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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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portugiesischen Klippen. Meer. Wind. Mehr nicht.«
    »Perfekt.«
    »Nur wir beide stehen da. Leicht bekifft. Inmitten einer riesigen Graswolke.«
    »Dummkopf.«
    Sie fassten sich an der Hand. Küssten sich. Fast zum letzten Mal.

DAS ARSCHLOCH HARRY
    A ls Vanda am Žižkover Krankenhaus zum Akropolis-Club abbiegt, sieht sie Harry auf der Straße stehen. Er lehnt an der Wand und raucht.
    Er wartet auf sie, das ist klar.
    Sie lässt einen Krankenwagen vorbei, überquert die Straße und schlendert langsam auf ihn zu. Sie stellt sich vor, wie Harry in ein paar Jahren aussehen wird. Wenn ihm kein schwarz gefärbter Pony mehr in die Augen fällt, sondern eine Glatze seinen Kopf ziert. Wenn er statt seines Waschbrettbauchs, auf den Vanda gerne ihre Bierdosen stellt, eine fette Wampe vor sich herschiebt. Und wenn statt seiner sexy Arschbacken, die Vanda gerne knetet, wenn er es ihr besorgt, in seiner ausgeleierten Hose ein herunterhängender Po schwabbelt. So wird er eines Tages nämlich aussehen. Vanda weiß das. Sie hat einmal seinen Vater gesehen. Die Söhne geraten nach ihren Vätern, das haben ihre Freundinnen und sie mal festgestellt.
    Wird Vanda auch mal tiefliegende Augen mit schwarzen Ringen haben, zerknitterte Falten im Gesicht, Hängebusen und einen krummen Rücken wie ihre Mutter? Wird sie auch nicht ohne Tabletten einschlafen können, trotzdem alle drei Stunden aufwachen und mit Zigarette in der Hand durch die Wohnung schlendern? Gut möglich. Vielleicht sollte sie jetzt schon etwas dagegen unternehmen und zum Beispiel mit Körperübungen anfangen. Oder sie gönnt sich später einfach eine Schönheits-OP. Wenn sie so weit ist, gibt es sicherlich bessere Schlaftabletten, die einen vielleicht auch noch high machen. Auf diese Dinger würde sie dann richtig abfahren. Jetzt aber sieht Harry noch gut aus. Der Sack. Nein, sie verzeiht ihm nicht.
    Beim Anblick von Vanda drückt er die Zigarette mit dem Absatz aus, als wäre ihm peinlich, beim Rauchen erwischt worden zu sein. Wie ein kleiner Junge. Dabei ist er älter als sie.
    »Vanda … wir warten auf dich, wo warst du denn? Wir hatten Angst, dass … dass dir ein Flugzeug auf den Kopf gefallen ist oder so.«
    Scherzkeks.
    »Ist aber nicht.«
    »Gib mal dein Zeugs her.«
    Er greift nach Vandas Gitarrenkoffer und nach ihrer Tasche.
    »Wie fürsorglich. Vielen Dank.«
    »Du warst shoppen, ja?«
    »Darf ich das denn nicht?«
    »Nein. Ich meine, klar, in bestimmten Situationen … soll das helfen … wenn man sich Klamotten kauft.«
    »Du tickst doch nicht richtig.«
    »Ich hab gedacht, dass du schon da bist, wenn ich komme. Das ist alles.«
    Er neigt sich zu ihr, will ihr einen Kuss geben. Sie wendet sich ab.
    »Vanda … alles wird wieder gut. Ich sag’s noch einmal: Tut mir leid.«
    »Was wird wieder gut?«
    »Alles.«
    »Da musst du dir ziemlich sicher sein, wenn du solche Sprüche auch für mich ablässt.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Du bist echt ein Arschloch.«
    »Vanda …«
    »Vielleicht wird nichts wieder gut.«
    »Vanda, alles was du willst …«
    »Ich will ein gutes Konzert.«
    »Eben. Mein ich doch. Das Konzert. Gib mir einen Kuss und alles ist gut.«
    »Du bist ein Arsch, Harry.«
    Schließlich gibt sie sich einen Ruck und küsst ihn auf die Wange.
    »Na, siehst du.«
    »Was soll ich sehen? Nichts sehe ich. Aber ich habe einen neuen Song mit. Den spielen wir heute.«
    »So schnell schaffen wir das nicht.«
    »Doch, das schaffen wir.«
    »Diese Deutschen benehmen sich, als wären sie echte Stars. Allein für den Soundcheck von ihrem Schlagzeug haben sie ’ne volle Stunde gebraucht. Für uns bleiben höchstens zwanzig Minuten. Für alles.«
    »Wir müssen das schaffen.«
    »Was ist das für ein Song? Worum geht’s da?«
    Vanda liegt auf der Zunge zu sagen, dass es in dem Lied um sie geht. Aber dann überlegt sie es sich anders.
    »Um eine kleine traurige Frau.«
    »Das bist du ja nicht.«
    »Nee, das bin ich nicht.«
    Sie betreten den Club. Vanda checkt die Gästeliste und ihr Handy. Der Straßenbahner hat sich gemeldet. Wie schön. Er kommt zusammen mit Malmö.

ECKEN UND KANTEN
    I m Halbliterglas wirbelt eine trübe, milchige Flüssigkeit. So muss es ausgesehen haben, als der Bathyscaphe Trieste am Grund des Marianengrabens im Schlamm gelandet war. Aufgewirbelter Schlick, der in dem langen Tunnel des Scheinwerferlichts rotierte.
    Kleine und noch kleinere weiße Teilchen. Sie drehen sich im Kreis. Steigen auf und sinken. Ihre Ecken und Kanten

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