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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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erzählt.
    Clark zwinkert ihm nervös zu. Will selbst etwas sagen. Wartet ab. Auch die Polen warten auf Waynes Meinung.
    Wayne hört alles, er würde gerne etwas sagen, aber sein Kopf dröhnt. Er bräuchte eine Tablette. Eine Portion frische Luft. Und Ruhe. Der Pole sagt, die tschechische Firma hätte versucht, seinen Mandanten zu linken. Der Vertrag sei von Anfang an eine Falle gewesen. Wayne nickt. Er schweigt, obwohl er weiß, dass der Pole seine Worte nicht belegen kann. Auf einmal stehen die Polen auf. Sie streichen die Bügelfalten ihrer Hosen glatt und zupfen ihre Jacketts zurecht. Strecken sich.
    Wayne und Clark stehen auch auf. Die Polen reichen ihnen die Hand. Sollten die Herrschaften einmal nach Warschau kommen, lächeln die Polen sie an, sollen sie auf jeden Fall Bescheid sagen, sich die Stadt zeigen lassen, Orte, an denen man gut speisen kann und wo es schöne Frauen gibt. Die Tür geht zu. Wayne und Clark bleiben allein.
    »Thank you, cocksucker!«
    Clark verlässt wütend den Raum.
    Waynes Blick weilt immer noch irgendwo hinter der Wand. Er trinkt einen Schluck Wasser. Im Raum ist es still und leise, nur irgendwo draußen im Flur rauscht die Klimaanlage. Wayne schließt für einen Moment die Augen. Dann ruft er die Kleine an. Nicht erreichbar. Er schickt ihr eine Nachricht.
    Kleine, ruf mich an, pleasebitte.

PLACEBO
    V anda bleibt vor einem Laden mit Klamotten und Schuhen stehen. Egomania. Der Name gefällt ihr, er klingt richtig punkig, würde gut zu einer Band passen, findet sie.
    Im Schaufenster stehen knöchelhohe Converse aus schwarzem Leder mit goldenen Sternchen. Heute Abend würden sich solche Schuhe supergut machen. Vielleicht kann sie ihrem Vater wirklich etwas Geld abschwatzen. Er könnte ihr die Converse zu Weihnachten kaufen. Im Voraus. Er weiß doch eh nie, was er ihr kaufen soll, und schenkt ihr jedes Mal einen Umschlag mit ein paar Tausendern drin.
    Ihr Handy klingelt. Harry. Ob sie rangehen soll? Nein. Sie lässt das Telefon läuten und steckt es zurück in die Tasche. Sie betrachtet weiter die Schuhe, geht dann doch ans Handy.
    »Na!? Was’n los?«
    »Hi, Vanda …«
    Seine Stimme klingt gepresst, als wäre er ein Hähnchen, das im KFC auf der anderen Straßenseite gleich in tausend Stücke zerhackt und in Sandwiches verpackt werden würde.
    »Kannst du mich hören, Vanda?«
    »Jup.«
    Auf keinen Fall nett sein zu ihm.
    »Wie geht’s dir …«
    »Okay.«
    »Ich hab gedacht, weißt du, dass ich … Ich meine nur … Ich hab nicht gewusst, dass du … verstehe gar nicht … ich wusste ja nicht, dass du mich … dass wir beide dort… ich meine … ich kann mich eigentlich nicht mehr daran erinnern, und was man nicht weiß, das macht einen nicht heiß, oder? Ich war total zu.«
    »Was quatschst du da? Was soll das heißen: Du hast es nicht gewusst? Du kannst dich nicht erinnern? Was hast du nicht gewusst, du Arschloch?«
    »Ich meine das, was passiert ist … Es tut mir leid. Ich möchte mich entschuldigen … «
    »Fuck off, Harry.«
    »Aber ich hab dich lieb, ziemlich …«
    »Was heißt hier ziemlich?«
    »Ziemlich doll, meine ich.«
    Der gestrige Abend. Sie und Harry in einer Kneipe auf der Letná. Es waren noch andere Leute da. Jemand feierte Geburtstag. Einer schickte einen Joint rum. Carlos. Er hat den Stoff gebracht. Dann kamen noch andere dazu. Vanda hat die blöde Kuh im grünen Kleid zunächst gar nicht bemerkt. Pech. Wäre sie bloß nicht auf die Toilette gegangen. Eigentlich musste sie ja gar nicht. Ihr war langweilig gewesen, deswegen war sie aufgestanden. Man quasselte nur über Platten und Musik. Sie brauchte etwas Bewegung. War reingegangen. Und das war’s.
    »Das ist ja echt toll. Du kannst dich nicht erinnern, dass du die Tusse gebumst hast.«
    »Das ist es ja, ich weiß es zwar, aber nicht ganz. Aber jetzt weiß ich, dass … Mann … Das war ein Irrtum. Ein Ausrutscher. Ich wollte das nicht … Sie hat mich … Es tut mir leid, mein ich.«
    »Hältst du mich für total bescheuert?«
    »Auf keinen Fall …«
    Vanda hatte die Tür aufgemacht und Harrys Rücken gesehen. Seine Hose und die gestreifte Boxershorts schlotterten ihm um die Knie, seine Pobacken zuckten. Sie sah in das Gesicht der Frau. Harry rammelte, als stünde das Ende der Welt an. Er saugte an ihrem Hals, knabberte an ihrem Ohrläppchen, schnaufte und die Plastikbrille unter ihnen quietschte. Vanda sah der Tusse in die Augen. Harry hörte nicht auf. Im Bett strotzte er vor Ausdauer wie ein

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