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Die Stille zwischen den Sternen

Die Stille zwischen den Sternen

Titel: Die Stille zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Banscherus
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sehen?«
    Den Gefallen tat ich dem Kommissar gern. Schließlich hatte ich ja die Spuren meiner Bombenbastelei beseitigt. Und wenn Winter trotzdem etwas fand? Der
Kommissar hat die Ruhe weg, Doc. Der lässt sich Zeit - wie ein Kaktus.
    Im Keller schaute er sich gründlich um, kroch sogar unter meine Werkbank. Am meisten interessierte er sich für die beiden Funkgeräte, mit denen ich meine Modellflugzeuge steuere.
    »Darf ich die Geräte mitnehmen?«, fragte er. »Keine Angst, du bekommst sie zurück. - Wo hast du eigentlich die Lupe?«, fragte er weiter, während er die Funkgeräte sorgfältig in mitgebrachte Plastikbeutel steckte.
    Ich kramte in einer der Werkzeugkisten und reichte ihm die Lupe. Sie wanderte ebenfalls in einen der Beutel. »Danke, Jonas. Ich gehe dann mal wieder«, verabschiedete er sich.
    Ich hielt ihn am Arm zurück und schrieb auf meinen Block: »Was ist mit der Nacht auf dem Katzenberg?«
    Der Kommissar las den Zettel und schaute mich nachdenklich an. »Willst du mir etwas darüber erzählen?«, fragte er.
    Ich schüttelte energisch den Kopf und schrieb: »Ich erinnere mich nicht. Wissen Sie was Neues?«
    Er zuckte die Schultern, sagte »Bis bald« und ging.

    Der Winter hat mich am Wickel, Doc, er wird nicht mehr loslassen. In einem Krimi nimmt der Verdächtige - in diesem Fall also ich - in solch einem Moment die Sache selbst in die Hand. Holt seinen Revolver, der schon seit Jahren eingefettet und verpackt in einer Schublade unter der Wäsche liegt. Steigt ins offene Cabrio mit den Beulen an den Kotflügeln und steuert
die Bar an, in der man alles weiß und jeden kennt. Nach einigen Verwicklungen, bei denen natürlich eine geheimnisvolle Blondine eine Rolle spielt, kommt es dann zum großen Showdown, aus dem der Held - immer noch ich - siegreich hervorgeht.
    Schön wär’s. Aber ich bin kein Held. Überhaupt nicht. Außerdem ist Rieke nicht blond, sondern rothaarig …

    Ich habe sie heute nicht getroffen. Leider. Sie musste zu einem Geburtstag. Jedenfalls hat sie das gesagt. Zum ersten Mal seit Langem bin ich froh, dass meine Eltern gleich nach Hause kommen. Allein würde ich durchdrehen. Wir werden Pizza essen gehen. Auch wenn mein Vater diesmal nicht zum obersten Handy befördert worden ist oder so.

    Tschüss, Doc!
    Jonas

    Hallo, Doc!
    Heute Nachmittag bin ich zu unserem Treffpunkt im Eiscafé gegangen. Wohin sonst? Rieke war noch nicht da. Die Kellnerin weiß inzwischen, dass ich nicht sprechen kann. Deshalb bediente sie erst einmal die anderen Gäste.
    Rieke kam ein paar Minuten nach mir. »Hallo«, sagte sie außer Atem. »Du, ich hab wenig Zeit.«
    In meinem Bauch begann sich ein dicker Ballon aufzublasen.

    »Was ist los?«, schrieb ich auf meinen Block.
    Statt zu antworten, bestellte sie sich eine Cola. Ich riss den Zettel ab und hielt ihn ihr unter die Nase.
    »Nichts«, sagte sie.
    »Du lügst.«
    »Tu ich nicht.«
    »Du lügst, du lügst, du lügst!« Scheiß Schreibblock. Wenn ich das geschrien hätte, wäre die Wirkung viel größer gewesen.
    »Tu ich nicht!«
    »Alle lügen«, schrieb ich, und: »Es ist immer dasselbe!«
    Ich wollte gehen. Rieke konnte mir gestohlen bleiben. Die war auch nicht besser als meine Eltern.
    Aber sie hielt mich fest. »Du hast recht«, sagte sie leise. »Ich habe gelogen.«
    »Du hast einen Freund«, schrieb ich.
    Sie nickte.
    »Du hast ihm von uns erzählt.«
    »Ja.«
    »Er will das mit uns nicht.«
    Wieder nickte sie.
    »Und du?«
    »Ich weiß nicht, was ich will, Jonas«, sagte Rieke. Sie schaute mich dabei nicht an.
    Ich hätte jetzt gern noch etwas hingeschrieben, etwas ganz Bestimmtes. Aber ich ließ es. Es gibt Wörter, die kann man nur sagen. Die funktionieren nur, wenn man seine eigene Stimme dabei hört. Glaube ich wenigstens.

    Rieke legte mir ihre Hand auf den Arm. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ehrlich. Ich muss jetzt los.«
    »War’s das?«, schrieb ich.
    Ohne den Zettel zu lesen, stand sie auf und ging. Im selben Moment löste sich aus dem Schatten des gegenüberliegenden Geschäftshauses ein Junge und lief ihr entgegen. Als sie sich in der Mitte der Straße trafen, legte er ihr seinen Arm um die Schultern. Sie schien nichts dagegen zu haben.

    Ich zahlte, schnappte mir mein Rad und fuhr zur Schnellstraße. Wie ein Verrückter raste ich los, trat in die Pedale, als ob ich die Tour de France gewinnen wollte. Aber es half nichts, die Sache mit Rieke und ihrem Freund ging mir nicht aus dem Kopf. Wie sollte sie auch?!
    Oben auf dem

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