Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Ich sollte dich festbinden und dich für deine Frechheit und den Mangel an Respekt gründlich verprügeln - was dein Vater vermutlich versäumt hat. Was hast du lieber, die Peitsche oder meine bloße Hand?«
    »Bleibt mir vom Leibe!«
    »Ich habe mich ja noch gar nicht bewegt. Nun, du sagtest zuerst, du wolltest nicht meine Geliebte werden. Dann hast du deine Meinung wieder geändert und hast erklärt, du wolltest doch lieber von mir als Geliebte angenommen werden, als den Mann zu heiraten, den dein Vater für dich ausgesucht hat. Habe ich die richtige Reihenfolge eingehalten?«
    Sie nickte, mit dem Rücken an die Tür der Box gelehnt. »Wenn ich die Wahl hätte, würde ich das Lächeln des Satans vorziehen.«
    »Lehn dich lieber nicht an diese Tür, Dirne! Sie führt zur Box von Philbo, meinem Kampfroß. Er hat es nicht gern, wenn ihn jemand stört, und er könnte dich leicht in die weiche Schulter beißen.«
    Philippa schoß von der Tür weg und sah sich um. Der Hengst sah ebenso gefährlich aus wie sein Herr.
    »Bist du zänkisch veranlagt?«
    »Gewiß nicht! Es ist nur, daß de Bridg...« Erschrocken brach sie mitten im Wort ab.
    »William de Bridgport?« In Dienwalds Augen glomm es auf. Er sah, daß schon der Name des Mannes ihr einen Schreck einjagte. Das Mädchen redete ohne jede Überlegung drauflos und handelte, ohne die Folgen zu bedenken. Wahrscheinlich konnte jeder alles aus ihr herauskriegen, was er erfahren wollte. Ob sie, wenn man ihre Leidenschaft erregte, auch hemmungslose Schreie von sich geben würde? »Das ist ein abstoßender Kerl«, sagte Dienwald. »Dick und mit fauligen Zähnen und nicht gerade von angenehmem Gemüt.«
    »Nein, es ist jemand anders! Ich habe seinen Namen eben nur genannt, weil... Euer Pferd mich an ihn erinnert hat!«
    »Mein armer Philbo, mußt dich von einer Dirne mit schwachem Verstand beleidigen lassen! Du würdest mir also deinen schönen Körper lieber überlassen, als ihn zu heiraten. Ich weiß nicht, ob ich geschmeichelt oder nur erstaunt sein soll. Bist du wirklich sicher, daß Lord Henry kein Lösegeld für dich zahlen würde? Ich brauche nämlich dringend Geld. Mir wäre Geld lieber als dein zweifellos weicher und schöner, aber leider sehr langer Körper.«
    Philippa schüttelte den Kopf. »Leider ist es so. Er würde nichts zahlen. Ihr müßt mir glauben. Ich lüge nicht. Diesmal nicht. Ich habe belauscht, wie er meiner Mutter und einem Freier meiner Schwester, der mich vergewaltigen wollte, gesagt hat, daß er mir nicht mal eine Mitgift geben würde.«
    »Ein Freier deiner Schwester hat versucht, dich zu vergewaltigen? Wie ist es denn dazu gekommen?«
    »Es war Ivo de Vescy. Mein Vater kam dazu. Das war Ivos Glück. Sonst hätte ich ihm ernsthaft weh tun müssen. Ich bin nämlich ziemlich kräftig.«
    Dienwald konnte sich nicht helfen, er mußte lachen. Wutentbrannt war er ihr nachgerannt, hatte ihr Gewalt antun wollen. Aber sie hatte ihn entwaffnet, erst durch ihre bloße Angst, jetzt durch ihre ungekünstelte Offenheit. Sie war noch sehr jung... nein, so jung nun auch nicht mehr. Viele Mädchen hatten in ihrem Alter schon Mann und Kind.
    »Und dein Vater hat zu Ivo de Vescy gesagt, daß er dich de Bridgport zur Frau geben werde?«
    Sie nickte. »Ich hatte nichts davon geahnt. Er hat mit mir nie ein Wort über de Bridgport gesprochen. Zuerst konnte ich es nicht glauben, wollte es nicht glauben, aber dann ...«
    »Und dann hast du, ohne zu überlegen, einfach gehandelt, bist in den Burggraben und danach in den Wollewagen gesprungen. Na schön, das ist vorbei. Komm jetzt! Ich bringe dich auf mein Zimmer und feßle dich an mein Bett. Ich werde gut aufpassen, daß ich dein Kleid nicht noch weiter zerreiße, denn es ist das einzige Stück, das du hast.«
    Burg Beauchamp
    »Dieses hinterlistige Biest! Ich hoffe nur, daß sie platt auf die Schnauze fällt. Von mir aus soll sie plündernden Kriegern in die Hände laufen oder in einem Kloster eingesperrt werden. Wenigstens will der liebe Ivo sie nicht mehr haben - jedenfalls möchte ich es ihm geraten haben.«
    »Halt den Mund, Bernice!« brüllte Lord Henry. »Ich muß dem König sofort einen Brief schreiben ... schon wieder. Bei Gottes Zehennägeln, ich werde Beauchamp verlieren. Er wird mich in der Luft zerreißen.«
    Lady Maude schickte Bernice sofort aus den Wohnräumen. Ber-nice durfte nicht erfahren, wer die wirklichen Eltern ihrer Schwester waren, solange sie, Lady Maude, etwas zu sagen hatte. Und das hatte

Weitere Kostenlose Bücher