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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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nickte. Er griff sich an die Stirn, als wollte er sich kratzen, besann sich aber offenbar eines Besseren und ließ die Hand wieder in den Schoß sinken. »Tavie sagt mir immer wieder, dass alles ersetzbar ist und dass ich froh sein sollte, noch am Leben zu sein. Na ja, das weiß ich schon, aber alles, was ich besitze, war in diesem Schuppen. Ich könnte –« Er schüttelte den Kopf, als zweifelte er, ob es klug wäre, den Gedanken auszusprechen. »Wissen Sie, wer mir das angetan hat?«, fragte er stattdessen. »Oder warum? War es der Mann, den ich am Fluss gesehen habe?«
    »Das wissen wir noch nicht. Aber was diese Stelle am Fluss betrifft –« Kincaid nutzte die Gelegenheit, um auf sein Thema zu kommen. »Sie hatten recht. Da war tatsächlich jemand, und er hat auch Spuren hinterlassen.« Kincaid beugte sich vor und sah zu den Hunden hinüber, die sich beide behaglich ausgestreckt hatten und zu schlafen schienen. »Mir ist da ein Gedanke gekommen – Wäre es möglich, dass die Hunde dort einen Geruch aufnehmen und mit einer bestimmten Person in Verbindung bringen könnten?«
    Kieran runzelte die Stirn. »Das ist jetzt wie lange her – vier Tage? Und ich war auch dort, ganz zu schweigen von Ihrem Spurensicherungsteam, das alles durchkämmt hat. Tavie ist die Expertin, aber ich würde sagen, es ist extrem unwahrscheinlich.«
    Als ob er wüsste, dass sie über ihn redeten, gab Finn einen Laut zwischen Schnaufen und Stöhnen von sich und hob den Kopf.
    »Die Hunde könnten vielleicht reagieren, wenn sie eine Art emotionalen Bezug zu dem Geruch haben«, fuhr Kieran fort, ohne Kincaid in die Augen zu sehen. »Zum Beispiel – äh, durch irgendein einschneidendes Ereignis oder auch, wenn sie den Geruch einer Person aufnehmen, die sie schon kennen.«
    Finn stand auf, gähnte und kam herbei, um sich zu Kierans Füßen zu betten. »Aber sie könnten genauso gut Interesse zeigen, weil diese Person zum Frühstück Würstchen gegessen hat«, fuhr Kieran fort. »Ihr seid ganz schön launische Biester, was?«, sagte er zu Finn und beugte sich vor, um dem Hund den Kopf zu streicheln.
    »Okay, danke«, sagte Kincaid enttäuscht. »Es war immerhin einen Versuch wert.«
    Jetzt sah Kieran ihm in die Augen; sein Blick war klar und direkt. »Sie glauben zu wissen, wer es getan hat.«
    »Ich habe keine Beweise«, erwiderte Kincaid.
    Er hatte gehofft, dass, falls Melody und Gemma im Fall Jenny Hart eine Identifizierung bekämen, die Hunde eine eindeutige Verbindung zwischen dem Tatort des Mordes an Rebecca Meredith und Craig herstellen könnten. Auf dieser Grundlage könnten sie dann einen Durchsuchungsbeschluss für Craigs Haus und Wagen beantragen.
    Er wollte Craig den Mord an Jenny Hart nachweisen, aber noch mehr wollte er ihn für Rebecca Meredith drankriegen.
    »Hören Sie, Mr. Connolly«, sagte er und stand auf. »Er ist immer noch auf freiem Fuß, und Sie sind bislang der Einzige, der ihn vielleicht am Fluss gesehen hat. Bleiben Sie noch eine Weile hier. Und gehen Sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein aus dem Haus.«
    An der Tür drehte Kincaid sich noch einmal um. »Ach, übrigens, wegen des Boots, an dem Sie gearbeitet haben – das, um das Sie so besorgt waren: Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir Ihren Nachbarn gebeten haben, es in seinem Schuppen einzuschließen.«
    Er verabschiedete sich und war sich dabei keineswegs sicher, dass Kieran seinen Rat befolgen würde, doch er konnte ja schlecht jeden, der irgendetwas mit Rebecca Meredith zu tun gehabt hatte, vorsorglich in Haft nehmen.
    Es wurde allmählich wärmer, als er zum Marktplatz zurückging. Er blieb stehen und sah auf seine Uhr: Es war erst zehn. Noch mindestens zwei Stunden, ehe er hoffen konnte, von Gemma zu hören. Und er hatte keinen Zweifel, dass er von ihr einen Bericht aus erster Hand bekommen würde. Seinen Warnungen zum Trotz war sie zu sehr Polizistin, um die Zeugenaussage nicht mit eigenen Ohren hören zu wollen.
    Und in der Zwischenzeit würde er herausfinden, wo zum Teufel dieser Freddie Atterton steckte.
    Er versuchte es zuerst in der Bar des Hotel du Vin, auch wenn es noch recht früh am Tag war, nur für den Fall, dass Attertons Abstinenz-Vorsatz nicht lange Bestand gehabt hatte – doch er war nicht dort.
    Von dort ging er über die Brücke zum Leander. Nicht, dass er DC Bells Gründlichkeit misstraut hätte, aber es war ja immerhin möglich, dass sie und Atterton sich gerade verpasst hatten. Aber auch dort hatte er kein Glück,

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