Vater. »Gräßlich ungebildete Leute«, fügt seine Mutter hinzu. »Sie haben keine Ahnung von Kapitalgewinnen.« Sie verdreht die vorstehenden Augen nach oben – ein erschreckender Anblick.
Zwei Wochen später macht sich Jung-Adolesco nach der Absendung eines königlichen Schreibens, in dem er ersucht empfangen zu werden, auf den Weg nach Ecologia-Bella. Sein Pferd wird in einem Container mit spezieller Sauerstoffversorgung an die Grenze auf den hohen Bergen gesandt, von wo aus er die Reise für sich und den Wallach auf dem ecologiabellanischen Nachtexpreß über Bergpässe und durch Tunnel fortsetzt (nicht unerkannt vom ecologiabellanischen Erkennungsdienst) und den Expreß noch vor den phantastischen Wäldern und lieblichen Landschaften verläßt, wo er viele hübsche, vergnügliche Erlebnisse hat.
Er kommt an einem schönen kalten Frühlingsabend beim Palast an, nachdem sein weißes Pferd müde den Weg am See entlanggetrottet ist. Die Strahlen der untergehenden Sonne umfangen Pferd und Reiter mit ihrem goldenen Schein – und vor sich auf dem Sattel hat der Prinz die kleinste Tochter des Palastkochs sitzen, die er aufgelesen hat, als sie durch den kalten Abend heimwärts trottete.
An einer Gruppe Ahornbäume neben der Anlegestelle für die königliche Barke hält sein Pferd plötzlich inne und bleibt reglos stehen. Eine silberne Gestalt steht unter den hellen Ahornblüten. Es ist ein junges Mädchen, so vertieft in die Fütterung der kleinen Schwäne, daß sie des Prinzen Näherkommen nicht gehört hat. Ihm bleibt ein Augenblick, in dem er ihre Vollkommenheit in sich aufnehmen kann – dann dreht sie sich um, überrascht, als das Kind auf des Prinzen Pferd ihren königlichen Namen ruft.
»Oh!« seufzt sie. »Ich wollte doch allein sein! So viele Leute sind schon gekommen!«
Er reißt sein Pferd herum, unverzüglich den Ort zu verlassen, aber um das Kind vom Sattel heben zu können, muß er absteigen, und sie hat Gelegenheit festzustellen, daß er – im Gegensatz zum Prinzen von Paradisio – keine Sporen trägt und sein Pferd nur eine Trense und nicht die grausame Kinnkette wie im Norden.
Und da die Schwänchen alle gefüttert sind, machen sich alsbald zwei goldhaarige Gestalten auf den Weg zu den Ställen, wohin sie das große Pferd führen. Der Sonnenuntergang verstärkt das Strahlen, das von den beiden ausgeht.
Es gibt wirklich keinen Grund für uns, den Ablauf der Ereignisse im Detail zu verfolgen. Also lasset uns kurz den Vorhang herabziehen.
Wenn er sich Monate später wieder hebt, erblicken wir zwei wunderschöne junge Leute, die rasend und über alle Maßen ineinander verliebt sind.
»Er ist ganz anders«, sagt die junge Königin zu ihren Ratgebern. »Er will die Dinge wirklich ändern, Frieden machen mit allen und Gutes tun.«
»Sie ist berauschend«, schreibt der junge Prinz an seinen besten Freund. »Und das Land ist ganz einfach eine Offenbarung. Und sollte es dazu kommen, daß wir einst eine einzige Nation werden, dann kannst du hier einen Besitz erwerben.« (Ecologia-Bella untersagt den Grunderwerb durch andere als Personen, die bereits mindestens in der dritten Generation Bürger des Landes sind.) Der Prinz ist so hingerissen von Ecologia-Bella, welches so viele seiner hochfliegenden Ideale verkörpert, daß sein erster Gedanke ist, es als eine Art Disneyland intakt zu erhalten und an Pluvio-Acida als solches anzugliedern, ohne etwas zu verändern, außer vielleicht einige Vorschriften, die sich auf die Werbung auf frei zugänglichen Plätzen beziehen.
Wir haben bereits die Ratgeber der Königin erwähnt.
Diese sind zusammengefaßt in der
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