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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Rest einer guten Flasche Scotch in den Ausguss geschüttet, weil er meinte, von dem Geruch würde ihm schlecht.«
    Immerhin hörte es sich nicht so an, als wäre Atterton zu einer Sauftour aufgebrochen, dachte Kincaid. »Versuchen Sie weiter, ihn zu erreichen«, sagte er zu Bell. »Es war richtig, dass Sie ihm heute Nachmittag geholfen und dass Sie mich angerufen haben. Aber Freddie Atterton ist ein erwachsener Mann, und wir haben kein Recht, seine Bewegungsfreiheit einzuschränken, solange wir ihm nicht irgendeine Straftat zur Last legen.«
    »Das werden wir doch nicht tun, oder?«, fragte Bell. »Ihn anklagen, meine ich.«
    »Die Spurensicherung hat nichts gefunden, was ihn mit dem Tatort in Verbindung bringt, deshalb wird es vorläufig wohl nicht dazu kommen.« Er war jedoch keineswegs so sicher, wie er sich anhörte. »Gab es heute sonst noch irgendetwas?«, fragte er. »Irgendetwas Auffälliges in Ihren Gesprächen mit ihm?«
    Es war still am anderen Ende, während Imogen Bell nachdachte. Dann sagte sie: »Er hat immer wieder nach dem Boot gefragt; er wollte wissen, wann er es wiederhaben könne. Ich sagte ihm, die Spurensicherung sei fast fertig damit. Ich hoffe, das war okay.«
    Kincaid runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche – obwohl er bis zur Testamentseröffnung keinen Rechtsanspruch auf das Boot hat.«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, setzte Gemma sich wieder zu ihm an den Tisch und schenkte sich einen Schluck Bordeaux ein. »Beccas Exmann ist verschwunden, habe ich das richtig gehört?«, fragte sie. »Glaubst du, dass er sich etwas angetan hat?«
    »Auf mich wirkte er eigentlich nicht selbstmordgefährdet«, antwortete Kincaid. »Und DC Bell, die ihn betreut hat, sagte, er habe immer wieder nach dem Filippi gefragt, ihrem Rennruderboot. Warum sollte er fragen, wann er das Boot wiederhaben kann, wenn er vorhätte, sich das Leben zu nehmen?«
    »Du denkst nicht –« Jetzt war es Gemma, die zögerte. »Du denkst nicht, dass er in Gefahr schwebt, oder?«
    Kincaid dachte daran, wozu Craig, Gaskill und ihre im Hintergrund wirkenden Helfershelfer fähig waren, wenn sie verhindern wollten, dass ihre Machenschaften ans Licht kamen. »Ich hoffe nicht«, sagte er.
    Kincaid konnte lange nicht einschlafen. Er lag da und spürte das Gewicht von Gemmas Bein auf seinem, atmete den Fliederduft ihrer Badeseife ein und machte sich Gedanken um Freddie Atterton – und um Gemma.
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden musste er dann doch eingenickt sein, doch er wachte wieder auf, als die nahende Morgendämmerung die Scheiben der Schlafzimmerfenster fast unmerklich heller werden ließ.
    Vorsichtig zog er seine Füße unter Geordie hervor, der sich zum Schlafen quer über das Fußende des Betts ausgestreckt hatte, stand auf, duschte und zog sich an. Als er fertig war, beugte er sich über Gemma und küsste sie auf den Mundwinkel. »Ich fahre nach Henley«, flüsterte er.
    »Was?« Sie blinzelte verschlafen. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Schsch – schlaf schön weiter. Ich ruf dich an.«
    Er schlich die Treppe hinunter und bemühte sich, die Kinder nicht zu wecken. Dabei wurde ihm plötzlich bewusst, dass das Haus um diese frühe Morgenstunde eine ganz eigentümliche Atmosphäre ausstrahlte. Er stellte es sich als ein friedlich schlummerndes Wesen vor, das wartete, bis sein Herz wieder zum Leben erwachte – etwas, dessen Ausdünstungen eine Mischung aus Tee- und Toastdüften, Hundegeruch und dem feinen Nebel von Kinderatem waren.
    Er war ziemlich stolz auf sich – und auf seine lebhafte Fantasie –, als er es unbemerkt bis zur Haustür schaffte. Doch dann hörte er das Klicken von Krallen auf den Fliesen.
    Als er sich umdrehte, sah er, dass Geordie ihm nach unten gefolgt war. Der Hund schaute schwanzwedelnd zu ihm auf, mit jenem vorwurfsvoll-schmachtenden Blick, zu dem nur Cockerspaniels fähig sind.
    Kincaid ging in die Hocke und tätschelte Geordie die Ohren. »Ich kann jetzt nicht mit dir raus«, flüsterte er. »Geh wieder ins Bett.«
    Geordie legte den Kopf schief und wedelte noch heftiger. Kincaid gab ihm noch einen letzten Klaps. »Dir entgeht aber auch gar nichts, was, Kumpel? Pass mir schön auf Gemma auf, ja? Bist ein braver –«
    Er stand da und starrte den Hund an. Wieso war er nicht eher darauf gekommen?
    Als Kincaid in Henley ankam, war es schon heller Tag. Er fuhr über die Brücke und sah die Achter vom Leander-Club ablegen wie eine vielbeinige Flottille. Der

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