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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Morgen war kalt, klar und windstill – ideales Ruderwetter, vermutete er. Aber im Augenblick waren es nicht die Ruderer, mit denen er sprechen wollte.
    Seine erste Station war die SOKO -Zentrale im Polizeirevier Henley.
    DI Singla war da, ebenso wie der um seinen Namen nicht zu beneidende DC Bean, doch die Geschäftigkeit der letzten Tage schien sich gelegt zu haben, und eine träge Stimmung lag über dem Raum. Das Team hatte kaum neue Informationen, denen es nachgehen konnte, und Kincaid hatte auch nichts beizusteuern. Noch nicht.
    Er wollte gerade nach DC Bell fragen, als sie auch schon hereinkam. Sie sah mitgenommen und übernächtigt aus.
    »Sir.« Sie nickte ihm zu, während sie auf einen Stuhl sank, die Finger um einen Plastikbecher mit Kaffee geschlungen, als hätte sie seine Wärme dringend nötig.
    »Nicht viel Schlaf bekommen?«, fragte er.
    Imogen Bell errötete. »Ich habe mir Sorgen um Mr. Atterton gemacht, Sir. Deshalb habe ich die Wohnung im Auge behalten.«
    Kincaid starrte sie an. »Die ganze Nacht?«
    »Ja, Sir. Von meinem Wagen aus. Ich hatte am Grundstückstor geparkt.«
    Kein Wunder, dass sie aussah, als ob sie in ihren Kleidern geschlafen hätte – sie hatte darin geschlafen oder zumindest die Nacht darin verbracht. Kincaid war beeindruckt, auch wenn er sich nicht sicher war, ob sie damit demonstriert hatte, dass in ihr eine hervorragende Polizistin steckte oder dass sie hoffnungslos verknallt war. Möglicherweise beides.
    »Sehr löblich«, sagte er. »Ist er nach Hause gekommen?«
    »Nein, Sir.« Sie wirkte vollkommen verzweifelt. »Und er geht nach wie vor nicht an sein Handy.«
    DI Singla schaltete sich ein. »Wir haben Attertons Auslandsgespräch mit Mrs. Meredith am Mittwochabend überprüft und konnten seine Angaben bestätigen, sowohl anhand der Verbindungsdaten als auch durch die Aussage von Mrs. Meredith. Sie haben zweiundvierzig Minuten lang gesprochen. Atterton kann unmöglich Kieran Connollys Bootsschuppen niedergebrannt haben, es sei denn, er besäße die Fähigkeit, sich an zwei Orten gleichzeitig aufzuhalten. Oder er und seine Exschwiegermutter stecken unter einer Decke«, fügte Singla nachdenklich hinzu. »Ich nehme an, er hätte ihren Anruf annehmen und den Hörer ausgehängt lassen können –«
    »Um dann zu einem Ort zu gehen oder zu fahren, wo er ein Skiff ausleihen oder stehlen konnte, mit diesem zur Insel zu rudern, den Molotowcocktail zu werfen, das Boot zurückzubringen und rechtzeitig wieder in der Wohnung zu sein, um den Hörer einhängen zu können, und das alles in zweiundvierzig Minuten?«
    »Ich gebe ja zu, dass es unwahrscheinlich ist«, stimmte Singla ihm zu. »Und ich kann mir nicht vorstellen, warum Rebecca Meredith’ Mutter so etwas hätte mitmachen sollen, es sei denn, sie und Atterton wussten, was in Rebeccas Testament stand, und hatten vor, sich das Erbe zu teilen. Aber soweit wir feststellen konnten, hat Mrs. Meredith das Geld oder den Grundbesitz ihrer Tochter kaum nötig.«
    »Ganz abgesehen davon, dass ein solches Szenario auf der Annahme basiert, dass Freddie Atterton seine Exfrau ermordet hat, wo wir doch wissen, dass die Spurensicherung am Tatort kein erhärtendes Beweismaterial gefunden hat.« Kincaid grinste Singla an. »Und derartige Intrigen gibt es doch nur in amerikanischen Krimiserien.«
    Singla sah ein wenig beschämt drein. »Ich mag amerikanische Krimiserien.«
    Da hätte Cullen, der auf Columbo und Co. stand, eine verwandte Seele gefunden, dachte Kincaid. Aber er hatte Doug gebeten, in London zu bleiben, für den Fall, dass Melody – und Gemma – Verstärkung brauchten. Und im Übrigen glaubte er, dass in diesem Fall sehr wohl gewisse Personen unter einer Decke steckten – aber nicht die, von denen hier die Rede war.
    »Und was ist jetzt mit Mr. Atterton?«, fragte Bell. »Sollen wir ihn als vermisst melden?«
    Kincaid überlegte. »Warten wir noch ein wenig ab. Haben Sie es im Leander probiert?«
    »Nicht seit gestern Abend.«
    »Fragen Sie doch noch einmal dort nach, ja? Ich will noch rasch bei jemandem vorbeischauen, und später treffen wir uns dann wieder hier.« Er wollte sich zum Gehen wenden, aber eines beschäftigte ihn noch. » DC Bell, hat Mr. Atterton Ihnen irgendeinen Grund genannt, warum er so erpicht darauf ist, das Filippi zurückzubekommen?«
    »Er sagte …« Sie zog die Stirn in Falten, als ob sie sich an die genauen Worte zu erinnern versuchte. »Er sagte, es sei das Einzige, was er wieder hinbiegen

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