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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nicht wahr?«
    »Was ist ein Castrato?«
    »Ein Mann, der kein richtiger Mann mehr ist, weil man seine Männlichkeit sozusagen im Keim erstickt hat.«
    »Das hört sich ja furchtbar an.« Gegen ihren Willen richtete sich ihr Blick zwischen seine Beine.
    Er lachte. »Ja, ein erstrebenswertes Ziel ist es nicht gerade. Nun, Dirne, komm mit mir ins Schlafzimmer! Da können wir beide baden. Ich habe die Nase voll von meinem Gestank, gar nicht zu reden von deinem. Vielleicht lasse ich mir von dir den Rücken schrubben.«
    Philippa hätte ihm gern eine scharfe Antwort gegeben, aber sie war zu müde dazu. Ein Bad - das klang wunderbar. Dienwald schwieg auch. Er machte einfach kehrt, in der Erwartung, daß sie ihm wie ein gehorsamer Jagdhund folgen werde. Was sie auch tat.
    Sie kamen an Alain vorbei. Der Verwalter nickte Dienwald mit anerkennendem Grinsen zu, und Philippa fragte sich: Warum hat er heute morgen seinen Herrn so unverblümt verleumdet? Hier stimmte etwas nicht. Philippa hatte sich nie für übermäßig neugierig gehalten, aber jetzt hätte sie diesem Master Alain gern die Wahrheit aus dem Leib geschüttelt.
    Dienwald verschloß die Zimmertür hinter ihnen, steckte den Schlüssel in eine Tasche seines Waffenrocks und sagte zu ihr: »Zur Abwechslung will ich einmal ritterlich sein und dich zuerst baden lassen. Damit du siehst, daß Ritterlichkeit in Cornwall noch in hohem Ansehen steht.«
    »Ich bin aber so schmutzig, daß Ihr danach neues Wasser braucht. Außerdem könnt Ihr nicht hierbleiben, wenn ich bade. Wollt Ihr draußen warten?«
    »Nein, ich will dich nackt sehen. Wie gestern, nur diesmal ganz nackt und nicht nur teilweise.«
    Philippa sah auf den mit Kupferdauben versehenen dampfenden Holzzuber und spürte ein fast unüberwindliches Verlangen hineinzuspringen. Doch sie rührte sich nicht. Sie würde sich nicht noch einmal demütigen lassen. Sie würde sich nicht zu seinem Liebchen erniedrigen lassen. Überraschend sagte Dienwald kein Wort mehr. In aller Ruhe entledigte er sich seiner Kleider.
    Mehrere Minuten waren vergangen, da hielt sie es nicht mehr aus. Sie hob den Kopf und sah ihn keinen Meter entfernt neben dem Zuber stehen. Sie hatte schon nackte Männer gesehen. Sie war ja keine Klosterschülerin. Aber dies hier war anders. Er war anders. Er hatte einen festen, schlanken, behaarten Körper mit langen, muskulösen Beinen und flachem, gutgeformtem Unterleib. Sie sah hin - und konnte den Blick nicht von ihm wenden. Aus dem dichten Haarbusch zwischen den Lenden schwoll sein Glied, und fasziniert sah sie zu, wie es immer dicker und länger wurde.
    Tief in ihrem Schoß wurde es sonderbar warm. Philippa ahnte, daß ihre Reaktion nicht recht war. Deshalb drehte sie sich schnell um, so daß sie ihm den Rücken zukehrte.
    Lachend stieg Dienwald in den Zuber. Er hatte bemerkt, daß sie ihn angesehen hatte, hatte gespürt, wie sein Geschlechtsteil unter ihren Blicken steif geworden war. Auch ihre Verwirrung darüber war ihm nicht entgangen.
    Er seifte sich ein, und der Schmutz löste sich von der Haut. »Nun berichte mir, was für Fortschritte ihr gemacht habt, Dirne! Aber jammere nicht über die Schwierigkeiten, über die Hitze in der Stube und über die Schimpfreden der alten Agnes! Was habt ihr geschafft?«
    Philippa wandte sich ihm wieder zu. Seine Haare, sein Kopf und die Schultern waren weiß vor Seifenschaum. Mehr war von ihm nicht zu sehen.
    »Es hat fast nur Schwierigkeiten gegeben, aber ich jammere nicht. Ich könnte Prink das Fell vom Leibe ziehen, wenn ihn das Fieber nicht ins Grab bringen sollte. O ja, wir werden guten Stoff zustande bringen. Ich dachte, daß vielleicht Edmund den ersten Rock bekommen sollte. Er sieht so zerlumpt aus wie das Kind eines Tagelöhners.«
    Dienwald tauchte den Kopf unter Wasser. Danach sagte er übertrieben laut: »Nein, als erstes bekommst du ein Kleid. Das war ausgemacht. Als Frau weißt du zwar nichts von Ehre und ehrlichem Handel, aber ich bin ein Ehrenmann. Spiel mir bloß keine rührseligen Szenen vor! Für Märtyrer habe ich nichts übrig. Im übrigen hast du überhaupt noch keine Kinder von Tagelöhnern gesehen. Sie laufen fast nackt herum.«
    »Ihr habt Seife in die Augen gekriegt, und jetzt laßt Ihr Euren Zorn an mir aus! Ihr seid ein richtiger Tyrann und ein sturer Dickkopf!«
    »Nicht schlecht geschimpft für eine Jungfrau in diesem zarten Alter. Soll ich noch eins draufgeben? Euch ein paar derbere Schimpfwörter an den Kopf werfen?«
    Sie sprang auf.

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