Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
etwas, das wie ein hudathanischer Soldat aussah.
Mit großer Sorgfalt wurde sichergestellt, dass der so entstehende Roboter wie ein unterernährter Soldat in mittleren Jahren aussah. Als das letzte Stück schwarzes Plastfleisch angebracht und alle Systeme gründlich erprobt waren, programmierte man den Roboter dazu, dass er hinkte, um damit eine alte Kriegsverletzung zu simulieren, und gab ihm einen alten, abgewetzten Kampfharnisch und Sandalen, die denen glichen, die die Soldaten selbst herstellten.
Und so wurde in der stygischen Schwärze eines lang vergessenen Kellergeschosses etwas völlig Neues geschaffen, erprobt und mit einer der wichtigsten Aufgaben des bevorstehenden Krieges betraut: der Roboter sollte Kriegskommandeur Poseen-Ka finden – oder, falls dieser tot war, den kommandierenden Offizier – und diesen auf einen Gefangenenaufstand und eine Massenflucht vorbereiten. Langsam aber sicher tastete der Bote mit seinen hochwertigen Sensoren die ihn umgebende Dunkelheit ab und begann seine Reise.
Spezialistin Jessica Clemmons runzelte die Stirn, fuhr sich mit der Hand durch ihr schwarzes Kraushaar und schlug eine Taste an. Der Bildschirm blinzelte, Zahlenkolonnen zogen an ihr empor, und dann erschien dieselbe alte Nachricht: »Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Ursache 0,00001.« Sie hatte jetzt die Daten das dritte Mal durchlaufen lassen und jedes Mal dieselbe Antwort erhalten.
Clemmons verspürte ein Gefühl der Genugtuung, in die sich Besorgnis mischte. Die Hudathaner führten irgendeine Teufelei im Schilde, daran bestand kein Zweifel, aber würde Lieutenant Rawley ihr glauben? Seit er vor zwei Wochen an Bord der Old Lady gekommen war, hatte er ständig und an allem etwas auszusetzen gehabt. »Clemmons, diese Uniform ist nicht gebügelt. Clemmons, wo ist dieser Bericht? Clemmons, da liegen Sachen rum.«
Der Mann ging ihr mächtig auf die Nerven. Und was noch schlimmer war, er hatte keine Ahnung von Technik. Er betrachtete die Abteilung für elektronische Kriegführung (EK) als eine Art Durchgangsstation zu wichtigeren und größeren Dingen und hätte einen Chip nicht einmal dann erkannt, wenn er in seiner Kaffeetasse geschwommen wäre. Und das machte es verdammt schwer, dem Idioten technische Dinge zu erklären. Trotzdem war klar, was sie zu tun hatte, und deshalb forderte Clemmons einen Ausdruck ihrer Recherche-Ergebnisse an, vergewisserte sich, dass sie keine Ketchupflecken auf der Uniform hatte, und wünschte sich, sie wäre eines jener glattzüngigen Genies, die die Vögel dazu überreden konnten, von den Bäumen herunterzukommen. Solche Typen kamen anscheinend mit Rawley prächtig aus und wurden von ihm auch nett behandelt.
Kaum einer hatte ein freundliches Wort für sie oder nahm die tüchtige junge Technikerin auch nur zur Kenntnis, als sie die Zentrale verließ und einen der verkehrsreichsten Gänge der Old Lady betrat. Das etwa besenschrankgroße Büro des Lieutenant lag hundert Meter schiffabwärts und dicht an dicht mit ähnlichen Kabuffs gleichrangiger Kollegen. Clemmons ging mit gesenktem Blick, sorgfältig darauf bedacht, die auf Hochglanz polierten Schuhe eines jeden Offiziers zu grüßen, aber sonst ganz in ihre eigene Welt versunken.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Offizieren an Bord ließ Lieutenant Rawley routinemäßig seine Luke geschlossen, womit er Untergebene ebenso wie Vorgesetzte dazu zwang, anzuklopfen und sich zu melden. Clemmons blieb vor der Tür mit der Aufschrift »Electronic Warfare Officer« stehen, vergewisserte sich ein letztes Mal, dass an ihrer Uniform nichts auszusetzen war, und klopfte dreimal an die luftdichte Tür. »Spezialistin Clemmons! Erbitte Erlaubnis einzutreten!«
Hinter dem dicken Metall war Rawleys Stimme kaum zu vernehmen. »Herein.«
Clemmons berührte das Touchpad, und die Luke schob sich vor ihr auf. Ein einziger Schritt trug sie in die Mitte des Büros. Das Mobiliar bestand aus einem aus der Wand klappbaren Computer und zwei Stühlen. Rawley saß auf einem davon und hatte nicht die leiseste Absicht, ihr den anderen anzubieten. Mit seiner geraden Nase, den großen, dunklen Augen und den etwas wulstigen Lippen sah er auf seine Art gar nicht übel aus. Er schob eine perfekt geformte Augenbraue hoch. Dabei handelte es sich um eine sorgfältig eingeübte Mimik, die Rawley, wie er annahm, bei einer langen, ruhmreichen Karriere nützlich sein würde. »Ja?«
Clemmons spürte, wie ihr Schweißtropfen auf die Stirn traten. Sie kämpfte
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