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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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könne.«
    Kincaid war ohne Frühstück von Notting Hill aufgebrochen. Jetzt spielte er mit dem Gedanken, sich einen Kaffee aus dem Automaten im Polizeirevier zu holen. Aber nur kurz. Sein Weg führte ihn direkt am Starbucks vorbei – für seinen Geschmack zwar auch nicht das Nonplusultra, aber immer noch um Längen besser als so eine braune Brühe im Styroporbecher.
    Wenige Minuten später stand er mit einem Pappbecher von Starbucks in der Hand und einem Muffin im Bauch, den er in zwei Bissen hinuntergeschlungen hatte, vor Tavie Larssens Haustür und drückte die Klingel.
    Wildes Gebell war zu hören, eine männliche Stimme rief ein Kommando, und dann riss Kieran Connolly die Tür auf. Seine Stirn, auf der sich am Mittwochabend gerade erst ein Bluterguss gebildet hatte, war jetzt lila verfärbt, doch er hatte den Verband entfernt, und Kincaid konnte sehen, dass ihm in der Tat eine verwegene Harry-Potter-Narbe bleiben würde, die sich schräg bis zur Augenbraue hinunterzog.
    Kierans Miene hellte sich auf, als er sah, dass es Kincaid war. »Kommen Sie wegen des Schuppens?«, fragte er, während er sich der Schäferhündin und dem Labrador, die immer noch aufgeregt bellten, in den Weg stellte.
    »Unter anderem«, antwortete Kincaid. »Darf ich reinkommen?«
    »Ja, klar doch.« Kieran drehte sich zu den Hunden um. »Finn, Tosh, Ruhe jetzt! Platz!«
    Die Hunde befolgten das erste Kommando, nicht jedoch das zweite. Sie mussten Kincaid ausgiebig beschnuppern, als er ins Zimmer trat, und er spürte ihren warmen Atem an seinen Beinen. »Ihr riecht eure Kollegen, nicht wahr?«, sagte er und tätschelte den beiden die Ohren. An Kieran gewandt, fügte er hinzu: »Sie haben die Hundekuchen vergessen.«
    »Oh, stimmt.« Kieran öffnete die Dose, die auf dem Tischchen neben der Tür stand, und die Hunde machten sofort Platz. »Sie haben Hunde?«, fragte Kieran und sah Kincaid zum ersten Mal an, als ob er ein Mensch und nicht nur ein Polizeibeamter wäre.
    »Einen Cockerspaniel. Und unser Sohn hat einen Terrier.«
    »Cockerspaniels sind gute Hunde«, meinte Kieran. »Hervorragend bei der Drogen- und Sprengstoffarbeit. Haben eine unglaubliche Energie, die kleinen Kerle.«
    »Wem sagen Sie das.«
    Nachdem die Hunde ihre Leckerlis gefressen hatten, gingen sie zu ihren Schlafplätzen, die jetzt direkt nebeneinander vor dem Kamin waren. Kincaid stellte fest, dass Tavies Wohnzimmer inzwischen nicht mehr aussah, als gehörte es zu einem Puppenhaus. Nicht nur, dass zwei große Hunde und ein ellenlanger Mann sich hier breitmachten – der Boden war mit Hundespielsachen übersät, die Tische mit leeren Tassen und verstreuten Papieren bedeckt, und diverse Männerkleider waren über Sofa und Sessel verteilt.
    Kieran nahm eine Jeans von der Rückenlehne des Sofas und bedeutete Kincaid, Platz zu nehmen. »Sie müssen die Unordnung entschuldigen«, sagte er. »Tavies Trockner ist kaputt. Sie hat für mich ein paar Klamotten von ihren Arbeitskollegen ausgeliehen, aber alle meine Sachen mussten gewaschen werden.«
    »Ist sie hier?«
    »Nein. Sie hat heute Bereitschaft.« Kieran setzte sich in den Sessel und verschränkte die großen Hände vor den Knien. »Also, wegen des Schuppens – Ist er – Kann ich – Ich möchte gerne nach Hause.«
    Kincaid hatte den Eindruck, dass Kieran seinen eigenen Worten zum Trotz nicht ganz so besorgt um den Schuppen wirkte wie nach dem Brand am Mittwochabend. Das war nur verständlich, denn an dem Abend hatte er unter Schock gestanden, war verletzt und zu Tode erschrocken gewesen. Aber heute schien er sich in Tavies Haus etwas freier zu bewegen, als ob er sich hier allmählich wie zu Hause fühlte.
    »Wie ich sehe, sind Sie beide einander noch nicht an die Gurgel gegangen«, sagte Kincaid.
    »Noch nicht. Obwohl wir manchmal schon dicht davor waren«, meinte Kieran mit einem ironischen Funkeln in den Augen. »Trotzdem – ich muss nachsehen, ob – ob noch irgendetwas heil geblieben ist –«
    »Ich habe auf dem Weg hierher mit den Brandermittlern telefoniert. Sie haben Ihren Schuppen heute Morgen freigegeben. Die Spurensicherung ist abgeschlossen, und sie sagen, man kann ihn jetzt gefahrlos betreten – wenn es auch ein ziemliches Chaos ist.«
    »Oh.« Nachdem ihm sein Wunsch gewährt war, schien Kieran nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte. »Prima.«
    »Ich bin gestern dort gewesen. Es ist nicht so schlimm, wie Sie vielleicht denken, aber Sie werden alle Hände voll zu tun haben.«
    Kieran

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