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Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
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Nicht für alles Geld auf der Welt.
    Als sich der Raki dem Ende neigte, trat Banana Cool mit einer noch pickligeren Ausgabe von sich an ihren Tisch. Johnny sprang auf und schüttelte dem Jungen kräftig die Hand. Endlich ging es auf nach Datça. Der Moment war gekommen.
    »Zeit zu gehen«, sagte Johnny und kramte in seinen Taschen nach Geld, um den Raki zu bezahlen. »Komm schon, Clem.«
    Sie saß am Tisch, den Blick auf die rote Segeltuchtasche auf ihrem Schoß geheftet. »Aber Johnny«, erwiderte sie. »Wenn es mit dem Boot schneller und einfacher geht, sollten wir vielleicht lieber mit Frank fahren.«
    Entgeistert starrte Johnny sie an. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Ich habe gesagt, wir sollten mit Frank fahren.« Sie schien nervös und angespannt zu sein.
    Smudge, die inzwischen zurück war, zupfte Clem am Ärmel. »Ja, ja, bitte bleibt, bitte!«
    Johnny war fassungslos. Wie konnte sie ihn derart verraten, obwohl sie doch genau wusste, wie wichtig es ihm war, dass sie endlich von Bord kamen. Das musste ein Scherz sein. »Wir fahren mit dem Auto. Und zwar jetzt gleich. Es ist alles schon vereinbart.« Er streckte die Hand nach der Tasche aus. Er hatte stets bestimmt, was sie als Nächstes taten, wohin sie fuhren. Und sie war ihm stets gefolgt. So einfach.
    »Ich will aber nicht«, entgegnete sie.
    »Aber wir werden trotzdem mit dem Auto fahren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde die Little Utopia nicht verlassen.«
    Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte. Er stand wie angewurzelt da. »Wir gehen«, sagte er mit fester Stimme.
    »Hey«, schaltete sich Frank ein und stand auf, »wenn sie sagt, dass sie nicht will.«
    »Das geht dich einen verdammten Scheißdreck an, Frank«, schnauzte Johnny ihn an, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. »Los, Clem, gib mir die Tasche!«
    Doch sie rührte sich nicht vom Fleck, sondern starrte ihn nur an. Ihre dunklen Augen funkelten. »Du kannst ja mit dem Auto fahren, wenn du willst. Wir treffen uns dann in Datça.«
    Er wich zurück, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. »Nein«, hörte er sich sagen, doch das Wort kam nur als leiser, gequälter Laut über seine Lippen. Er schüttelte den Kopf. »Glaubst du etwa, ich würde dich einfach hierlassen?«, flüsterte er bestürzt. »Mit ihm?«
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass ihn alle anstarrten. Banana Cool und sein Bruder standen immer noch neben ihm. Er wartete. So lange, bis sein Stolz es ihm nicht länger erlaubte. Dann wandte er sich um, stürmte aus dem Café und rannte die Treppe hinunter. Er kämpfte sich durch den tiefen Sand, überwältigt von der Demütigung, verfolgt von ihren Blicken, die sich förmlich in seinen Rücken brannten. Sein Blick fiel auf die Little Utopia, die verführerisch auf den Wellen tanzte. Er fluchte, zeterte und wütete. Am anderen Ende des Strands blieb er stehen und fand einen großen Stein hinter einem Felsvorsprung. Tränen der Wut brannten in seinen Augen. Noch immer konnte er nicht fassen, wie sie so etwas sagen oder auch nur denken konnte – dass er mit dem Auto fuhr und sie ihm mit dem Boot folgte. Sie waren unzertrennlich. So war es immer schon gewesen und würde es auch weiterhin sein. Doch seine Wut und Kränkung schlugen in abgrundtiefe Verachtung um, die ihn von innen zu zerfressen drohte. Er hasste Frank. Er verabscheute ihn.
    Als er wieder atmen konnte, versuchte er sich eine Zigarette zu drehen, doch seine Hände zitterten so heftig, dass es ihm nur mit Mühe gelang. Schließlich sog er den bitteren Rauch tief in seine Lungen. Mit hängendem Kopf starrte er in den Sand, als läge die Lösung für all seine Probleme dort begraben, als ein Schatten auf den Sand fiel. Er sah auf.
    Clem stand schwer atmend mit ihren Schuhen in der Hand vor ihm. Offenbar war sie den ganzen Weg gerannt. Johnny wandte den Blick ab. Es tat gut, zu sehen, dass sie sich offenbar Sorgen gemacht hatte. Schließlich war sie diejenige, die etwas falsch gemacht hatte. Selbst jetzt, da er sie hasste, liebte er sie noch. Er war ihr ausgeliefert, auf Gedeih und Verderb.
    »Es tut mir leid, Johnny.« Sie setzte sich neben ihn auf den Felsen und holte Luft.
    »Was passiert mit uns, Clem?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Geht es um ihn?«
    »Nein, nicht nur«, antwortete sie, ohne den Blick von den Sonnenstrahlen zu lösen, die auf der Wasseroberfläche tanzten. »Es geht auch um Smudge. Und um Annie.«
    Doch Smudge und Annie kümmerten ihn

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