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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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heute in die Akropolis.«
    »Hab ich vor.«
    Michal greift nach einem großen Rundspiegel und hält ihn Vanda hin, damit sie sich von hinten sieht. Dabei fängt er die Sonnenstrahlen von draußen ein. Sie schießen Vanda direkt in die Augen.
    »Zufrieden?«
    »Super.«
    »Sehr schön.«
    Er kämmt sie und knetet etwas Gel in die Haare. Vandas Scheitel glänzt. Perfekter Haarschnitt. Alles, wie es sein soll.
    Sie küssen sich. Auf die Wange.
    Vanda winkt der Frau am Empfang zum Abschied zu und verlässt den Friseursalon. Bezahlen muss sie nicht. Die Rechnung geht automatisch an ihren Vater. Sein Weihnachtsgeschenk im letzten Jahr. Oder im vorletzten? Vanda kann sich nicht mehr erinnern.

DIE POLNISCHE VERBINDUNG
    D ie Polen sind gut vorbereitet. Aber Waynes Mitteilung, der Vorvertrag sei ungültig, nimmt ihnen den Wind aus den Segeln. Sie schweigen und denken angestrengt nach.
    Wayne wirft Clark, der scheinbar gelassen in seinem Kaffee rührt, einen Blick zu. Alles in trocknen Tüchern. Clark hat wieder festen Boden unter den Füßen. Fürs Erste zumindest.
    Der polnische Anwalt bittet um eine Unterbrechung. Eine Beratungspause. Clark und Wayne fahren in die Hotellobby herunter. Sie setzen sich an die Bar.
    Das Hotel, im Jugendstil gebaut, liegt im Zentrum von Prag; die Polen scheinen von ihrem Erfolg völlig überzeugt gewesen zu sein, da sie sich hier Zimmer genommen haben. Eine Nacht kostet zweihundertfünfzig Euro. Ein alter Trick, aber er funktioniert. Ist man sich weniger sicher, sucht man sich eine Übernachtung für höchstens einhundert Euro pro Nacht. Umso schlimmer, wenn sie ihren Mandanten enttäuschen. Wayne und Clark bekommen diese Katholen auf dem silbernen Tablett serviert, und es hängt nur von ihnen ab, ob sie sie als Starter oder zum Hauptgang verspeisen.
    Clark bestellt ein Glas Chardonnay aus Chile. Wayne ein Mineralwasser.
    »Great job.«
    »Thanks«, sagt Clark. Obwohl er weiß, dass es Wayne und nicht er war, der die winzigen, doch ausschlaggebenden Unstimmigkeiten im Vorvertrag entdeckt hat. Dabei hatte er den Vertrag mindestens hundertmal gelesen.
    Clark geht zur Toilette. Unterwegs sieht er sich nach dem Hintern einer Kellnerin um, die einen Tisch sauber wischt, und deutet Wayne mit einer Geste an, was er mit dieser Frau alles anstellen würde.
    Wayne lächelt. Die Kellnerin kommt ihm etwas zu rundlich vor. Er beobachtet, wie in seinem Glas die Luftbläschen nach oben streben. Irgendwo hat er gelesen, dass es in einer Flasche Mineralwasser bis zu zehn Millionen solcher Luftblasen gibt. Für zehn Millionen würden sich er und die Kleine nicht nur eine Wohnung auf der Letná-Höhe kaufen, sondern gleich zwei.
    Sein Blick schwenkt zum Fernseher über der Bar. CNN . Nachrichten aus dem Irak, täglich im Stundentakt, seit Jahren schon. Zu Hause hat er solche Sender nie geguckt. Schon wieder ein Terroranschlag auf einen amerikanischen Kontrollposten in Bagdad. Das Fahrzeug vollgestopft mit Bomben. Der Fahrer wurde angeschossen. Das Auto explodierte, als man die Tür öffnen wollte. Schnitt. Drei Sanitäter schleppen einen verletzten Kameraden auf einer Trage, Blut fließt aus seinem Bauch. Die Aufnahme bleibt für etwa dreißig Sekunden auf dem Bildschirm. Der Typ auf der Trage ist Mike. Oder doch nicht? Und wenn nicht?
    Clark kommt von der Toilette zurück, trinkt seinen Wein aus, die polnische Assistentin taucht auf, die Verhandlungen gehen weiter.
    »Let’s roll.«
    Clark klopft Wayne freundschaftlich auf die Schulter und hält ihm die Tür auf, damit Wayne den kleinen Konferenzraum als Erster betritt.

DIE LETZTE STRASSENBAHN
    A ls Malmö gestern Abend an der Haltestelle Vandas Witterung aufgenommen hatte, fauchte sie Vanda an, so ähnlich wie Frauen andere Frauen anfauchen. Es war Nacht. Die Haltestelle war menschenleer. Nur Petrs Zweiundzwanzig leuchtete in der Dunkelheit.
    »Malmö. Hör auf!«
    Er musste schreien, ein riesiger Airbus der Air France kämpfte sich gerade durch die Luftmassen über seinem Kopf. Der letzte Flug des Tages nach Paris.
    An der Haltestelle saß eine Frau auf der Bank und starrte vor sich hin.
    »Haste ’ne Fluppe?«
    Er zog seine Zigarettenschachtel hervor. Sie rauchten. Ihr Lidschatten war verwischt und die Augen gerötet.
    »Seit wann sitzt du hier?«
    »Du bist schon mal hier gewesen, mit deiner Superkiste.«
    »Ist nicht mehr die jüngste, die Superkiste.«
    »Hab ich doch gesagt.«
    »Ich hab dich gar nicht bemerkt.«
    »Ich dich schon … Wieso

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