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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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Malmö?«
    »Nach einer Stadt in Schweden.«
    »Kommt er daher?«
    »Sie. Nicht so ganz.«
    Petr warf einen schnellen Blick auf die Uhr.
    »Ich muss jetzt los. Kommst du mit?«
    Sie sagte nichts. Die letzte Maschine nach Zürich flog über ihnen.
    »Das ist meine letzte Runde. Nach mir kommt nur noch die Nachtstraßenbahn.«
    »Und dann die erste Morgenbahn, oder?«
    »Wollt ich nur gesagt haben. Damit du hier keine Wurzeln schlägst.«
    »Wie witzig.«
    »Nach dem nächsten Flugzeug geht’s los. Malmö, rein mit dir.«
    »Fick dich ins Knie, Straßenbahner.«
    Petr stieg ein. Malmö sprang die Stufen hinauf in die Fahrerkabine und stützte sich mit den Pfoten gegen die Metallstange. Mit hängender Zunge und wedelndem Schwanz. Offensichtlich machte ihr diese Arbeit viel mehr Spaß als ihm.
    Petr sah sich um. Vanda saß immer noch auf der Bank, starrte vor sich hin, ihr Blick hing irgendwo in der Ferne, sie rauchte. Er klingelte. Die Türen gingen zu, Petr fuhr an. Bevor er sich in den Straßenverkehr einfädeln konnte, musste er noch mal kurz anhalten, die Autos hatten Vorfahrt. Ein Blick nach links. Nach rechts. Über ihm huschte eine beleuchtete Boeing der Lufthansa. Die letzte Maschine nach Frankfurt. Petr sah nach vorne, auf die Schienen vor ihm. Dort stand Vanda. Er öffnete die Tür.
    »Darf man hier rauchen?«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab und griff nach Petrs Zigarettenschachtel, die auf dem Armaturenbrett lag.
    Petr steckte sich auch eine an. Er drehte Musik auf. New Order. Richtig laut. Er klingelte. Sie fuhren los. In die Stadt hinunter. Ins Depot. Zu Petr nach Hause.
    »Schauderhafter Discokram.«
    »Schauderhaft gut.«
    »Schauderhafte Gammelfleischmusik.«
    »Schauderhaft authentisch.«
    »Du magst das Zeug, was?«
    »Malmö mag’s.«

FREIHEIT FÜR DIE STRASSEN
    V ladimír schließt die Wohnungstür ab. Für einen Moment meint er, ganz hinten im Flur seine Frau in ihrem braunen Pullover gesehen zu haben. Er betritt die Straße. Die Sonne blendet ihn, er kneift die Augen zusammen. Der Sommer ist zu Ende. Vladimír spürt es nicht, er hört es. Er hört den Wind, der sich in den Tiefdruckgebieten über dem Atlantik sammelt und später den Herbst und den Winter nach Prag bringen wird. Die Sonne ist schwächer geworden, ihre Strahlen tragen nur noch Reste ihrer alles verbrennenden Kraft.
    Er überlegt, wo er heute anfangen soll. Mit seinem Kampf gegen den Lärm. Dem Kampf für die Befreiung der Stadt und ihrer Bewohner.
    Langsam schlendert er durch die langen schattigen Straßen von Vinohrady. Der Platz des Friedens, Náměstí Míru. An der Kirche vorbei steuert er die Straßenbahnhaltestelle an, etwa zehn Menschen stehen da, keiner beachtet ihn. Vielleicht sieht und hört ihn wirklich keiner. Vielleicht hat ihn die Stille schon längst unsichtbar gemacht.
    Seine Hände stecken tief in den Manteltaschen. Mit den Fingern einer Hand öffnet er das Brillenetui. Findet die Schere und umklammert sie. Er ist bereit. Die Zweiundzwanzig fährt ein. Aus der Fahrerkabine streckt ihm ein riesiger weißer Hund die Zunge entgegen. Träumt er das nur oder ist es wahr?
    Vladimír steigt ein. Eine junge Frau im blauen Kleid mit Kopfhörern in den Ohren steht auf und bietet ihm ihren Sitzplatz an. Sie hört Hardrock oder so was Ähnliches, aus den Kopfhörern pfeift es, die Außenstehenden bekommen nur furchtbar hohe gebrochene Töne mit.
    Er bedankt sich, er fährt gar nicht weit, nur ein paar Haltestellen. Die Frau bleibt stehen. Bald wird aus ihren Kopfhörern nur noch Stille strömen. Sie wird frei sein. Gezwungen, kurz innezuhalten und nachzudenken. Mit sich selbst zu sein.

A LITTLE BLACK CAT
    m yspace.com/killthebarbie
    Diese Internetadresse könnte sie blind oder rückwärts eintippen. Sie tippt sie täglich. Nicht nur einmal. Immer, wenn sie im Netz ist. Seit heute früh freut sie sich schon darauf. Beziehungsweise seit gestern Abend. Jeden Tag beim Aufwachen sehnt sie sich danach. Oder wenn sie ins Bett geht. In dem Moment, wenn sie abends den PC ausmacht.
    Im Café leuchten schummerig ein paar Bildschirme. Sie werfen ein schwaches Licht auf das bunte Wandmosaik aus kaputten Fliesen. Am schönsten ist es hier am Abend. Da strahlen die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Straßenbahnen und Autos hinein.
    Jetzt ist helllichter Tag. Hinter dem Fenster donnert die nächste Straßenbahn vorbei. An fünf PC s sitzen ein paar Jungen, sie schwänzen die Schule und sind in ein Spiel vertieft. Counter

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