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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Aber er ahnte sofort, was sie vorhatte. Obwohl ihm die Augen noch von der Seife brannten, sagte er mit größter Gelassenheit: »Laß das, Philippa! Gebrauche endlich mal deinen Verstand! Vor der Tür wacht Tancrid. Solltest du ihn überrumpeln und ihm mit irgendeinem Gegenstand den Kopf einschlagen, dann müßtest du noch immer an allen meinen Männern vorbeikommen. Also setz dich aufs Bett und berichte mir weiter von eurer Tagesarbeit!«
    Sie setzte sich aufs Bett und legte die Hände auf dem Schoß zusammen, den Blick auf seinem Waffenrock, wo er den Schlüssel verwahrt hatte. Seufzend sah sie ein, daß er recht hatte.
    »Morgen fangen wir mit dem Einfärben der Wolle an. Sollten sich einige Frauen darauf verstehen, kann übermorgen mit dem Nähen der ersten Kleider begonnen werden.«
    Er wusch sich jetzt den Unterleib, und sie sah ihm dabei zu. Sie konnte nicht anders. Sie hätte gern gewußt, wie es wäre, wenn sie ihn anfassen, ihn einseifen würde ... Er lächelte. »Für dich lasse ich sauberes Wasser bringen.«
    »Wollt Ihr etwa hierbleiben und mir dabei zusehen?«
    Dienwald dachte: Wenn ich jetzt Ja sage, wäscht sie sich gar nicht und bleibt lieber schmutzig. »Nein, ich lass' dich allein. Aber solltest du irgendwas Verrücktes versuchen, dann stelle ich etwas mit dir an, das dir überhaupt nicht gefallen wird.«
    »Was denn?«
    »Halt jetzt die Klappe und gib mir das Handtuch! Da nur eins da ist, benutze ich nur eine Seite. Bedanke dich dafür, Dirne!«
    »Danke.«
    Burg Wolffeton, nahe St. Agnes
    »Dieser verfluchte Hurensohn! Er hat es gewußt. Dieser Schuft hat sehr gut gewußt, daß dein Vater den Wein für Wolffeton bestimmt hat. Ich breche ihm beide Arme und jeden Finger einzeln, ich schlage ihm die Nase ein, ich zerstampfe ihn...«
    Graelam de Moreton, der Lord von Wolffeton, hielt jäh inne, weil seine Frau laut über ihn lachte. »Kassia, wir haben nur noch zwei Fässer. Und dies war ein Geschenk deines Vaters. Er hat viel Geld dafür zahlen müssen, um den Wein aus Aquitanien in die Bretagne bringen und dann zu Schiff zu uns verfrachten zu lassen. Läßt es dich denn ganz kalt, daß der verfluchte Hurensohn die Frechheit hatte, das Schiff zum Wrack zu machen und alles, was an Gütern darauf war, zu stehlen?«
    »Du weißt doch gar nicht, ob Dienwald dahintersteckt«, sagte Kassia de Moreton. »Die Sache muß vor über einer Woche passiert sein. Vielleicht hat der Kapitän einen Fehler gemacht und das Schiff auf die Felsen gesetzt. Vielleicht haben Bauern die Waren gestohlen, als das Schiff schon im Sinken war. Vielleicht ist auch alles untergegangen.«
    »Ich weiß, daß er es war«, sagte Graelam zornig. »Wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich habe vor einigen Monaten mit ihm eine Wette abgeschlossen. Es ging darum, wer von uns beiden mehr Wein aus Aquitanien trinken kann, ohne unter den Tisch zu fallen. Dabei habe ich ihm erzählt, daß dein Vater uns Wein schicken würde. Sobald der Wein da wäre, wollten Dienwald und ich die Wette austragen. Er ahnte, er würde verlieren, und deshalb hat er den Kapitän ins Verderben gelockt. Ich weiß es. Und du weißt es auch. Jetzt hat er den ganzen Wein und kann so viel trinken, wie er Lust hat. Möge seine Leber verrotten! Nein, du darfst ihn nicht verteidigen, Kassia. Seine Heidenaugen sollen verfaulen, weil er den verdammten Wein gestohlen hat!«
    Kassia sah ihren erzürnten Gatten an und mußte wieder lachen. »Also darum geht es. Dienwald hat dich mit einer List übertölpelt, und du kannst nicht verlieren.«
    Graelam warf seiner Frau einen bitterbösen Blick zu. Ihr machte es allerdings wenig aus. »Er ist nicht mehr mein Freund, und auf Wolffeton ist er nicht mehr willkommen. Ich verklage ihn. Und beim nächsten Turnier werde ich ihm die Ohren langziehen. Für diese Frechheit schneide ich ihm die Kehle durch ...«
    Kassia erinnerte ihn ruhig: »Dienwald soll im nächsten Monat zu Besuch kommen und eine Woche bei uns bleiben. Ich werde ihm schreiben und ihn bitten, uns als guter Nachbar und Freund etwas von dem köstlichen Wein aus Aquitanien mitzubringen.«
    »Das verbiete ich dir! Er ist ein heimtückischer Dieb!«
    »Meinst du nicht, daß es wichtig ist, gute Freunde zu haben, my Lord? Und unter guten Freunden ist es nun mal üblich, daß sie zur Unterhaltung Wetten abschließen. Ich freue mich jedenfalls darauf, Dienwald wiederzusehen. Dann werden wir ja hören, was er zu sagen hat, wenn du ihn dieser hinterhältigen Tat

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