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Die Stille zwischen den Sternen

Die Stille zwischen den Sternen

Titel: Die Stille zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Banscherus
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Kopf. Heute Abend treffe ich den Typ mit dem Passat am »Blow up«. Keine Ahnung, was danach sein wird.
    »Du gehst«, sagt mein Vater. »Und wenn ich dich höchstpersönlich hinschleppen muss.«
    Ich grinse ihn an. Ich habe einfach Lust dazu.
    Das macht ihn wütend. »Du nimmst uns alle auf den Arm, stimmt’s? Du genießt das, hab ich recht? Ich weiß nicht, was Mama und ich dir getan haben. Jedenfalls haben wir das nicht verdient!«
    Nicht verdient? Und ob ihr mein Schweigen verdient habt!
    Auf einmal springt mein Vater auf und schlägt mir ins Gesicht. Er hat mich noch nie geschlagen, deshalb
bin ich total überrascht. Seine Schläge treffen mich am Ohr, an der Oberlippe, an der Nase. Das tut weh, sehr weh sogar, ich muss mich zusammenreißen, um nicht loszuschreien. Stumm sitze ich auf meinem Stuhl und halte die Hände vors Gesicht, während er schreit:
    »Dir werde ich’s zeigen! Du schaffst mich nicht mit deiner verdammten Schweigerei, du nicht! Sag etwas! Du sollst mit mir reden!«
    So plötzlich, wie er angefangen hat, hört er auf und vergräbt den Kopf in den Armen. Meine Mutter weiß zuerst nicht, was sie tun soll. Aber dann holt sie einen feuchten Lappen aus dem Bad und tupft mir vorsichtig das Gesicht ab.
    »Um Gottes willen«, murmelt sie. »Um Gottes willen.«
    Jetzt hebt mein Vater den Kopf. Es sieht aus, als hätte er geweint. »Entschuldige, Jonas«, sagt er. »Ich wollte … ich wollte dich doch bloß zum Reden bringen. Ich … ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.«
    Wie er dasitzt, tut er mir fast leid. Nichts ist vom erfolgreichen Verkaufsleiter geblieben. Gleichzeitig hasse ich ihn dafür, dass er sich in einen stotternden Waschlappen verwandelt hat.
    Die Schmerzen in meinem Gesicht lassen nach, meine Mutter tupft immer noch auf den Schwellungen herum. Ich nehme ihr das Tuch aus der Hand und gehe ins Bad. Dort betrachte ich mich im Spiegel. Ich bin ein bisschen verbeult, aber nicht so schlimm, wie ich dachte. Die Oberlippe ist nicht einmal aufgeplatzt.

    Am Abend gegen halb zehn verlasse ich das Haus. Meine Eltern haben Besuch, ich höre Lachen und Gläserklirren. Eine gute Ehe, werden die Freunde hinterher sagen, die beiden führen wirklich eine gute Ehe. Wenn die wüssten …
    Zum »Blow up« ist es nicht weit. Über der Diskothek steigt ein Laserstrahl in den Himmel. Dafür ist das »Blow up« bekannt. Und für den Handel mit Ecstasy.
    Auf dem Parkplatz stehen nur wenige Autos, ein Passat ist nicht darunter.
    Punkt zehn kommt der Typ heraus. »Alles klar?«, sagt er. Ich nicke.
    Er drückt mir ein Päckchen in die Hand. »Kennst du den Sendemast auf dem Katzenberg?«, fragt er. Auf einmal grinst er. »Natürlich kennst du ihn. Da bringst du das Päckchen hin«, sagt er. »Jetzt sofort. Neben dem Eingang zur Sendeanlage hängt ein Papierkorb am Zaun. Leg es dort rein. Verstanden?«
    Ich bin ja nicht blöd.
    »Du bist nicht sehr gesprächig, was?«, sagt er. »Na, soll mir recht sein. Ich mag Leute, die wenig reden.«
    Er geht zurück in die Diskothek und ich mache mich auf den Weg zum Katzenberg. Leider habe ich mein Fahrrad zu Hause gelassen. Zu Fuß werde ich mindestens eine Stunde brauchen.
    Und wenn das Päckchen bloß der Anfang ist? Wenn mich der Typ weiter erpresst? Es kann alles Mögliche in dem Päckchen sein, es muss nichts mit Rauschgift zu tun haben. Und wenn doch? Wenn mich der Typ zum Drogenkurier macht?

    Die Bombe muss jedenfalls so schnell wie möglich aus dem Gasometer raus. Wenn sie entdeckt wird und das in der Zeitung steht, hat mich der Mensch aus dem »Blow up« endgültig in der Hand. Mann, ich sitze vielleicht in der Scheiße!
    Auf der Schnellstraße herrscht um diese Zeit wenig Verkehr. Zuerst laufe ich über den Bürgersteig, dann benutze ich den schmalen Weg, der vom Ausflugslokal »Zornige Ameise« zum Naturschutzgebiet führt. Bald lasse ich die letzten Häuser hinter mir, vor mir steht der Wald. Der Himmel ist sternenklar, der Mond eine schmale Sichel. Von den Bäumen fallen dicke Tropfen, ich stecke das Päckchen unter meine Jacke. Auf dem weichen Waldboden sind meine Schritte fast unhörbar. Niemand begegnet mir, für die Liebespärchen scheint es noch zu früh zu sein. Oder zu nass.

    Wieder ein Loch in der Erinnerung. Sendepause. Mein Gedächtnis beginnt, mich immer mehr im Stich zu lassen. Es ist, als ob ich in schwarzem Wasser schwimme.

    Aber jetzt sehe ich mich wieder. Sehe mich an der Sendeanlage stehen. Das Eingangstor zur Anlage ist

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