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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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weiß auch nicht, warum er mich haßt, Edmund.«
    »Ihr müßt ihm von jetzt an aus dem Wege gehen«, sagte Gorkel. »Ich kann nicht immer da sein und Euch schützen.«
    »Ich weiß«, sagte sie und lächelte freundlich. Er nickte ihr zu, kratzte sich am Bauch, drehte sich um und ging zu seinem Platz zurück.
    Wieder wurde es laut im Saal. Crooky machte es sich auf den Binsen bequem, Edmund stopfte sich Brot in den Mund, Philippa nahm wieder Platz und überlegte, was sie jetzt tun solle.
    In den folgenden drei Tagen hielt sie sich stets in Gorkels Nähe auf. Dessen Gegenwart hielt Alain fern. Er verzichtete fortan auch darauf, bei Tisch den Herrensessel neben ihr einzunehmen.
    Gorkel verschwieg ihr, daß ihm der Herr Befehl erteilt hatte, ständig über sie zu wachen. Wenn die Dirne aus St. Erth entwich, würde es ihn den Kopf kosten.
    In diesen drei Tagen erfuhr Philippa eine Menge über St. Erth. Sie lernte alle Bewohner kennen, nähte für Edmund einen Waffenrock aus waldgrünem Wollstoff und fing einen für Dienwald an. Ihr Rock konnte noch warten. Philippa gewöhnte sich so sehr an den ewigen Lärm im Burghof, daß sie bald unterscheiden konnte, welches Huhn gerade gackerte. Eines der Schweine folgte ihr überallhin, als wäre sie seine Mutter, was Gorkel zum Lachen brachte. Diesem anhänglichen Schwein gab Philippa den Namen Tupper.

10
    Als Philippa am Morgen des dritten Tages die Webstube betrat, empfing sie ein Höllenlärm. Ein ausgemergelter Mann mittleren Alters, dem einzelne graue Haarbüschel auf dem Schädel zu Berge standen, schrie wutbebend auf Mordrid ein.
    »Verfluchtes Biest!« brüllte er. »Hure! Falsche Kuh! Ich liege auf dem Sterbebett, und du nimmst mir meine Stelle weg! Ich bring' dich um!«
    Verwundert schaute Philippa den Mann an. Dann schrie sie: »Aufhören! Wer bist du? Was willst du hier?«
    Der Mann fuhr herum. Er sah sich Philippa von oben bis unten an und grinste höhnisch. Seine Augen röteten sich. »Aha, du bist de olle Hexe, wo den Herrn umgarnen tut. Die wo ihn dazu gebracht hat, daß er an nichts denken tut, als wie dich zu rammeln und dir zu überlassen, was meine Sache is'!«
    »Ach«, sagte Philippa und kreuzte die Arme vor der Brust. »Dann mußt du Prink sein. Frisch vom Sterbebett. Wie ich sehe, hast du uns noch nicht verlassen.«
    Ihre klare, höfliche Redeweise brachte Prink vorübergehend zum Schweigen. Er meinte, man hätte ihm übel mitgespielt und ihn betrogen. Am liebsten hätte er die Dirne angesprungen und hätte ihr die Haare ausgerissen. Doch ihre Körpergröße hielt ihn davon ab. Er war noch nicht wieder bei Kräften. »Ich will meine Arbeit aufnehmen. Du bist hier nicht erwünscht, Dirne. Raus mit dir! Und nimm
    gleich alle diese dummen Weiber mit!« Er packte Mordrid am Arm und verdrehte ihn. »Die bleibt hier - sie verdienet 'ne Tracht Prügel. Ja, und die kriegt se auch gleich.«
    »Prink«, sagte Philippa mit Nachdruck, »du wirst Mordrid sofort loslassen.«
    Der Weber verstärkte seinen Druck auf Mordrids Arm, bis die Frau vor Schmerzen stöhnte.
    Wo war Gorkel? In den vergangenen drei Tagen war er immer in ihrer Nähe gewesen. Na schön, er war eben nicht hier, und keiner würde ihr helfen, diese schwierige Lage zu bewältigen. Selbst die sonst so großmäulige alte Agnes hielt sich hinter einem großen Webstoff versteckt. Philippa trat auf den wütenden Weber zu und sah, wie bleich er war. Er schien auch Muskelkrämpfe zu haben. Offenbar war er noch sehr krank. Mit ruhiger, leiser Stimme sagte sie: »Dir geht es noch schlecht, Prink. Ich werde dich wieder zu Bett bringen.«
    Er quiekte auf wie Philippas anhängliches Schwein Tupper. Doch immerhin ließ er Mordrids Arm los. »Du bist doch bloß das Flittchen des Herrn, und du hast mir weggenommen, was meine Sache ist, und...«
    »Prink, du siehst so grau aus wie der Himmel heute morgen. Der Schweiß tropft dir von der Stirn. Willst du wirklich hierbleiben und vor allen Frauen in Ohnmacht fallen?«
    Prink wußte nicht, was er tun sollte. Nachdem er seiner gerechten Empörung Luft gemacht hatte, war er völlig erschöpft. Mit schwacher Stimme Mordrid beschimpfend, ging er langsam zur Tür. In diesem Augenblick tauchte Gorkel auf.
    »Bringe Prink zu Bett, Gorkel! Und sorge dafür, daß er erst wieder aufsteht, wenn er vollständig gesund ist! Wir sprechen uns später, Prink.«
    Sobald der Weber verschwunden war, kam die alte Agnes wutschnaubend aus ihrem Versteck hervor. »Dieser alte Taugenichts! Wie

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