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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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Shorts und Hawaii-Hemd zu sehen.
    Dave hat mal erzählt, er und seine Frau hätten ein Homeporno gedreht. Nicht mit Selbstauslöser. Sie haben dafür ein Pärchen angeheuert als Kamerateam. Dave sagte, dass sie den Film noch nicht gesehen haben, das Aufregende sei sowieso das Filmen an sich gewesen. Die Tatsache, dass ihnen jemand dabei zusah.
    Wayne kann sich nicht vorstellen, sich mit der Kleinen im Bett filmen zu lassen. Mit ihr auf keinen Fall. Mit einer anderen vielleicht. Mit Julia? Warum nicht.
    Er macht den Reißverschluss auf. Eine Weile spielt er mit sich. Dann stellt er den Ton ab, schließt die Augen und überlegt, wo die Kleine stecken mag. Vielleicht ist sie einkaufen gegangen. Vielleicht musste sie noch ins Büro. Sie ist bestimmt bald wieder da und wird ihn in die Arme schließen.
    In seinem Kopf dröhnt es unerträglich. Die Tabletten helfen nicht.

DIE KLEINE RUMÄNIN
    S ie ist nicht tot. Nur ihr Knie blutet. Dem Tod nah ist eher der Typ im Anzug, der die Straßenbahn mit seinem Auto geschrammt hat.
    »Ich hätte dich überfahren können! Du hättest tot sein können!«
    Er läuft um seinen blank geputzten blauen Wagen herum. Ein BMW . Muss mindestens anderthalb Mille gekostet haben. Er schreit sie an. Er schreit jeden an. Sich selbst auch. Auf dem Rücksitz seines Schlittens liegen irgendwelche Flyer verstreut.
    »Ich hätte dich überfahren können! Verstehst du das überhaupt?«
    Seine Beifahrerin, ein junges Mädchen, lehnt sich gegen den zerbeulten Wagen. Im Gesicht ist sie ganz blass. Steht wohl unter Schock. Seine Tochter? Sie kratzt sich nervös an den Armen. Mal links, mal rechts, immer wieder. Ihre Fingernägel hinterlassen lange rote Spuren. An ihrem Handgelenk prangt ein eckiges Armband.
    »Ich kann nicht mehr, ich kann heute einfach nicht mehr …«
    Der Typ pest weiterhin um seinen BMW herum.
    »Die kleine Langfingerbraut wird sich über die Rechnung freuen«, sagt einer der Kontrolleure.
    »Bin gespannt, wovon sie das zahlen will.«
    »Haltet doch die Klappe«, sagt Petr barsch.
    »Ist sie schwarzgefahren oder nicht?«
    Malmö knurrt.
    »Wieso hat der Hund keinen Maulkorb? Laut Vorschrift haben Hunde in der Straßenbahn einen Maulkorb zu tragen. Wer hat dir erlaubt, ihn in der Fahrerkabine mitzunehmen?«
    »Malmö, Ruhe. Fuß!«
    »Hat schon jemand die Polizei gerufen?«, schreit der Typ von seinem Auto aus.
    Petr beugt sich über die Rumänin. Sie ist mit einem Schrecken davongekommen. Ihr Knie ist aufgeschürft. Nichts Schlimmes. Sie hat echt Glück gehabt.
    »Hat jemand den Arzt gerufen?«
    »Kannst du den Fuß bewegen? Das Bein? Tut das weh?«, fragt Petr.
    »Dute-n pizda matii!«
    Petr holt rasch den Verbandskasten aus der Kabine.
    »Was soll der ganze Aufstand, Freundchen?«, sagt einer der Kontrollettis. »Hier sind Gottes Mühlen am Werk, mein Lieber. Der nächste Schritt ist die polizeidienstliche Erkennung und die Kleine sitzt bald in einer Maschine nach Ulaanbaatar.«
    »Regt euch ab, ja?«, erwidert Petr.
    »Die Polizei ist gleich da.«
    »Kannst du dein Bein bewegen?«
    »Dute-n pizda matii!«
    Um ihn und die Rumänin herum sammeln sich bereits ganze Grüppchen von Menschen. Lauter Klugscheißer, Touristen und schweigsame Gaffer. Das sind die Schlimmsten, die helfen nie, sind nur auf die Aufregung scharf, die man in der Glotze nicht kriegen kann.
    Die nächste Zweiundzwanzig hält an. Hrouda am Steuer.
    Auf einmal springt die Rumänin hoch.
    »Zigeuner haben sieben Leben, wie Katzen«, verkündet einer der blau uniformierten Fahrkartenprüfer.
    »Halt endlich die Klappe, hab ich gesagt«, fährt Petr ihn an.
    »Fuck you!«, schreit die Rumänin wütend. Sie hüpft hin und her und zeigt mit gestrecktem Daumen und gespreiztem Zeigefinger ihrer Rechten auf die schaulustige Meute, als hätte sie eine Waffe in der Hand: »Fuck you! Fuck you! Fuck you!«
    »Hey, beruhige dich. Setz dich hin. Vielleicht ist dein Bein gebrochen.«
    Petr fasst nach ihrer Hand.
    »Alles wird gut.«
    Sie reißt sich los. Rempelt ihn an, Petr verliert beinah das Gleichgewicht. Sie schreit noch einmal »Fuck you!« und rennt zum Metroeingang. Sie humpelt auf einem Bein. Keiner versucht sie aufzuhalten. Auf der Brücke hört man bereits das Tatütata des Krankenwagens.
    »Nicht jede Liebesmüh wird mit Dank entlohnt, nicht wahr«, grinst einer der Blauen.
    »Ne tolle Leistung«, Hrouda inspiziert den Wagen, der in der Straßenbahn steckt.
    »Ist nicht meine Schuld.«
    Petrs Augen folgen der kleinen

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