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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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und guten Untertan in Cornwall erinnert - an Lord Graelam de Moreton von Wolffeton.«
    »Lord Graelam«, wiederholte Burnell. »Von welcher Angelegenheit sprecht Ihr, Sire?«
    Edward verlor die gute Laune nicht. »Dummkopf«, sagte er freundlich, »natürlich von meiner kleinen Philippa! Wir suchen doch einen Ehemann für die Schöne, der für mich auch einen geeigneten Schwiegersohn abgibt.«
    Burnell starrte den König mit offenem Mund an. Er hatte mit der Königin über seine uneheliche Tochter gesprochen, mit seiner Gattin ?
    Er schluckte und sagte dann: »Lord Graelam ist aber schon verheiratet, Sire. Er stand ganz oben auf meiner Liste, bis mir einfiel, daß er Kassia de Belleterre aus der Bretagne geheiratet hat.«
    »Natürlich ist er verheiratet, Robbie. Habt Ihr denn den Verstand verloren? Ihr solltet Euch wirklich mehr Schlaf in der Nacht gönnen. Nein, es ist so: Lord Graelam soll für mich den idealen Schwiegersohn finden. Ihr werdet sehen, daß er bereit ist, uns eine Liste möglicher Kandidaten aufzustellen.«
    »Ich, Sire?«
    »Aber sicher, Robbie, ihr. Wem sonst könnte ich das anvertrauen? Nehmt einen Schluck Braunbier, Brot und Käse zu Euch und macht Euch dann auf den Weg! Ihr müßt etwas essen, Robbie, damit Ihr bei Kräften bleibt. Ah, und schreibt an Lord Henry! Teilt ihm unsere Pläne mit! Ja, und jetzt muß ich mit Euch über eine Sondersteuer für diese aufgeblasenen Schotten sprechen. Ich meine, wir müssen ...«
    »Verzeihung, Sire, aber wolltet Ihr nicht, daß ich so bald wie möglich nach Cornwall aufbreche? Nach Wolffeton, um mit Sir Graelam zu sprechen?«
    »Wie? Ja, natürlich, Robbie. Ende der Woche. Und jetzt nehmt Euren Verstand zusammen und nennt mir die Namen jener schottischen Lords, die mit ihren Untaten Schande über die Cheviothügel bringen!«

6
    Burg St. Erth
    Philippa hörte Schreie hinter sich. Ein großer bärtiger Mann packte sie am Ärmel. Doch sie riß sich los, und er hatte nur noch den Ärmel in der Hand. Es folgte ein wieherndes Gelächter, und jemand schrie: »Idiot, du hättest sie am Rocksaum packen sollen! Ein nackter Arsch ist allemal besser als ein nackter Arm!«
    Es war so dunkel wie tief im Brunnenschacht. Philippa rannte, so schnell sie ihre Beine trugen, über den Burghof auf die Ställe zu. Sie hoffte, sich dort ein Pferd zu greifen und dann ... Ja, was? Die Tore waren geschlossen. Die Nacht war kalt, und sie fror, denn sie hatte ja nichts außer dem zerlumpten Kleid mit nur einem Ärmel am Leibe.
    Aber die Angst machte ihr Beine. In den Ställen war es dunkel und warm. Es roch nach frischem Heu, nach Kot und Pferden. Sie nahm an, daß die Pferdepfleger auch zum Abendessen gegangen waren. Sie atmete schwer. Da hörte sie ganz in der Nähe die Stimme des Burgherrn: »Du bist ja nur eine Frau. Gut, das ist ein Fehler, den du nicht beheben kannst - wenn du willst, ein Irrtum des lieben Gottes - aber mußt du denn immer handeln, ohne vorher zu überlegen? Was hattest du eigentlich vor, wenn es dir gelungen wäre, dir ein Pferd zu beschaffen?«
    Langsam drehte Philippa sich zu ihm um. In der offenen Stalltür stand mit einer Laterne in der rechten Hand Dienwald de Fortenberry.
    Sie ließ die Schultern hängen. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Da sich so viele Leute bei Euch aufhalten, hoffte ich darauf, daß die Tore vielleicht offen wären, um Menschen herein und heraus zu lassen, und die Torhüter und Wachtposten mich vielleicht nicht sähen und...«
    »Und daß vielleicht der Mond aufginge und dir den Weg an den Hof zu London wiese, he? Und die Straßenräuber würden, wenn du mit dem Rock bis zu den Oberschenkeln hochgeschlagen an ihnen vorbeirittest, dich freundlich grüßen und Handküsse zuwerfen? Dummes Mädchen, ich wäre niemals 26 Jahre alt geworden, wenn ich so wenig auf mich und meine Burg achtete. Wir fühlen uns in diesen Mauern ganz behaglich.« Er stellte die Laterne auf die Erde. Philippa wich bis an die Tür einer Box zurück. »Wenn du weiterhin immer handelst, ohne vorher nachzudenken, zweifle ich daran, daß du auch nur 20 wirst. Du hast dir einen Ärmel abgerissen.«
    »Nein, das hat einer Eurer tolpatschigen Männer getan.« Sie fühlte sich plötzlich mit ihm allein völlig schutzlos. Nackt hing ihr rechter Arm herab. »Bitte, my Lord, darf ich gehen? Ich kann jetzt wieder klar denken. Ich wäre Euch sehr dankbar.«
    »Du willst gehen? Nun mal langsam, Lady! Mit deinem Verhalten hast du es eher verdient, daß ich dich züchtige.

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