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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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oder Jurist zu werden. So wie er. Oder Wayne.
    Wayne beobachtet die drei umgekippten Farbeimer. Drei zusammenfließende Flecken. Gelb, blau, rot. Mehr nicht. Wer weiß, warum es ausgerechnet L.O.V. E. heißt. Genauso gut könnte es auch V. E.L.O. heißen. Aber vielleicht stellt das Bild einen raffiniert chiffrierten schwedischen Dreier dar.
    Dave schaltet mit der Fernbedienung die Anlage an. U2. Im letzten Jahr hat er fünf ihrer Europa-Konzerte besucht. In seinem Rechner ist ein Foto gespeichert, auf dem er und Bono sich umarmen. Es gibt nur ein Bild. Für ein zweites wollte der Bandmanager tausend Euro haben. Die Musik läuft.
    Eine Weile sitzen beide schweigend da und nippen an ihren Colas. Dann geht das Ganze von vorne los.
    Ja, Wayne sei sich dessen bewusst, dass er das mit den Polen vergeigt habe. Das braucht Dave nicht immer wieder zu wiederholen. Clark fliegt, das steht fest. Aber was soll nun mit Wayne geschehen? Dave weiß, dass es nicht auf Waynes Mist gewachsen ist, selbstverständlich nicht, aber er habe schon an ihn geglaubt. Wayne ist doch der Beste in der Firma. Gleich hinter Dave, natürlich. Und er habe sich darauf verlassen, dass Wayne den Polen zeigt, wo der Hase lang läuft.
    Sie kennen sich schon lange. Gemeinsam haben sie diese Kanzlei gegründet. Damals hockten sie in zwei Räumen im Kellergeschoss und bestellten alle Mandanten ins Café Radost, das gleich um die Ecke lag, damit sie ihre Kundschaft nicht durch den feuchten Flur führen mussten. Sie teilten sich einen Rechner und eine Halbtagssekretärin. Mit der Dave ziemlich schnell im Bett landete. Später wurde sie Daves Freundin. Nun ist sie die Mutter seiner Kinder.
    Nach den üblichen Anfangsschwierigkeiten entwickelte sich die Kanzlei prächtig. Die Mandanten rekurrierten ausschließlich aus Firmen. Mittlerweile nahmen sie eine ganze Etage eines mitten in der Innenstadt neu errichteten Bürohauses in Anspruch. Das meiste Geld haben sie am Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union verdient. Damals wurde die Legislative umgestellt, und allen tschechischen Firmen wurde beim bloßen Gedanken an die Zukunft schon schwummerig. Man suchte händeringend Anwälte mit internationaler Erfahrung.
    Auch wenn für Dave die Union und ähnliche Unternehmungen eine Art sozialistische Aventüre darstellten, würde er sofort begeistert jede neue Union willkommen heißen. Was ihn betrifft, könnte es auch eine europäisch-tschechisch-irakisch-amerikanisch-chinesische Union sein, das wäre ihm egal. Hauptsache, alle wichtigen Verträge würden erneut über seine Kanzlei laufen. Und alle Firmen würden sich hier, bei ihm, beraten lassen.
    Wayne war vor einem Jahr aus dem gemeinsamen Projekt ausgestiegen und hatte sich von Dave auszahlen lassen. In der Firma ist er geblieben. Er brauchte aber dringend mehr Freizeit und Ruhe. Das konnte Dave gut verstehen. Einen Teil seiner Abfindung investierte Wayne in rumänische und bulgarische Aktien. Erdöl, Chemie und Solartechnologie.
    Für den Rest kaufte er eine große Wohnung auf der Letná-Höhe, von der man in fast alle vier Himmelsrichtungen blicken konnte: Die Fenster im Wohnzimmer waren nach Westen ausgerichtet, die im Schlafzimmer nach Norden und die in der Küche zeigten nach Süden. Unter dem Dach gab es noch zwei kleinere Zimmer, die er und die Kleine als Stauraum nutzten. Vorübergehend. Die Wohnung hatte zwei Terrassen, zwei Badezimmer und in der Küche thronte eine klimatisierte Box für fünfzig Weinflaschen. Auf einmal fällt Wayne die Einzugsparty ein. Damals waren an die siebzig Menschen gekommen. Die Kleine hat einen DJ aufgetrieben, man hat getanzt und getrunken, um Mitternacht hat die Polizei an der Tür geklingelt. Auch Dave war da, er hat sich richtig volllaufen lassen. Als alle nach Hause gegangen waren, sind Wayne und die Kleine auf dem Boden sitzen geblieben, sie lagen sich in den Armen und schworen sich, ab jetzt nur noch zusammenzubleiben und glücklich bis in alle Ewigkeit zu sein. Beim morgendlichen Duschen hat er allerdings an eine andere gedacht.
    Dave schlägt vor, Wayne solle sich ausruhen. Wayne möchte ihm gerne erzählen, was er auf CNN gesehen hat. Dann überlegt er es sich aber anders. Womöglich ist es gar nicht Mike gewesen. Als er vorhin den Nachrichtenserver gecheckt hat, war dort kein Foto. Er hat noch die nächsten Nachrichten abgewartet, aber der Irak war kein Thema mehr. Stattdessen gab es einen Bericht über die Unruhen in Palästina. Wenn er die Sache

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