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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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beschuldigst.«
    »Kassia ...«, sagte Graelam. Er trat auf sie zu, nahm sie in die Arme und stemmte sie hoch in die Luft. Sie ist noch immer zu dünn, dachte er. Aber durch die Schwangerschaft wird sie allmählich rundlicher. Er ließ sie wieder herab und küßte sie auf den Mund. Ihre weichen Lippen waren immer willig, und sie schmeckten so süß. Er lächelte. Doch dann wurde er wieder ernst, und seine Augen funkelten böse. »Ich muß Dienwald eine Lektion erteilen«, sagte er, »die er nicht so schnell vergessen wird.«
    Burg St. Erth
    Mit einem zähen Rinderrippchen in der Hand schaute sich Philippa im großen Saal um. Wenigstens bin ich wieder sauber, dachte sie. Allerdings kratzte das schmutzige Kleid, aber das war noch zu ertragen. Bald würde sie saubere weiche Wolle auf der Haut tragen. Mehr verlangte sie gar nicht. Sie dachte nicht mal an Seide, dieser Gedanke lag in so weiter Feme. In diesem Moment begegnete sie einem so bösartigen Blick Alains, daß sie sich zusammennehmen mußte, um nicht zurückzuzucken.
    Dann hörte sie Crooky. Er sang in hohem Falsett von einem Mann, der 30 Kinder gezeugt hatte und dessen Frauen sich wegen seiner Untreue gegen ihn empörten, neun an der Zahl. Dienwald und die meisten Männer brüllten vor Lachen. Die Frauen dagegen lachten am lautesten, als Crooky bildhaft beschrieb, was die neun betrogenen Ehefrauen mit dem untreuen Mann anstellten.
    »Das ist ja schrecklich«, sagte Philippa, als das laute Gelächter aufgehört hatte. »Crookys Reime sind grauenhaft und seine Worte abstoßend.«
    »Er ist nur ärgerlich, weil ihn Margot nicht rangelassen hat und die Männer es gesehen und ihn ausgelacht haben.«
    Philippa aß ein Stück Brot und sagte dann zu Dienwald: »Wer ist eigentlich Alain? Ist er schon lange bei Euch Verwalter?«
    »Ich habe ihm einmal das Leben gerettet. Das war etwa vor drei Jahren. Seitdem ist er mir verpflichtet. Er leistet mir ausgezeichnete treue Dienste.«
    »Ihr habt ihm das Leben gerettet? Wie das?«
    »Er hatte sich das Mißfallen eines Ritters ohne Land zugezogen. Der Ritter wollte ihm den Schädel einschlagen. Ich kam dazu und tötete ihn. Es war ein dummer Kerl, ein roher Mensch aus der Umgebung. Danach folgte mir Alain nach St. Erth und wurde mein Verwalter.« Nach einer Weile fragte Dienwald: »Hat er dich beleidigt?«
    »Nein«, sagte sie schnell, »es ist nur ... ich traue ihm nicht über den Weg.«
    Im nächsten Augenblick bereute sie auch schon ihre unbedachten Worte. Dienwald starrte sie an, als hätte sie ihren Verstand verloren.
    »Das ist doch Unsinn«, sagte er. »Warum sagst du so etwas?«
    »Er hat mir angeboten, mir zur Flucht zu verhelfen.«
    »Lügen steht dir schlecht zu Gesicht, Dirne. Tu das nicht wieder! Sage nie wieder etwas gegen einen Mann, der mir drei Jahre lang in unwandelbarer Treue gedient hat! Hast du mich verstanden?«
    Ein Blick in Dienwalds Augen, in denen verhaltene Wut flackerte, verriet Philippa, was er dachte: Eine Frau kann ebensowenig Bücher korrekt führen, wie sie der Wahrheit die Ehre zu geben vermag. Gelassen nahm sie ein anderes Rippchen vom Teller.
    Zur gleichen Zeit erinnerte sich Dienwald der einzigen Frau in seinem ganzen Leben, die ohne Lug und Trug gewesen war. Es war Kassia de Moreton. Von Philippa hatte er sich eine Zeitlang täuschen lassen. Sie war ihm so offen, so unverblümt, so geradeheraus vorge-kommen. Aber selbst eine so junge Frau wie Philippa de Beauchamp sann nur auf Betrug. Er sollte ihr einfach die Jungfernschaft rauben und sie benutzen, bis er ihrer müde war, und sie dann verstoßen. Was kümmerte es ihn, daß ihr Leben dann zerstört war, daß ihr Vater sie in ein Nonnenstift verstoßen würde? Laut sagte er: »Vielleicht ist es so, daß Alain dir nicht traut. Er befürchtet vielleicht, du könntest mir Übles antun. Deshalb will er, daß du aus St. Erth verschwindest - natürlich vorausgesetzt, daß er dir wirklich das Angebot gemacht hat.«
    Philippa beschloß, ihm nichts von den Äußerungen des Verwalters über ihn zu erzählen. Vielleicht beurteilte er Alains Beweggründe richtig, obwohl sie es nicht glaubte. Sie wandte sich an Edmund. »Welche Farbe wünschst du dir für deinen neuen Waffenrock?«
    »Ich will gar keinen neuen Waffenrock.«
    »Danach habe ich dich nicht gefragt, sondern nur, ob du dir eine bestimmte Farbe wünschst.«
    »Ja, schwarz! Da du eine Hexe bist, kannst du mir einen schwarzen geben.«
    »Du bist ein vorlauter kleiner Bengel.«
    »Und du bist 'n

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