Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
unterwegs, aber wozu all die Aufregung?«
Duncan hatte sich inzwischen an Harmons Sarkasmus gewöhnt und achtete nicht darauf. Er erteilte der Schiffs-KI einen Befehl und wies auf den Holotank. »Sehen Sie sich das an.«
Harmon sah zu, wie sich jeder einzelne in dem Holotank abgebildete Gegenstand plötzlich rückwärts bewegte. Zuerst kam ihr das albern vor, und sie wollte Duncan gerade fragen, was er da machte, als sie durch den Rücklauf sah, dass der Shuttle von einem hudathanischen Schiff losgeflogen war, und zwar nicht von einem beliebigen Schiff, sondern von dem, das vorher das Kommando geführt hatte, bis es dann die Say’lynt unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Sie war verblüfft. »Aber das ist doch unmöglich!«
»Das sollten Sie dem Piloten sagen«, meinte Duncan grimmig, »er glaubt nämlich, dass er es schaffen kann. Die KI projiziert Aufprall in sieben.«
Harmon sah zu, wie das Holo in Schnellvorlauf überging und dann wieder normale Geschwindigkeit anzeigte. Der Shuttle wurde von einem kleinen, roten Pfeil dargestellt und schien jetzt näher gerückt zu sein. »Aufprall? Der hat vor, uns zu rammen?«
»Ich glaube jedenfalls, dass die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch ist«, erklärte Duncan trocken. »Ich empfehle, dass Sie den Admiral verständigen, um Hilfe rufen und alle verfügbaren Waffen auf den Shuttle richten. Der Pilot weiß über die Say’lynt Bescheid und ist bereit zu sterben.«
Harmon sah zu Chien-Chu hinüber. Der Industrielle, der zum Militärführer geworden war, hatte sich auf dem Platz des dritten Offiziers niedergelassen und diskutierte gerade mit ranghohen Flottenoffizieren. Sie schnallte sich los und stand auf. »Nein, Sie sagen das dem Admiral. Ich muss einen Hudathaner töten.«
Poseen-Ka starrte nach vorn, teils, weil das seine Flugrichtung war, und teils, weil es Mühe kostete, den Kopf zu drehen. Die Macht, die ihn lähmen wollte, wurde ständig stärker. Weil die Meeresgeschöpfe näher kamen? Vielleicht, aber das war ohne Belang, denn es würde keinen Unterschied machen. Wenn er es sich recht überlegte, war dies Ziel und Zweck seines Lebens gewesen: jene zu vernichten, die seiner Rasse Schaden zufügen konnten, dem Chaos Ordnung aufzuzwingen, etwas zu bewirken. Und dies, sein letzter Schlag, würde der Flotte die Freiheit wieder bringen, um sein Werk zu vollenden.
Poseen-Ka sah zu, wie der Lichtfleck zu einem großen, kugelförmigen Schiff anwuchs. Das Licht der Sonne Algerons wanderte über die Hülle der Kugel, und die Reflexion erhellte die Dunkelheit um ihn herum. Der Hudathaner wollte einen Zickzackkurs fliegen, Ausweichmanöver, fand aber nicht die Kraft dazu. Der Shuttle flog weiter geradeaus.
Der Geschützturm hatte einen Treffer abbekommen, aber die KI behauptete, er sei noch einsatzfähig. Harmon zwängte sich hinein, zerrte einen toten Kanonier aus dem Sitz und nahm seinen Platz ein. Die Leiche trieb durch die zersprungene Kanzel hinaus und hielt mit dem Schiff Schritt. Harmon verstellte die Anschnallgurte, um sie ihrem kleineren Körper anzupassen, und fragte sich, weshalb ihr Atem so laut ging. Dann, schließlich angeschnallt, übernahm sie die Steuerung der Waffe.
Die Zieleinrichtung schwang vor ihrem Helm herunter. Sie brauchte einen Augenblick, um das feindliche Schiff zu finden und das Visier anzukoppeln. Der Shuttle flog auf geradem Kurs, was gut war, aber dafür bot er nur ein kleines Ziel, das einiges Geschick erfordern würde.
Harmon trat auf das rechte Pedal, spürte, wie die Kanone nach rechts kreiste, und stieß eine Verwünschung aus, als das Fadenkreuz fünfzehn Zentimeter vor dem Ziel anhielt. Irgendetwas, ein Stück Metall oder Plastik, hatte sich in der Führungsschiene verklemmt. Sie musste zwei höchst wertvolle Minuten darauf vergeuden, sich wieder loszuschnallen, den Störenfried zu finden und zu entfernen.
Inzwischen hatten andere Waffen das Feuer eröffnet, aber ohne große Wirkung zu erzielen. Harmon fluchte, schnallte sich fest und trat wieder auf das rechte Pedal. Diesmal gehorchte die Kanone, hielt an, wo sie das wollte, und spie kohärentes Licht.
Aus Poseen-Kas Perspektive wirkten die Energiestrahlen wie Kleckse, die mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zujagten; das heißt, so hätte er sie wahrgenommen, wenn sein Bewusstsein so funktioniert hätte, wie er das wünschte. Aber als der Shuttle explodierte, war es anderswo, nicht an dem Ort, wo der Körper vaporisiert wurde, der es einmal
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