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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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Knoten zu durchtrennen. Pessoas Sätze zu löschen.
    Vielleicht sollte sie mehr lesen und weniger Musik hören. Es ist überraschend, wie viel man ohne Kopfhörer hört. Das Klingeln der Straßenbahnen, den Wind in den Baumkronen, das Schnattern der Menschen am Kiosk und der Vögel in der Luft, die Sirenen der Krankenwagen. Früher hätte sie sich in einem solchen Moment an Radiohead oder Sigur Rós angestöpselt und sich hinter den Gefühlen, Texten und der Musik von jemand anderem versteckt, hinter der betörenden, sich langsam aufbauenden Melancholie, von der sie sich jedes Mal so gerne einfangen ließ.
    Sie will sich nicht mehr verstecken.

DER STOFF
    D ie Bar ist leer, trotzdem verschwinden sie lieber auf die Toilette.
    Er gibt ihr Rabatt. Wo sie doch heute ihr erstes Konzert gibt. Carlos weiß, wie man anderen eine Freude macht. Er selbst ist mal Junkie gewesen. Ein richtiger Fixer. Jetzt ist er clean. Er dealt nur noch. Keine großen Sachen. Nur für Freunde. Man erzählt, dass er mal richtig tief in der Scheiße gesteckt hat, aber von alleine rausgekommen ist. Durch Wandern. Ein Jahr lang ist er weg gewesen, ist durch die Berge gelaufen und gereinigt wieder zurückgekommen. Aber vielleicht ist das auch Blödsinn. Du sollst nie einem Junkie glauben. Nicht mal einem ehemaligen. Never ever. Vielleicht lag er ein Jahr lang in einer Entziehungsanstalt ans Bett gefesselt und spielt sich jetzt als der große Macker auf. Von damals hat er noch die schwarzen Zähne behalten, einen Tick im linken Auge und gepiercte Augenbrauen. Außerdem sieht er zehn Jahre älter aus als er ist.
    Vanda zieht ihr Geld hervor.
    »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Sechsundzwanzig. Warum?«
    »Hat mich nur interessiert.«
    »Ich schau heute vorbei.«
    Carlos reicht ihr eine kleine Plastiktüte.
    »Setzt du mich auf die Guestlist?«
    »Bist schon drauf.«
    Am liebsten hätte sie es sofort genommen. Sich in eine Kabine verkrochen, das süßliche weiße Pulver auf den Handtaschenspiegel geschüttet und alles eingesaugt. Sie spürt beinahe, wie sich ihre Nasenlöcher weiten, wie sich die Welt um sie herum ausdehnt, bis alles endlos weit und herrlich ist. Aber sie hält sich bis heute Abend zurück. Kill the Barbie, tonight.

DER LUFTZUG
    K leine?«
    In der Wohnung ist es still. Nur Waynes Kopf hört nicht auf zu dröhnen. Als sei er undicht, als ob der Wind durch ihn hindurchpfeift, durch ihn hindurchfegt.
    »Hana?«
    Sie ist nicht da. Aber im Flur steht ihr Koffer. Das überrascht ihn, meistens räumt sie sofort alles aus und weg. Auf dem Esstisch liegt die Post und ihr iPod mit durchtrennten Kopfhörern. Sein Geburtstagsgeschenk vom Vorjahr. Wayne nimmt das durchtrennte Kabel in die Hand. Merkwürdig.
    Das Dröhnen in seinem Kopf lässt nicht nach. Vielleicht ist es die Stadt, die von draußen in die Wohnung eindringt. Er schließt die Fenster. Nimmt eine Tablette. Dann noch eine.
    Wayne geht die Post durch. Rechnungen für Telefon und Kabelfernsehen. Ansonsten nur Werbung. Rosen-, Tulpen- und Narzissenzwiebeln aus einer großen Gärtnerei. Ein supergünstiges Kredit-Angebot. Wir kennen ihre Probleme, steht dort geschrieben. Erschwingliches Eigenheim am Stadtrand von Prag, eine Wohnoase im grünen Paradies der Stille. Kleine Häuser wie aus Plastik gepresst. Die Kleine und er haben sich häufig über Geschmack gestritten. Sie hat recht, die Tschechen haben keinen. Die Amerikaner schneiden da allerdings auch nicht viel besser ab.
    Er schaltet den Fernseher ein. Mit der Fernbedienung zappt er durch die Pay- TV -Sender, für die sie zwar zahlen, die sie aber kaum gucken. HBO . HBO 2. Hustler TV . Zwei Frauen liebkosen sich unter der Dusche. Wayne sieht ihnen eine Weile zu und überlegt, ob ihm ein bisschen Erotik im Moment guttäte. Er lässt sich darauf ein und holt sich einen runter.
    Dann switcht er zu CNN . Irak hat es schon wieder in die Nachrichten geschafft, von Mike aber kein Wort. In Bagdad hat sich einer auf dem Markt in die Luft gesprengt. Dabei sind sieben Menschen umgekommen. Wayne sieht schreiende Mütter, weinende Väter und tote Kinder. Jemand zerreißt die amerikanische Flagge, ein anderer steckt sie an. Als wären es die Amerikaner, die sich mit Sprengstoff umgürten und an der Zündschnur ziehen.
    Wayne steht auf und holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er schaltet zurück zum Hustler TV . Die Frauen sind inzwischen von der Dusche ins Schlafzimmer umgezogen. Im Spiegel des Wandschranks ist kurz der fette Kameramann in

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