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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Mädchen, is ja viel schlimmer.«
    »Es heißt nicht is' ja, sondern das ist.«
    Lächelnd hörte Dienwald dem Streitgespräch zu. Doch als sie Edmund berichtigte, zog er die Brauen zusammen. Die Dirne mischte sich in alles ein. Dennoch wollte er nicht, daß sein Sohn so redete wie der Fleischerjunge.
    »Er kriegt einen grünen Waffenrock«, entschied er. »Dunkelgrün, da sieht man nicht jeden Schmutzfleck.«
    Hinter Dienwalds Rücken streckte Edmund Philippa die Zunge heraus.
    Sie sah ihn lächelnd an. »Du erinnerst mich an einen meiner Freier. Er hieß Simon und war 21 Jahre alt. Aber er benahm sich wie ein Sechsjähriger, so wie du.«
    »Ich bin neun Jahre alt!«
    »Wirklich? Weißt du, ich habe dich für einen naseweisen Fünfjährigen gehalten, so wie du dich benimmst, wie du redest, wie du ...«
    »Willst du noch Bier haben, Dirne?«
    »Ja, bitte.«
    Sie trank von dem herben Bier. Es schmeckte besser als das Bier ihres Vaters. Das braute Rolly, der dickste Mann auf Beauchamp, und Philippa hatte den Eindruck, daß er das meiste davon selber trank.
    »Wieviel Bier brauchst du noch?«
    »Wieso meint Ihr, daß ich noch mehr brauche? Und wofür?«
    »Hör zu, Dirne, ich habe vor, dir heute nacht die Jungfernschaft zu rauben. Es reizt mich, daß du sie noch hast. Und dann gehörst du mir. Jedenfalls so lange, bis ich deiner überdrüssig bin. Aber wer weiß? Wenn du mir zusagst - obwohl ich bezweifle, daß du dazu fähig bist - lasse ich dich noch bleiben. Dann kannst du das Kleidermachen beaufsichtigen. Was meinst du dazu?«
    Ohne Überlegung schüttete ihm Philippa den Rest des Biers aus ihrem Krug ins Gesicht.
    Allmählich trat im großen Saal Schweigen ein. Denn jeder, ob Mann oder Frau, hatte bemerkt, daß etwas passiert war. O Gott, dachte Philippa, ich habe wieder nicht mit dem Kopf gedacht.
    Dienwald war sich bewußt, daß er sie zu ihrer Tat gereizt hatte. Und im Grunde war es ein geringes Vergehen, ihm Bier ins Gesicht zu schütten. Er hätte mit seinen Spöttereien eben warten müssen, bis sie bei ihm im Zimmer war. Nun aber mußte er etwas tun. So etwas konnte er sich vor seinen Männern und den Bediensteten nicht bieten lassen. Sie hätten ihn für einen Weichling gehalten. Er packte sie am Arm und stellte sie auf die Beine.
    Er sah ihr die Angst an und fragte sich, wie, zum Teufel, er sie für ihre Frechheit bestrafen sollte. Vielleicht konnte ihm Crocky aus der Patsche helfen. Er wandte sich an den Narren, der ebenfalls aufgestanden war.
    »Crooky, was blüht dem Mädchen, das seinem Herrn Bier ins Gesicht schüttet, für ein Schicksal?«
    Crooky strich sich über das stoppelbärtige Kinn. Er öffnete den Mund. Es sah aus, als wollte er wieder ein Lied anstimmen. Da änderte Dienwald seinen Entschluß. »Nein, sing jetzt nicht! Und auch keine Verse!«
    »Ich weiß gar kein Lied, Herr, nicht mal einen Vers. Aber ich wollte die Dirne gerade fragen, ob sie mir auch einen neuen Rock schneidern lassen wird.«
    »Ja«, sagte Philippa. »Ich nähe ihn dir sogar selbst. In jeder gewünschten Farbe, Crooky.«
    »Dann gebt ihr noch einen Krug Bier, Herr! Ja, sie ist ein gutes Mädchen. Schlagt sie jetzt nicht!«
    »Dir kann man wirklich nicht trauen«, flüsterte Dienwald ihr ins Ohr. »Du würdest, um deine Jungfernschaft zu retten, sogar dem Teufel einen neuen Rock versprechen, nicht wahr?«
    »Wo ist denn der Teufel heute abend?« fragte Philippa und schaute sich ringsum. »Ist er etwa hier zu Hause? Ich sehe allerdings viele hier, die ihm gern zu Diensten stehen würden.«
    »Komm, Dirne, ich habe in dieser langen, warmen Nacht etwas mit dir vor.«
    »Nein«, sagte sie und klammerte sich mit der linken Hand an die dicke Armlehne seines Sessels. Er sah sich das an und fragte: »Wirst du jetzt loslassen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Dienwald lächelte. Da wußte sie, daß ihr Unangenehmes bevorstand.
    »Ich gebe dir noch eine letzte Gelegenheit, mir zu gehorchen.«
    Sie starrte ihn an und war sich bewußt, daß alle im Saal den Blick auf sie gerichtet hatten. »Ich kann nicht.«
    Wieder lächelte er. Dann hob er die Hand, packte ihr Kleid am Halsausschnitt und riß es bis zum unteren Saum auf.
    Philippa schrie gellend auf, ließ die Armlehne los, griff nach den Kleiderhälften und wollte ihre Blößen damit bedecken.
    Dienwald legte die Hände unter ihrem Gesäß ineinander und hievte sie sich auf die Schulter. Mit der flachen Hand schlug er sie auf die Hinterbacken. Dann trug er sie aus dem großen Saal.

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