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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Warum, zum Henker, hat er die Schwestern der Auserwählten entführen lassen? Laut sagte er: »Was habt ihr in dieser Gegend zu suchen?«
    »Verwandtenbesuch.«
    »Die Gesellschaft dominanter Alpha-Vampire kann einen zuweilen etwas überfordern«, ergänzte Selena und ihre Stimme war nicht wiederzuerkennen. Anstelle des eisigen Grauens, das ihr Schrei noch Sekunden zuvor verbreitet hatte, ging nun etwas seltsam Beruhigendes von ihr aus, fast so, als sänge sie ein Wiegenlied.
    »Das kannst du wohl laut sagen!« Urian hätte sich am liebsten selbst geschlagen, als die Worte über seine Lippen huschten. Wie schafften diese Lichtelfen es, ihn ins Gespräch zu ziehen, als stünden sie auf einer Party und nicht in einem Gefängnis, umgeben von einem halben Dutzend regungsloser Vampire, die sich vielleicht nicht bewegen konnten, aber zweifellos jedes Wort ihrer Unterhaltung mithörten. Kurzerhand packte er die Schwestern und schob sie vor sich her zum Ausgang, der natürlich verschlossen war. Urian benötigte üblicherweise keine Schlüssel und besaß demzufolge auch nichts, was ihm den Durchgang erlaubt hätte. Seine eigenen Siegel verhinderten nun, dass er die Tür mithilfe mentaler Kräfte öffnen konnte. Sie zu lösen wäre zu zeitaufwändig gewesen und hätte ihn wenig souverän erscheinen lassen. Jetzt musste er die beiden auch noch auf dem Umweg durch die Energie raubende Zwischenwelt hinausschaffen! Dies ging glücklicherweise schnell und jenseits der Stahltür angekommen, steuerte er auf den Aufzug zu. Diese Türen immerhin öffneten sich wie von Geisterhand, ganz als habe das Gefährt ihn bereits erwartet, und er schob die Feen hinein, bevor er ihnen folgte. Oben angekommen stieß er seine Beute wieder hinaus, direkt vor Blavets Füße, dabei gab er ein tiefes Grollen von sich. »Hast du eine Ahnung, welche Folgen deine albernen Entführungsspielchen haben können?«
    Ehe der Comte de Blavet antworten konnte, sprang die Tür auf und ein kleiner Mann mit wirrem Haar erschien. »Man hat meinen Assistenten ermordet! Heute Morgen lag sein abgeschlagener Kopf auf meinem Schreibtisch. Haben Sie eine Ahnung, was das für unsere Geschäfte bedeutet, sobald die Presse davon Wind bekommt?«
    »Professor Gralon, so bedauerlich Ihr Verlust ist, was habe ich damit zu tun?«
    Blavet warf Urian einen fragenden Blick zu, der aber schüttelte kaum merklich seinen Kopf. Gralon war die stille Kommunikation nicht entgangen und erst jetzt schien er den Dämon und seine Gefangenen wahrzunehmen. »Wer sind diese Leute?«
    Urian ließ die beiden Feen los und stand im selben Augenblick direkt vor Gralon. Er hatte diese Sterblichen so satt! »Du hältst am besten deinen Mund« Die Drohung dicht am Ohr des Professors klang wie in Seide gehüllter Stahl.
    »Ich w-weiß wer Sie s-sind.« Gralon hätte die Stimme unter einer Million anderer erkannt, sie gehörte dem Auftragsmörder.
    »Sehr gut. Und jetzt verschwinde, bis man dich ruft.«
    Der Professor nickte wie in Trance und verließ ohne Widerworte den Raum. Warum konnten die Feen nicht ebenso gehorsam sein? Urian sah sich suchend um und entdeckte sie in der Nähe des Fensters. Sie glaubten doch nicht wirklich, vor ihm fliehen zu können! Er ging auf sie zu und registrierte erfreut ihre Nervosität. Da hatte er die Erklärung für ihre vorherige Frechheit. Es war ihnen irgendwie gelungen, ihre Ängste zu beherrschen, und verspürte jemand keine Furcht vor ihm, verlor er seine Macht über diese Person. Gerade wollte er sich daran machen, seine Position zu stärken, da erklang de Blavets Stimme kühl wie üblich, aber immerhin respektvoll, obwohl er eine Erklärung verlangte. »Warum, um Himmels willen, hast du seinen Assistenten umgebracht?«
    Hier war ein weiterer Kandidat, der früher oder später versuchen würde, seine Autorität zu untergraben. Besser, Urian machte seine Position unmissverständlich klar. »Wenn ich es getan hätte, wäre ich dir keine Rechenschaft schuldig. Belästige mich noch einmal mit einer derartigen Banalität und unser Pakt ist gebrochen.«
    »Ich habe dich gerufen, du musst mir dienen!« Die letzten Worte konnte de Blavet nur krächzen, denn Urian hatte ihn am Hals gepackt und in die Höhe gehoben, so dass seine Füße einige Zentimeter über dem Boden zuckten. Der Dämon erlaubte ihm einen Blick in die Tiefe seiner dunklen Seele, zeigte Bilder von Opfern und wie sie zu Tode gekommen waren, und ließ ihn wissen, was er mit Menschen anstellte, die sich seinen

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