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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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cool, ja? Leg ruhig den Rückwärtsgang ein.«
    »Kein Problem … So schön sind deine Augen auch wieder nicht.«
    »Blödmann.«
    »Hm.«
    »Dummkopf.«
    Petr stand auf und reckte sich.
    »Tut das Kahlscheren weh?«
    »Man wird kahl rasiert, nicht kahl geschoren, Mann.«
    »Also hat es wehgetan, dacht ich’s mir … Mach’s gut.«
    »Warte …«
    Sie sah ihn an. Ziemlich lange.
    »Ist was?«
    »Ich denke nach.«
    »Willst du mir vielleicht verraten, worüber?«
    »Wie es mit dir im Bett ist.«
    »Trägst du nicht ein wenig zu dick auf?«
    »Bin bloß ehrlich… Bring mir noch eins.«
    Sie reichte ihm die leere Flasche. »Wir lassen uns überraschen.«
    Petr zögerte kurz, dann nahm er die Flasche und nickte.
    »Hätte dir auch wehgetan, das Kahlmachen, du Dummkopf.«
    Klára hatte das Gymnasium abgeschlossen und jobbte in einem Secondhandladen mit englischen Klamotten. Sie brauchte sich keine Anziehsachen zu kaufen, sie nahm sie sich einfach. Nachts versuchte sie Bilder zu malen. Ansonsten hatte sie gerade einen Riesenflop erlebt, eine Schicksalsbeziehung, die mit einem lauten Knall zu Ende gegangen war. So drückte sie sich zumindest aus.
    »Jede Beziehung ist ’ne Schicksalsbeziehung, findest du nicht? Jedenfalls in der allerersten Minute.«
    »Kann sein. Aber die hier war richtig schicksalhaft. Schicksalhafter geht’s gar nicht. Und nicht nur in der allerersten Minute, sie war es auch noch in den folgenden zehn.«
    »Was immer noch keine volle Stunde ausmacht, oder?«
    »Da hast du recht.«
    Klára war vorübergehend in einer kleinen Wohnung bei einer Freundin irgendwo in Břevnov untergekommen. Ein Bett. Zwei Frauen. Und mittendrin die Hündin Malmö.
    In jener Nacht landete sie aber bei Petr, in seiner Wohnung, die ihm seine Oma vermacht hatte. Sie lasen sich gegenseitig aus Marx, Gottwald und Zápotocký vor, aus den nach Staub und alten Zeiten riechenden Schriften vergangener Kommunistenführer, die noch von Petrs Oma im Regal stehen geblieben waren und die Petr nicht wegwerfen konnte, weil sie auf eine sonderbare Art zu dieser Wohnung gehörten.
    Alle drei saßen sie auf der Fensterbank, Petr, Klára und Malmö, sie lehnten sich in die Nacht hinaus und beobachteten Flugzeuge, die wie leuchtende Hummeln um den weiß angestrahlten Stängel des Fernsehturms kreisten. Wenn Betrunkene unter ihnen auf der Straße nach Hause wankten und laut herumgrölten, bellte Malmö sie an. Dann fielen Petr und Klára ins Bett. Lang und langsam schliefen sie miteinander, so langsam, als sollte es nie ein Ende nehmen.
    Klára gefiel die Wohnung. Am meisten aber mochte sie das Aquarium mit Nestor, das Petr zusammen mit den roten Schriften, der Topfblume und der Wohnung von seiner Oma geerbt hatte. Gegen Morgen hatte Klára sogar lange mit Nestor geredet. Oder hatte Petr das nur geträumt?
    Noch am gleichen Tag zog sie ein. Er hatte es selbst vorgeschlagen. Er wollte ihr helfen. Er wollte mit ihr zusammen sein. Wollte, dass sie ihn liebte. Wollte, dass sie mit ihm schlief. Jede Nacht und jeden Morgen. Sie kam mit einem Taxi, das randvoll mit Büchern, CD s, Skiern und Klamotten beladen war. Sie brachte auch Berge von Unterwäsche und Malmö mit.
    Damals stand Petr kurz vor dem Abschluss seines Studiums, in einem Monat hätte er fertig sein sollen, er war gerade dabei, seine Diplomarbeit zu beenden.
    Klára beschwatzte ihn, mit ihr auf Reisen zu gehen. Er ließ sich gerne überreden. Das Studium hatte ihm von Anfang an keinen Spaß gemacht. Er wusste eigentlich selber nicht, warum er sich für Elektrotechnik entschieden hatte. Weil er gut in Mathe und Physik war? Genauso gut war er aber auch in Deutsch, Englisch, Geschichte, Landeskunde und Geographie. Am meisten hatte er eigentlich immer auf Landkarten gestanden. Ob er nur deswegen Elektrotechnik angefangen hatte zu studieren, weil man ohne Aufnahmeprüfungen zugelassen wurde?
    Und Klára? Auf die stand er wie noch nie auf eine Frau zuvor.
    Sie machten sich auf den Weg. Er musste nur noch irgendwo das Aquarium und die Pflanze unterbringen.
    »Schön brav bleiben«, sagte er zu Nestor und überreichte ihn gemeinsam mit einer Tüte Fischfutter, einer Dose Kaffee und einer Schachtel Pralinen namens Nougatwunder seiner Nachbarin. »In einem Monat hole ich ihn wieder ab. Danke.« Die Pralinen werden wohl den Vorspann der ersten Abendserie nicht überleben, dachte er und musste innerlich grinsen.
    Schon eine Stunde später waren Klára, er und Malmö auf der Autobahn. Zuerst ging

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