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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie.
    »My Lord«, sagte sie, als sie zu ihrem Gatten zurückgekehrt war, »du mußt dich mit deinen Ausdrücken mäßigen. Ja, sicher mußt du dem König schreiben. Aber erwähne nur nicht, daß das Mädchen verschwunden ist! Nein, wir müssen einen Augenblick nachdenken. Wir dürfen nicht überstürzt handeln. Philippa hat wahrscheinlich mitangehört, daß wir darüber sprachen, sie de Bridgport zur Frau zu geben.«
    Lord Henry stöhnte. »Und daraufhin ist sie aus Beauchamp geflohen. Wie bin ich nur auf den Namen dieses Hurensohns gekommen? Und wie konnte ich ihn dann auch noch vor de Vescy nennen? Bei Gott, ich habe mich wie ein Vollidiot benommen.«
    Insgeheim stimmte Lady Maude diesem Urteil durchaus zu. Laut aber sagte sie: »Ich finde, daß William de Bridgport einen guten Ehemann für sie abgeben würde.«
    Lord Henry starrte seine Frau fassungslos an. Wie kam es, daß sie so schmale Lippen hatte? Sie hatte doch vor Jahren volle Lippen besessen, die sie zum Schmollmund und zu einem süßen Lächeln verziehen konnte. Und wo, zum Teufel, waren ihre Brüste geblieben? Einfach ebenso verschwunden. Gleich darauf dachte er an Giselle, seine 16jährige Geliebte. Sie hatte herrliche Brüste und wundervolle Lippen.
    Seine Gedanken wandten sich wieder dem Problem des Augenblicks zu, und er stöhnte erneut. Des Königs Tochter war fort. Er hatte keine Ahnung, wohin. Und Schrecken erfüllte ihn bei der Vorstellung, sie könnte umgebracht oder vergewaltigt worden sein. Was konnte einem schönen jungen Mädchen wie Philippa nicht alles zustoßen! Sein Geist sträubte sich, daran zu denken. Hinzu kam, daß Lord Henry sie sehr gern hatte. Sie war alles, was sich ein Vater von seiner Tochter wünschen konnte. Nein, sie war mehr. Sie war ja sogar seine Verwalterin gewesen.
    Sie hatte nicht solchen Unsinn im Kopf wie ihre Schwester und war nicht besonders eitel. Sie konnte lesen, schreiben und rechnen. Und sie konnte denken. Philippas einziger Nachteil war, daß sie in kritischen Augenblicken nicht nachdachte. O ja, wenn sie einen Streit zwischen zwei Bauern zu schlichten hatte, fand sie eine Lösung, die eines Salomons würdig war. Aber wenn sie in eine Krise geriet, verwandelte sie sich in einen tanzenden Derwisch und war von allen guten Geistern verlassen. Sie hatte also de Bridgports Namen gehört und war auf der Stelle verschwunden.
    Wohin war sie geflohen?
    Plötzlich wurden Lord Henrys Augen ganz groß. Wie dumm, daß er erst jetzt darauf kam! Die Wollewagen, die zum Markt in St. Ives abgefahren waren! Grinsend sah er seine Frau an, deren Nase im Laufe der Jahre immer verkniffener geworden war.
    »Ich weiß, wohin Philippa gegangen ist«, sagte er, »und ich werde sie finden.«
    Burg St. Erth
    Dienwald neigte nicht zu voreiligen Entschlüssen. Im Gegensatz zu Philippa de Beauchamp ließ er sich die Dinge gründlich durch den Kopf gehen, bevor er handelte. Und in dieser Angelegenheit hatte er alle Zeit der Welt. Auf jeden Fall wollte er die Dirne dafür bestrafen, daß sie so einfach aus dem großen Saal davongerannt war und ihn vor allen seinen Leuten obendrein bis auf die Knochen blamiert hatte.
    Als er mit ihr über den Burghof schritt, hielt er sie fest an ihrem nackten weißen Arm. Aus dem Pferch hinter den Unterkünften der Krieger brüllte ein Esel. Ein Eber schien, nach dem Quieken zu urteilen, gerade eine Sau zu decken. Eine Henne gackerte zum letztenmal, bevor sie den Kopf in die Federn steckte und einschlief.
    Philippa hatte jetzt Angst. Er spürte es bei jedem Schritt an ihrem Widerstand. Es war eine kalte Nacht, und sie fror. »Beeil dich!« sagte er und beschleunigte den Schritt. Doch dann wurde er wieder langsamer. Sie konnte doch nicht in einem zerrissenen dünnen Kleid und barfuß entfliehen?
    Als er mit ihr in den großen Saal kam, trat Stille ein. Er rief nach seinem Knappen Tancrid, einem mageren blonden Jungen in Philippas Alter mit sanften braunen Augen und einem sehr trotzigen Kinn. Er kam eilig zu seinem Herrn und lauschte dessen leisen Worten, wobei er ständig nickte. Dann machte Dienwald kehrt und zog Philippa die Treppe zu den Wohnräumen hinauf.
    »Ihr wollt mich doch nicht wieder in das kleine Turmzimmer einsperren?«
    »Nein. Ich habe dir doch gesagt, daß ich dich an mein Bett anbinden werde.«
    »Ich wünschte, Ihr tätet es nicht. Könnt Ihr mir das nicht ersparen?«
    »Du hast dich über mich lustig gemacht, Dirne ...«
    »Philippa heiße ich und bin keine Dirne.«
    »Halt jetzt den

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