Die Stimme der Jaegerin
offensichtlichen Alters und seiner Erfahrung wirkte der Mann bei seinem Versuch, Luis zu beruhigen, nicht annähernd so selbstsicher wie Claudia vorhin. »Ich habe hier was für dich.«
Luis war im Wohnwagen, aber Claudia war nicht da. Ein fremder Mann – ebenfalls ein Mensch, aber viel jünger als Jackson – stand ein gutes Stück von ihnen entfernt. Stechend durchzog der Geruch seiner Nervosität die Luft.
Luis bleckte die Zähne. Er fühlte sich benebelt, verwirrt und wütend darüber, dass die Männer den Wohnwagen betreten hatten und Claudia hinausgeschlüpft war, ohne ihn zu wecken. Das wäre nie passiert, wenn er nicht verletzt wäre und so starke Medikamente genommen hätte. Sie hatte versprochen, ihn zu beschützen. Wohin war sie verschwunden?
Dann zeigte Jackson ihm drei Fläschchen mit einer Flüssigkeit. Luis starrte sie an. Jackson wollte ihn daran schnuppern lassen, doch das brauchte er nicht. Vor seinem geistigen Auge leuchteten die Fläschchen vor magischer Energie.
»Keine Sorge, mein Junge«, sagte Jackson. »Ich werde nicht in Babysprache mit dir reden und dich bitten, dein Medi-Happi zu fressen. Ich habe den Eindruck, du würdest mich um einiges eher beißen als sie. Lust auf ’nen Drink?«
»Das ist alles, was wir in der Notfallklinik hatten, Dan«, sagte der fremde Mann. »Du hast mir nicht gesagt, wozu du es brauchst. Du wirst doch nicht ernsthaft einem Hund Heiltränke im Wert von mehreren Tausend Dollar geben, oder?«
»Doch, Stewart, ich glaube, das werde ich«, sagte Jackson. Mit einem fast lautlosen Grunzen ließ er sich vor Luis auf ein Knie sinken. »Zumindest einen für den Anfang. Dann werden wir ja sehen, wie es läuft.«
»Die Klinik wird mindestens vierundzwanzig Stunden brauchen, um die Tränke zu ersetzen«, sagte Stewart. »Wer wird das bezahlen?«
»Was diesen Teil angeht, bin ich mir nicht ganz sicher«, sagte Jackson. »Ich habe das untrügliche Gefühl, dass das Geld irgendwoher kommen wird. Zum Beispiel würde ich darauf wetten, dass seine neue Besitzerin einspringt. Und wenn alle Stricke reißen, werde ich es selbst bezahlen, aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird.«
»Er ist ein Hund.«
»Das ist es eben. Ich glaube nicht, dass er nur irgendein Hund ist, Stew.«
Aufmerksam beobachtete Luis, wie Jackson das erste Fläschchen öffnete und den Inhalt auf einen flachen Teller goss. Er stemmte sich ein Stück hoch, damit er trinken konnte, wobei er den brutal explodierenden Schmerz ignorierte. Jackson hatte den Teller kaum auf den Boden gestellt, da hatte Luis schon die Schnauze hineingesteckt. Flach atmend schleckte er die kleine Menge kostbarer Flüssigkeit auf und zwang seine geschwollenen Schluckmuskeln zur Arbeit. Wie Sonnenlicht, das plötzlich hinter Wolken hervortritt, explodierte die magische Energie in seinem Körper und breitete sich aus, bis sich seine wunde, aufgeschürfte Haut anfühlte, als hätte sie Feuer gefangen.
»Noch einen?«, fragte Jackson.
Luis nickte.
»Ja, scheiß die Wand an«, sagte Stewart. Der Mensch klang erschüttert.
»Ein aufrichtiger, wenn auch unappetitlicher Kommentar«, sagte Jackson. Er atmete hörbar aus und goss den zweiten Trank auf den Teller. Dann den dritten.
Luis schlang alles hinunter.
»Was dagegen, wenn ich dir ein paar von den Verbänden abnehme?«
Luis knurrte. Er trank immer noch.
»Oh-kay«, sagte Jackson und wich zurück. »Schätze, du kriegst die Verbände schon selbst ab.«
Luis trank den Rest des letzten Heiltranks aus und legte sich wieder hin. Als sich der Heilungszauber in seinem misshandelten Körper ausbreitete, keuchte er auf. Gebrochene Rippen und gerissene Muskelfasern wuchsen zusammen, Haut schloss sich. Heiltränke waren unglaublich wirksam, allerdings nicht schmerzfrei. Es fühlte sich an, als stünde sein ganzer Körper in Flammen.
Zum Glück waren die Menschen klug genug, genügend Abstand zu halten, solange der Prozess andauerte, denn für einen kurzen Moment war Luis wie blind und hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Wäre einer der Männer dumm genug gewesen, ihn anzufassen, hätte Luis ihn womöglich wirklich zerfleischt.
Nach einem konturlosen Zeitraum ließ das Feuer in seinem Körper nach. Vorsichtig streckte er sich und registrierte die Veränderungen. Die Schmerzen in seinem Brustkorb und dem Rest seines Körpers waren jetzt gedämpft. Vollständig geheilt war er nicht, dafür waren die Verletzungen zu schwer gewesen, außerdem war die magische Energie, die in
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