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Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
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Ghengis …«, begann Johnny.
    »Nichts sagen. Ich will nichts wissen.« Er hob seine Hand. Die blanke Furcht stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ihr habt euch Feinde gemacht. Ihr müsst von hier verschwinden.«
    »Was machen wir jetzt?« Clem sah Johnny beklommen an, während er sich die Segeltuchtasche über die Schulter schwang. Tja, wie sollte es jetzt weitergehen? Sie fielen auf wie ein bunter Hund. Die Touristensaison würde erst in ein paar Wochen anfangen, deshalb hielten sich so gut wie keine Fremden in Bodrum auf.
    »Sie werden zurückkommen«, fuhr Ghengis fort. »Als es geklopft hat, dachte ich schon, sie wären es. Ihr seid hier nicht sicher. Ihr müsst gehen. Kommt mit. Durch die Hintertür.«
    Er führte sie durch die Pension, wobei seine Hausschuhe leise auf den gesprenkelten Fliesen schmatzten. Johnny ergriff Clems Hand. Er spürte, wie sie zitterte, aber vielleicht waren es auch seine eigenen Finger. Ihm schwirrte der Kopf. »Wir hauen so schnell wie möglich ab und holen unsere Sachen aus dem Zelt. Dann gehen wir runter zum Jachthafen. Vielleicht kann uns ja jemand mitnehmen.«
    »Nix Zelt«, erklärte Ghengis und öffnete leise die Hintertür. »Nix Werft. Nix Hafen. Geht einfach. Ihr versteht nicht … Das hier ist nicht eure Heimat. Hier ist alles ganz anders. Mit der Polizei reden ist nicht gut. Vielleicht geht ihr zu einem Fischer. Habt ihr Geld?« Er kramte in seinen Taschen.
    »Ja, ja, haben wir. Danke, Ghengis.«
    »Nicht zum Jachthafen, okay? Sie warten auf euch.« Ein ernster Ausdruck lag auf seinem sonst so fröhlichen runden Gesicht, und wieder flackerte die Angst in seinen Augen auf.
    Aus einem Impuls heraus beugte Johnny sich vor und drückte ihn an sich. »Danke, Ghengis«, sagte er.
    »Türken sind gute Menschen. Es tut mir leid.«
    Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein war. Sie schlüpften aus der Pension und traten in den Regen, der sich als Vorteil entpuppte, da die Straßen leerer waren als sonst. Sie kletterten über eine niedrige Mauer, überquerten die Straße, wo keine Straßenlaternen standen, und liefen die kleine Straße hinter der Pension entlang. Erst nach ein paar Metern ging ihnen auf, dass sie geradewegs zu dem Feld führte, wo sie ihr Zelt aufgestellt hatten. Und siehe da – ein Wagen stand am Straßenrand geparkt und versperrte den Weg. Sie machten kehrt und gingen langsam die Straße wieder hinunter, bis zur Ecke, wo die Hafenstraße kreuzte.
    »Vielleicht sollten wir einfach zur Polizei gehen und sagen, wie es wirklich war«, flüsterte Clem atemlos, die Gebetsmatte immer noch unterm Arm. »Wir hatten doch gar nichts damit zu tun. Also kann uns auch keiner die Schuld geben.«
    »Nein«, sagte Johnny. Er traute grundsätzlich keinem Polizisten über den Weg. Seine Gedanken überschlugen sich. Inzwischen goss es in Strömen. Er sah die peitschenden Tropfen im Schein der Straßenlaternen. Im Jachthafen wendete ein Wagen. Seine Scheinwerfer glitten übers Wasser.
    »Da kommt jemand«, flüsterte Clem und warf einen Blick über die Schulter. Das laute Klicken von Absätzen war in der Dunkelheit zu hören. Johnny ließ den Blick über die Straße schweifen, während er noch immer verzweifelt zu verstehen versuchte, was hier überhaupt los war. Die Männer, die vorhin noch vor den Teestuben gehockt hatten, waren mittlerweile im Inneren verschwunden, bis auf den Schnauzbärtigen, der mit einem Regenschirm an der Straßenecke stand und sich umsah. Johnny packte Clem an der Hand und zerrte sie quer über die Straße in einen Streifen Gebüsch zwischen Kai und Uferpromenade. Er musste nachdenken, musste sich dringend etwas einfallen lassen. Über den prasselnden Regen hinweg glaubte er das Knistern eines Walkie-Talkies oder eines Funkgeräts gehört zu haben. Der Fettsack von der Zollbehörde hatte doch so ein Ding.
    »Wir müssen zur Straße«, sagte er.
    »Aber nicht hier runter, wo der Typ steht«, flüsterte Clem.
    »Nein, lass uns auf die andere Seite des Hafens gehen.«
    Sie traten aus dem Gebüsch und liefen zum Kiesstrand hinunter, wo die Fischer ihre Boote aus dem Wasser gezogen hatten. Heftig atmend pressten sie sich mit dem Rücken gegen die Mauer.
    »Hast du Angst, Johnny?«, fragte Clem, die noch immer ihren Gebetsteppich umklammert hielt. Der Regen hatte ihr Haar völlig durchnässt, sodass es platt am Kopf anlag.
    »Ich hab die Hosen voll bis zum Anschlag«, gestand er.
    Sie wünschte, er hätte sich die

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